header-placeholder


image header
image
Daniela.Hanke232339 photo more

Magdeburg-News: Reise ins Licht – Wenn das Leben für einen Moment lang still steht



veröffentlicht am Samstag, 1. Juli 2023

Magdeburg. Fast alle fürchten sich davor, irgendwann geschieht es einem jeden von uns. Wir sterben. Manche Menschen sind kurz davor, stehen an der Grenze, kommen wieder zurück ins Leben. Die Rede ist von Nahtoderfahrungen. Schätzungsweise vier Millionen Menschen in Deutschland sollen nach einem Unfall, infolge schwerer Krankheit, bei der Geburt oder ganz spontan eine außergewöhnliche Bewusstseinserfahrung gehabt haben, welche ihr weiteres Leben maßgeblich prägt.
 
So war es auch bei Daniela Hanke, die vor 14 Jahren in Folge einer Lungenbiopsie einen Pneumothorax mit einem Atemstillstand erlitt und bewusstlos war. Ihr Bewusstsein hatte sich aus dem Körper gelöst, sie sah sich selbst von oben, nahm sich und die Situation im Krankenhaus von außen wahr und tauchte ein in ein undefinierbares, ganz wundervolles, unglaublich helles Licht. In eine andere Welt, eine Liebe, für die es im menschlichen Sprachgebrauch keine Worte gibt, um es beschreiben zu können, wie sie berührt erzählt. „War es meine Seele, die sich aufgemacht hat? Nun, eine spannende Frage. Was ist Bewusstsein, was ist Seele?“ 


Auf dem Passionsweg der Seele

 
Irgendwann, nach einer zeitlosen Zeit fühlte sie sich zurückgesogen, zurück in ihren Körper, der ihr viel zu eng, kalt und nicht zu ihr gehörend erschien. Dennoch wollte ihre Seele wieder zurück. Vielleicht, weil sie hier noch eine Aufgabe zu erfüllen hat? So sieht es die heute 47-jährige unter anderem auch. Sie erholte sich relativ schnell und wollte wieder durchstarten, was jedoch nicht gelang. „Alles war auf einmal anders, was früher für mich wichtig war, wurde völlig nebensächlich“, erzählt sie. "Ich lebe seit diesem Erlebnis mit völlig anderen Werten, bis heute.“ Gewohnte Routinen stellten sich in Frage, Menschen, die sie bis dahin begleitet hatten, wurden ihr fremd, weil sie die frühere Vertraute nicht mehr verstanden. Erst etliche Jahre später konnte sie sich anderen Menschen überhaupt mitteilen, was ihr geschehen war. Der Perspektivwechsel vom Körperlichen zum Geistigen hatte zu einem tiefgreifenden Shift in ihrem Leben geführt. Runter vom Karrierepfad. Nicht einfach für die einstige Karrierefrau, die vor allem im Außen lebte. Ein langer Prozess des Loslassens, der Veränderungen begann. Beruflich wie privat, da sich vieles nicht mehr stimmig anfühlte, wie sie sagt. Bei vielen Menschen stießen ihre Erfahrungen auf Unverständnis und „irgendwann war ich müde, alles zu erklären. Zumal ich es niemanden je wirklich mit Worten werde erklären können.“ Durch ihre Reise ins Licht kam sie für sich zu der Gewissheit, die menschliche Seele habe einen Plan und das irdische Leben bildet den Rahmen, diesen auszuführen. Nicht immer passt uns das in unseren irdischen Maßstäben, aber im Kontext eines großen Ganzen, in dem alles miteinander verbunden ist, wir darin eingebettet sind, gibt es kein Richtig und Falsch, keine Zufälle. Jede einzelne Begebenheit im Leben ergibt am Ende ein aus unzähligen Mosaiksteinchen geformtes Bild, ein einzigartiges Gemälde aus Liebe und Leid.  
 
Die Integration ihrer tiefgreifenden bewusstseinsverändernden Erfahrung ins Leben war ein nachhaltiger, ja auch schwieriger Prozess. Nach einer jahrelangen Sinnsuche fand Daniela Hanke zum christlichen Glauben. Heute ist sie überzeugt davon, dass sie von Gott gehalten und geführt werde, lebt im Glauben, ist fest im Vertrauen. 
 
Ihre eigenen Erlebnisse auf dem Weg „danach“ nahm Daniela Hanke zum Anlass, in Magdeburg eine Selbsthilfegruppe für Nahtoderfahrene ins Leben zu rufen. Viele andere Menschen erleben ähnliches. Sollten tatsächlich vier Prozent der Menschen solche Nahtod- bzw. Grenzerfahrungen gemacht haben? Einige wenige von Ihnen geben sich zu erkennen. Jeweils am ersten Donnerstag eines Monats treffen sie sich im Bürgerhaus Cracau in Magdeburg. Interessenten sind immer herzlich willkommen und können gern unter folgender Mailadresse Kontakt aufnehmen: nahtoderfahrung-magdeburg@gmx.de
 
Gibt es sie noch, die Angst vor dem Tod nach einem solchen Erlebnis? „Vor dem Sterben vielleicht, vor dem Tod ganz bestimmt nicht.“ Die junge Frau lächelt, als sie das sagt. Denn das, was wir als Ende des Lebens betrachten, sei nach ihrem Erleben lediglich ein Übergang zu etwas so Schönem, was wir hier nicht erfahren könnten. Diese Worte machen Mut, die Angst vor dem Tod abzulegen und die Zeit, die uns das Leben schenkt, ganz bewusst zu genießen. 
 

Text & Foto: Steffi Pretz