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Magdeburg-News: Rückkehrertag am 27. Dezember | Home Run – Jobs und Perspektiven in Sachsen-Anhalt



veröffentlicht am Dienstag, 26. Dezember 2023, 2. Weihnachtsfeiertag

Magdeburg. Heimweh muss nicht sein: Unter diesem Motto laden am 27. Dezember wieder zahlreiche Landkreise, Kommunen, Unternehmen und Institutionen in Sachsen-Anhalt zum Rückkehrertag ein. Bei der 13. Auflage der Veranstaltung präsentieren sich 800 Unternehmen, die rund 4.000 freie Stellen anbieten. Es geht aber um mehr als das.

Es ist jetzt ungefähr fünf Jahre her, als ich das erste Mal darüber nachdachte. Wie wäre es, nach vielen Jahren in mein Heimatland Sachsen-Anhalt zurückzukehren? Die hippe Stadt Leipzig war gerade auf dem Weg, die 600.000 Einwohner-Marke zu knacken. Ich war einer von ihnen. Denn hier gab es alles: ganz viel Arbeit, Lebensgefühl und Kultur.

Doch seit einiger Zeit hörte ich von immer mehr Menschen, die jetzt wieder mit ihren Familien dort leben, wo sie herstammen. Die Altmark im Norden von Sachsen-Anhalt war Ende der 90er Jahre zu „lebensfeindlich“ für unsere Generation. Es gab keine Ausbildung, keine Studienplätze – und Arbeit schon gar nicht. Wenn ich mich nicht verrechnet habe, verließen rund 90 Prozent meines Abi-Jahrgangs die Region.

Wann genau sich dieser Trend änderte, ist schwer zu sagen.  Genaue Zahlen, das merke ich bei der Recherche zu diesem Text, gibt es nicht. Zum 13. Mal findet in diesem Jahr der Rückkehrertag in Sachsen-Anhalt statt. Immer am 27. Dezember laden Kommunen, Landkreise, Unternehmen, Arbeitsagenturen und Wirtschaftsverbände dazu ein. Zum 13. Mal also. Das könnte hinkommen. Um das Jahr 2010 habe auch ich das erste Mal das Phänomen „Zurückkommen“ wahrgenommen.

Der Termin vom Rückkehrertag ist klug gewählt. Denn zwischen den Feiertagen am Jahresende kommen die Ehemaligen nach Hause zu ihren Familien. Auch in meiner Heimat, der Altmark, gibt es diesen Rückkehrertag. Seit 2017 organisiert ihn die Wirtschaftsförderung im Landkreis Stendal. In diesem Jahr werden sich etwa 50 Unternehmen und Institutionen im Landratsamt präsentieren. Firmen haben Jobangebote mit dabei und Kommunen stellen ihre Orte als Lebensraum vor.


Rückkehrertag auch online
So wie in Stendal gibt es mittlerweile in fast allen Regionen im Land den Rückkehrertag. Unter dem Motto „Heimweh muss nicht sein“ laden sie die Interessierten ein. Ich denke, auch für Menschen, die nicht ursprünglich aus Sachsen-Anhalt stammen, können die Veranstaltungen interessant sein. Denn es präsentieren sich insgesamt rund 800 Unternehmen mit mehr als 4.000 freien Arbeitsstellen. Wer nicht hingehen kann, kann übrigens zwischen 10 und 14 Uhr online teilnehmen.

Ein Unternehmen, das sich wiederholt am Rückkehrertag beteiligt, ist die Tesvolt AG aus Lutherstadt Wittenberg. Tesvolt stellt Speicher für Erneuerbare Energie her. Die Firma hat auf der Suche nach Fachkräften bislang sehr gute Erfahrungen mit Rückkehrern gemacht. Derzeit würden etwa 15 im Unternehmen arbeiten, sie alle stammen aus Sachsen-Anhalt, waren aber zuvor in anderen Bundesländern sowie im Ausland beschäftigt, berichtet mir eine Sprecherin. Die Rückkehrer würden jede Menge Erfahrungen mitbringen.

Eine von ihnen ist Larissa Meißner. Die 27-jährige Mechatronikerin ist seit dem Sommer zurück in ihrer Heimat. Sie wollte wieder näher bei ihrer Familie und ihren Freunden sein. Aber es hat sie auch gereizt, in so einer innovativen Branche zu arbeiten, in der Tesvolt agiert. Allerdings: Die gesammelten Erfahrungen abseits ihrer Heimat möchte Larissa nicht missen. Jetzt arbeitet sie als Konstrukteurin bei Projekten für Batteriespeichercontainer mit. Warum sollten weitere Rückkehrer kommen? „Wir bieten Internationalität, Work-Live-Balance und Startup-Feeling“, sagt mir die Tesvolt-Sprecherin. Das klingt nicht schlecht.


Remote fernab der Hektik leben und arbeiten
Ich selbst habe keinen neuen Arbeitsplatz gesucht, als meine Gedanken über eine Rückkehr konkreter wurden. Als freier Journalist und Produzent von Podcasts ist es mir glücklicherweise möglich, von verschiedenen Orten aus arbeiten zu können. Meine Freundin ist schon seit vielen Jahren bei einer Firma beschäftigt, in der die Mitarbeitenden deutschlandweit remote arbeiten. Und unser kleines touristisches Online-Startup können wir überall mit hinnehmen – natürlich auch nach Sachsen-Anhalt.

„Die Altmark bietet eine entschleunigte Lebensweise, fernab vom hektischen Treiben großer Städte“, teilt mir eine Mitarbeiterin aus dem Amt für Wirtschaftsförderung im Landkreis Stendal mit. Das sei neben den freien Arbeitsstellen aus ihrer Sicht einer der Gründe, hierher zu ziehen, sagt sie mir, als ich sie danach frage, was eigentlich attraktiv an einer Rückkehr sei. Gerade für Menschen wie mich, die remote und flexibel arbeiten können, sei das interessant und ein wichtiges Argument. Das stimmt.

Die Regionen in Sachsen-Anhalt, wie etwa der Harz, das Burgenland, die Börde rund um Magdeburg, das Mannsfeld oder die Region rund um die Lutherstadt Wittenberg, bieten allerdings noch viel mehr. Rückkehrer, besonders Familien mit Kindern, profitieren vom Familienanschluss. Und noch immer seien die Immobilien und Mieten im Land günstiger als in vielen anderen Regionen Deutschlands. Das wissen all jene zu schätzen, die jüngst in oder um Städte wie Hamburg, Berlin oder Frankfurt ein Haus oder eine Wohnung gesucht haben. Die durchschnittlich immer noch geringeren Verdienste im Land würden durch die geringeren Lebenshaltungskosten ausgeglichen.

Doch was ist es noch, was Menschen zurück in ihre Heimat Sachsen-Anhalt kommen lässt? Ich will es genau wissen und melde mich bei Luise und Gijs Scheepens in Quedlinburg. Die beiden betreiben die Duftkerzen-Manufaktur www.voswald.de. Luise ist 34 Jahre alt und erzählt mir, dass sie für das Studium ihr heimatliches Bundesland verließ, sie zog nach Potsdam, dann nach Berlin und Hamburg. In einer großen Werbeagentur lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen. Gijs stammt aus den Niederlanden und hatte die Idee, in die Heimat von Luise zurückzukehren.

„Wir waren von unserer Arbeit sehr gestresst, sehnten uns nach der Natur im Harz und mehr Platz zum Leben - und für unsere Ideen. Denn wir wollten etwas Neues machen“, erzählt mir Luise. Sie zogen vor einigen Jahren nach Quedlinburg und gründeten ihre Kerzen-Manufaktur. Eine aufregende Zeit begann, Luise kann ewig davon berichten. Und ihr gemeinsamer Plan geht auf: Sie haben mittlerweile Kunden in ganz Europa, leben von ihrem Business und in diesem Jahr ist ihre zweite Tochter zur Welt gekommen.

 
Fachkräfte braucht das Land
Ich suche weiter: Es lassen sich im Netz zahlreiche Geschichten über Rückkehrer finden. Und es sind nicht nur Menschen, die das Ländliche oder die Natur suchen. Ich stoße auf Martina und Sebastian Schenk. Sie sind beide Anfang 40, er in Magdeburg geboren, aber zum Job nach Österreich ausgewandert. 2021 bietet sich für Sebastian die Möglichkeit, in Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt als Geschäfteführer eines Verbandes zu arbeiten. Er kehrt nach 13 Jahren zurück und bringt seine Frau mit, die aus der Slowakei stammt. Magdeburg empfinde er nun längst wieder als seine Heimat.

Dass genau solche Fachkräfte zurück ins Land kommen, hört Wirtschaftsminister Sven Schulze gern. „Rückkehrer sind für uns eine interessante Zielgruppe, da sie nicht nur ihre fachliche Expertise mitbringen, sondern auch eine emotionale Bindung zu Sachsen-Anhalt haben“, schreibt er mir. Ihr Engagement stärke die lokale Wirtschaft und trage dazu bei, die Herausforderungen des Fachkräftemangels zu bewältigen. Er möchte Ehemalige dazu ermutigen, die vielfältigen Chancen zu entdecken, die sich in unserer Region bieten. „Dies ist besonders wichtig vor dem Hintergrund des demographischen Wandels. Sachsen-Anhalt befindet sich auf der Überholspur wirtschaftlicher Möglichkeiten, und wir möchten Rückkehrern die Chance geben, daran teilzuhaben.“

Unsere Region biete nicht nur reiche Kultur, Geschichte und schöne Landschaften, sondern auch eine Vielzahl von Festivals und Events, die das Leben bereichern, so Schulze weiter. „Die Mieten sind im Vergleich zu anderen Ballungsräumen erschwinglich, und wir bieten eine ausgezeichnete Infrastruktur für Familien, einschließlich verfügbarer Kinderbetreuung.“ Sachsen-Anhalt sei somit nicht nur ein Ort zum Arbeiten, sondern auch ein Ort mit hoher Lebensqualität, besonders für Familien.

Dann finde ich bei meiner Suche den YouTube-Kanal des Landkreises Stendal. Dort reden Rückkehrer über ihre Gründe. „Ich bin zurückgekommen, weil ich mich hier verwirklichen kann und mit ganz wenig Mitteln und viel Engagement ganz viel bewirke“, sagt etwa Annegret Spillner, Inhaberin des Kavaliershaus Krumpke. Für Phillip Marggraf, Kommunalbeauftragter der Stadtwerke Stendal, sei Stendal die optimale Kombination aus Heimat, Familie, Arbeit und einem schönen Umfeld. Das passt auch mit den Argumenten überein, mit denen andere Regionen um ihre verloreneren Kinder werben.

 
IMG unterstützt Rückkehr-Initiative
Auch die Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG), die den Rückkehrertag unterstützt, möchte sich in Zukunft nicht nur darum kümmern, Investoren ins Land zu holen. „Wir wollen vor allem auch internationale Fachkräfte mit ihren Familien von den Vorzügen Sachsen-Anhalts überzeugen“, sagt IMG-Geschäftsführer Dr. Robert Franke. Das könnten natürlich auch Rückkehrer sein. Der Rückkehrertag, eine Initiative der regionalen Wirtschaftsförderer, sei ein wunderbares Instrument dafür.

Ich habe schon viel darüber nachgedacht, was mich eigentlich schlussendlich überzeugt hat, in meine Heimat zurückzukehren. Ich habe nicht die eine Antwort. Es ist eine Mischung aus dem, was ich von den anderen höre und lese. Aber es waren auch kleine Erlebnisse, die mich angestupst haben. Die Eigenbedarfskündigung vor einigen Jahren in Leipzig war so eins. Als wir plötzlich aus unserem Zuhause raus mussten. Und manchmal stand ich einfach nur am Fenster unserer Wohnung in der Großstadt und dachte – es wäre schön, wenn ich nicht nur auf andere Häuser gucken könnte, sondern ins Grüne.

Das mache ich jetzt seit fast zwei Jahren – und ich fühle mich wohl dabei.

Bildunterschrift: Björn Menzel: Remote entschleunigen: Journalist Björn Menzel lebt jetzt wieder in Sachsen-Anhalt und hat sein Startup www.ferienamwasser.reisen einfach dorthin mitgenommen
 

Veranstaltungen Rückkehrertag 2023 in Sachsen-Anhalt
Es beteiligen sich insgesamt acht Regionen am 27. Dezember.

Das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt unterstützt zuzugs- und rückkehrinteressierte Fachkräfte durch Information und Beratung rund um die Themen Leben und Arbeiten in Sachsen-Anhalt. Im besonderen Fokus steht dabei die Familie. Am Rückkehrertag können alle Interessierten, die nicht vor Ort sein können, ein Online-Beratungsangebot in der Zeit von 10 bis 14 Uhr in Anspruch nehmen. Ohne Anmeldung. Weitere Informationen und den Zugangslink gibt es hier: https://www.welcomecenter-sachsen-anhalt.de/news/news-detailansicht/rueckkehrertag-2023-landesweite-onlineveranstaltung


Text: Björn Menzel/IMG Sachsen-Anhalt mbH
Foto: privat