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Sachsen-Anhalt-News: Wissenschaftliche Untersuchung in Sachsen-Anhalt


Veröffentlicht am 28. Juni 2023

Wahrnehmung von Einsamkeit entscheidend für soziale Isolation von Seniorinnen und Senioren

Weißenfels/Magdeburg. Menschen im Alter sind einsam. Das wird gemeinhin angenommen. Tatsächlich aber trifft diese Empfindung nicht auf alle älteren Menschen zu, auch nicht unter Hochaltrigen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, im Rahmen des Projektes „Miteinander – Füreinander“ der Malteser in Sachsen-Anhalt, die gemeinsam mit dem Sozialforscher Dr. Peter-Georg Albrecht von der Hochschule Magdeburg-Stendal durchgeführt wurde.

Seit 2020 fördert das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend das Malteser Projekt „Miteinander – Füreinander“. Dessen Ziel: den Zugang zu Menschen im älteren und hohen Alter zu verbessern und Angebote zur Prävention von Einsamkeit aufzubauen. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet.

Deutlich ist bereits geworden: Bei Menschen im Alter über 80 Jahren besteht ein erhöhtes Risiko sozialer Isolation. Dies gilt besonders, wenn diese Menschen weniger mobil sind, keinen Partner haben oder ein Migrationshintergrund besteht.

Doch wie einsam sind Menschen zwischen 62 und 91 Jahren wirklich? Unter 106 Befragten in Sachsen-Anhalt gaben nur 21 Personen (darunter zwei Männer) an, oft einsam zu sein. Nur zwei beschrieben sich selbst als „immer“ einsam. Auffällig: Nur zwei der einsamen Menschen leben noch mit einem Partner zusammen. Kinder leben nicht mehr in den Haushalten der Befragten. Allen gemeinsam ist: Sie sind weniger glücklich, zufrieden und gesund als der Durchschnitt der Befragten.

Auffällig auch: Alle Befragten treffen sich seltener als einmal im Monat mit Freunden oder Bekannten oder werden von diesen besucht. Nur zwei erklärten, keine Vertrauensperson zu haben. Auch wenn berufliche Netzwerke im alter kleiner werden, bedingt dies nicht zwangsläufig soziale Isolation. Viel mehr spiele die subjektive Erfahrung von Einsamkeit eine Rolle. Das gilt vor allem, wenn Verluste erlitten werden. Dies kann sich erheblich auf die Gesundheit auswirken. Unter anderem können Schlafstörungen und Depressionen die Folge sein.

Um dem entgegenzuwirken, identifizieren die Forscher die folgenden Punkte als wirksam:
  • gemeinsame soziale Aktivitäten (z. B. Kaffeerunde, Seniorenturnen)
  • individuelle beratende Einzelgespräche (z. B. Beratung für Pflegesituationen oder eintretende Pflegebedürftigkeit, Beratung und Unterstützung bei persönlichen, rechtlichen, finanziellen und steuerlichen Angelegenheiten)
  • Einbeziehung des engen Familien- und Freundeskreises

„Meist leben wir ja in Gesellschaft. Verbringen zweisam oder dreisam unsere Tage. Sind nur ungern allein; und wollen uns schon gar nicht einsam fühlen“, betont Dr. Peter-Georg Albrecht im Rahmen der Ergebnispräsentation in Weißenfels. „Das muss aber im Alter gelernt werden. Trotz digitaler Kommunikationsmöglichkeiten. Trotz guter Kultur- und Begegnungsangebote vor Ort. Ja, vielleicht sogar trotz der Menschen um uns herum. Die Malteser zeigen auf, wie so etwas gehen könnte ...“

Hintergrund:
Die Ergebnisse der Untersuchung wurden veröffentlicht in der Fachzeitschrift "Pro Alter" (Ausgabe 2/2023).
Das bundesweite Malteser Projekt „Miteinander – Füreinander“ wurde im Jahr 2020 etabliert und läuft bis zum Jahr 2024 und wird mit insgesamt sieben Millionen Euro gefördert. Derzeit werden Angebot an 112 Standorten entwickelt und getestet. In Sachsen-Anhalt ist das Projekt mit Seniorencafés und Kreativgruppen an den Standorten Haldensleben, Ballenstedt und Weißenfels vertreten. Über die Etablierung von Angeboten hinaus soll die Bevölkerung für Einsamkeit im Alter sensibilisiert und so zusätzliche Hilfsbereitschaft aktiviert werden.

In Sachsen-Anhalt wurde die Studie begleitet von Dr. Peter-Georg Albrecht. Der Diplom-Sozialarbeiter forscht an der Hochschule Magdeburg-Stendal unter anderem zu zivilgesellschaftlichen Entwicklungsfragen.



Text / Fotos: Malteser Hilfsdienst