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PGR Vorsitzender Mathias Bethke und Kathedralpfarrer Daniel Rudloff  v.l.n.r.  II

Magdeburg-News: Kathedralpfarrei St. Sebastian wird zum religionssoziologischen Forschungsobjekt



veröffentlicht am Mittwoch, 11. Oktober 2023

Magdeburg. „Katholisch“ heißt wörtlich übersetzt „allumfassend, das Ganze betreffend, allgemein“ und meint zuerst die römisch-katholische Weltkirche mit dem Papst an der Spitze. Katholisch steht aber auch für den Glauben vor Ort, für eine kirchliche Heimat in der jeweiligen Kirchengemeinde. Und insbesondere dort, vor Ort, ist katholische Kirche weit mehr als nur Krise, auch wenn die derzeitigen Herausforderungen natürlich keinen Bogen um den eigenen Kirchturm machen.

Die katholische Kathedralpfarrei St. Sebastian will nun in dieser für die katholische Kirche nicht einfachen Zeit neue Wege beschreiten.

„Getreu dem Subsidiaritätsprinzip aus der katholischen Soziallehre, dass Aufgaben zuerst von der untersten Ebene einer Hierarchie gelöst werden sollten, wollen wir herausfinden, was wir als Kirchengemeinde vor Ort ganz konkret tun können (oder lassen sollten), auf dass möglichst viele Menschen sich bei uns beheimatet und willkommen fühlen, angenommen wissen und sich einbringen können, sofern sie dies wünschen. Dabei und dafür setzen wir auch auf die Wissenschaft“, erklärt der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Mathias Bethke.

Die Wissenschaft, das sind Studierende des Master-Studiengangs Sozialwissenschaften der Fakultät für Humanwissenschaften der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Unter kundiger Anleitung des Religionssoziologen PD Dr. Jochen Töpfer machen sie sich in diesem Wintersemester daran, die persönlichen Ursachen von Kirchenaustritten bzw. möglicher Austrittsabsichten wissenschaftlich fundiert, objektiv und professionell herauszuarbeiten. „Die Studierenden erhalten die einmalige Gelegenheit, echte Feldforschung zu einer gesellschaftlich hochspannenden Frage zu betreiben“, so Jochen Töpfer.

Auch Daniel Rudloff, der Kathedralpfarrer von St. Sebastian, steht hinter dem Forschungsprojekt: „Mich freut besonders, dass Universität und Kirche hier zusammenarbeiten, um herauszufinden, welche Vorstellungen und Erwartungen Menschen im Hinblick auf die konkrete Kirche vor Ort heute haben. Hier kann die Wissenschaft zweifellos wichtige Impulse für die Praxis geben.“

Neben dem Forschungsseminar im Wintersemester bemüht sich die Kathedralpfarrei auch durch eine bewusste Willkommenskultur um eine eigene, örtliche Akzentsetzung im Umgang mit neuen Mitgliedern: „Wir heißen jedes in unser Pfarrgebiet gezogene Neu-Mitglied herzlich willkommen.

Aber auch jene, die sich von der Kirche abwenden, sind uns nicht gleichgültig. So erhalten ausgetretene Mitglieder künftig ein persönliches Schreiben. Wir sind nämlich der Überzeugung, dass der Gott, der die Liebe ist, nicht mit bürokratischen Maßstäben misst, sondern auch weiterhin seine Hände schützend über unsere ausgetretenen Schwestern und Brüder hält“, umschreibt Mathias Bethke diese kommunikativen Gesten.

Die Kathedralpfarrei sucht für die religionssoziologische Studie Katholikinnen und Katholiken aus ihrem Pfarrgebiet sowie gesprächsbereite Menschen, die aus der katholischen Kirche ausgetreten sind und sich anonym an der wissenschaftlichen Studie beteiligen möchten (u.a. am 26. Oktober und 2. November jeweils um 17 Uhr für rund eine Stunde). Interessierte mögen sich bitte im Pfarrbüro (0391 59 61 300, pfarrbuero@kathedralpfarrei-sebastian.de) melden!

Bildunterschrift (v. l. n. r.): Pfarrgemeinderatsvorsitzender Mathias Bethke und Kathedralpfarrer Daniel Rudloff


Text: Mathias Bethke/Katholische Kathedralpfarrei
Foto: privat