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Magdeburg-News: André Wichert schafft direkte Verbindungen – wie Musik und Brücken Menschen erreicht



veröffentlicht am Samstag, 2. September 2023

Magdeburg. Die direkteste Verbindung zwischen zwei Ufern ist eine Brücke und die zwischen Menschen kann Musik sein. Beides ist Handwerk und Leidenschaft zugleich. André Wichert aus Magdeburg versteht sich sowohl darauf, Verbindungen zwischen zwei Ufern durch den Bau von Brücken zu erschaffen als auch auf Verbindungen zwischen Menschen durch seine Musik. 
 
Der gelernte Baumaschinist interessierte sich schon immer für technische Zusammenhänge und wenn er als kleiner Junge mit der elektrischen Eisenbahn spielte, baute er als erstes im Gelände eine Brücke, über welche die Eisenbahn dann fahren konnte. Was der Stabilbaukasten nicht hergab, wurde auch schon mal durch unkonventionelle Materialien aus dem Haushalt vervollständigt. „Brücken spielten in meinem Leben schon immer eine besondere Rolle“, erzählt der gebürtige Haldensleber. „Es schien ein komischer Zufall zu sein, dass ich während meiner Armeezeit ausgerechnet auf einen Brückenlegepanzer kommandiert wurde. Auch Zahlen hatten es ihm schon immer angetan. Wo andere Schüler bei Tangens, Sinus und Quadratwurzeln nur die Augen verdrehten, lief der mathebegeisterte Schüler zur Hochform auf und holte bei den damaligen Matheolympiaden diverse Auszeichnungen. Vielleicht war es so auch eine Laune des Schicksals, dass in seiner Heimatstadt ein traditionsreiches Brückenbauunternehmen ansässig war, in der André Wichert nach der Armeezeit dann tätig wurde und bis heute als Polier in einem interessanten Tätigkeitsfeld umfangreiche Brückenbauprojekte betreut. 
 
Und wann kam die Musik ins Spiel und ins Leben? Der ambitionierte Hobbygitarrist schmunzelt: „Als ich als Junge entdeckte, dass es außer Zahlenreihen und rationalen Verbindungen auch noch sehr aparte irrationale Verbindungen und Anziehungskräfte gab, vor allem zum weiblichen Geschlecht.“ Ein Schlüsselmoment für den Jugendlichen sei gewesen, dass es ein Junge nur durch eine Gitarre am Lagerfeuer binnen kürzester Zeit schaffte, eine Schar Mädels um sich zu versammeln, welche an seinen Lippen hingen. Für André Wichert war klar, dass die Mädels für Erklärungen über Winkelfunktionen bei weitem nicht so empfänglich gewesen wären. „Das war der Moment, als ich verstand, dass ich eine Gitarre brauche und lerne, diese zu spielen.“ Eine Gitarre zu erwerben war zu DDR-Zeiten jedoch nicht so einfach, aber der Kulturfond der NVA erfüllte seinen Wunsch mit der Überlassung eines solchen Instrumentes. Und es entstand für keinen ein Schaden, dass das Instrument nach drei Jahren und dem letzten Urlaub nicht wieder in den Kulturraum einzog. Inzwischen hat das gute Stück ausgedient und wurde mittlerweile durch eine zwölfseitige Westerngitarre ersetzt. 


Ohne Musik würde etwas fehlen im Leben

 
Natürlich war und blieb der aparte Nebeneffekt des Musizierens nicht der einzige Antrieb für André Wichert, selbst Musik zu machen. Diese sei einfach Bestandteil seines Lebens und begleite ihn schon sehr lange. „Es würde einfach etwas fehlen ohne die Musik“. Die Frage nach einem Lieblingsgenre beantwortet der sympathische Mann mit Größen aus der Musikgeschichte: Bruce Springsteen, Cat Stevens, Neil Young seien nur einige der Musiker, deren Lieder er gern höre und auch selbst spiele. Sein Repertoire wuchs ständig, nach und nach wurden aus ein paar Liedern vom Blatt gesungen nunmehr eine stattliche Auswahl von rund 80 Songs, die er auswendig vorträgt. Denn irgendwann stellte er fest, dass beim Ablesen der Texte die Verbindung zum Publikum abhanden- bzw. erst gar nicht zustande kommt, und darauf käme es schließlich an. Eigene Texte und Melodien gibt es im Moment noch nicht im Repertoire. Denn um sich vollends darauf zu konzentrieren, bedürfte es Zeit am Stück für eine längere kreative Phase und dies sei derzeit nicht in Sicht. „Aber wer weiß, was das Leben noch für Herausforderungen bereit hält, ich bin für alles offen und lasse mich überraschen.“ Musikliebhaber können den Gitarristen buchen, auf Geburtstagen, Hochzeiten und anderen Events spielt und singt er Balladen, Oldies, Ostrock und Country.
 
Das Metier seiner beiden Lebensbereiche ist ein Anderes, der Moment, wenn es vollbracht ist, sei der Gleiche und der ließe sich seiner Meinung nach am besten mit Dankbarkeit, ja einer gewissen Demut beschreiben: egal ob es die Einweih- ung einer Brücke oder der Schlussakkord eines Liedes ist: „Ich habe eine Verbindung erschaffen, etwas bleibt in der Welt. Von Menschen für Menschen. Foto: Steffi Pretz


Text & Foto: Steffi Pretz