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Folgt Deutschland beim Werbeverbot für Sportwetten dem britischen Vorbild?


veröffentlicht am 16. Juni 2023

Die englische Premier League hat einen aufsehenerregenden Schritt gesetzt. Die Klubs der höchsten Spielklasse im englischen Fußball haben sich darauf verständigt, zukünftig keine Werbung von Sportwettenanbietern mehr auf der Vorderseite der Trikots zu platzieren. Damit nimmt die Diskussion um die Werbung für Sportwetten auch in Deutschland wieder Fahrt auf.

Dabei hat die Politik den gesamten Bereich erst vor rund zwei Jahren nach einem aufwändigen Verfahren neu geregelt. Glücksspiele und Sportwetten sind in Deutschland im sogenannten Glücksspielstaatsvertrag geregelt. Dieser wurde zwar bereits vor langer Zeit geschaffen, stand aber regelmäßig unter Beschuss der Industrie als auch der EU. Diese kritisierte zahlreiche Bestimmungen und forderte Deutschland mehrfach auf, das Glücksspiel so zu regeln, dass es den europäischen Bestimmungen entspricht.

2 Jahre Deutscher Glücksspielstaatsvertrag
Nach langen Diskussionen gelang dies erst 2021. Kurz davor einigten sich erstmals seit langer Zeit alle deutschen Bundesländer auf eine Fassung, die schlussendlich von allen mitgetragen wurde. Seit 1. Juli 2021 gilt der Deutsche Glücksspielstaatsvertrag im gesamten Bundesgebiet. 
Er sieht nicht nur eine umfassende Öffnung des Marktes, sondern auch strenge Spielerschutzbedingungen vor. Das gilt für Sportwetten und alle anderen Formen des Glücksspiels. Dort sind beispielsweise Live-Wetten nur beschränkt verfügbar. Wetten auf das Endergebnis eines Spiels sind zwar, während die Begegnung noch läuft, möglich, doch Wetten auf einzelne Vorgänge bleiben ausgeschlossen. Gleichzeitig können erstmals bis zu 20 Sportwetten-Lizenzen an private Anbieter vergeben werden.

Die deutschen Klubs profitieren stark vom Sponsoring
Diese Regulierung hat zu einer Öffnung des Marktes geführt, das kommt vor allem dem Fußball in Deutschland zugute. Schließlich können zahlreiche Vereine kaum noch auf die Sponsorentätigkeit der Sportwetten-Industrie verzichten. Diese fördert viele Vereine und das nicht nur in den obersten Ligen. Ihre Banner befinden sich auf Trikots, den Bannern und den Webseiten der Klubs. 
Diese profitieren von den finanziellen Zuwendungen enorm. Das ist auch nötig, denn der finanzielle Konkurrenzkampf treibt die Kosten in nie geahnte Höhen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, zapfen die deutschen Fußball-Klubs alle Geldquellen an, die ihnen helfen können, weiterhin im Konzert der Große mitzuspielen. Dort haben sich die Sportwettenanbieter längst ein festes Standbein geschaffen. 

Weitere Werbeeinschränkungen?
Schließlich ist die beliebteste Sportart wie geschaffen für Sportwetten. Ein Spiel bietet zahllose Möglichkeiten, Wetten zu formulieren und zu platzieren. Dementsprechend groß ist das Angebot der Industrie. Doch dem möchten immer mehr Politiker einen Riegel vorschieben. Deutschland hat schon jetzt sehr restriktive Werbemaßnahmen. Einige Verantwortliche möchten die Einschränkungen jedoch weiter ausweiten. Vorbild ist die englische Premier League. 

Anders als in Deutschland würde so ein Verbot der Trikotwerbung auf der Vorderseite in England jedoch nicht die Spitzenklubs treffen. Kein Wunder also, dass eine Mehrheit von 18 Vereinen dem Vorschlag eines Verbots zugestimmt hat. Zwei Vereine enthielten sich bei der Abstimmung. Mit der neuen Regelung verbleibt jedoch die Möglichkeit, die Werbung von Sportwettenanbietern auf den Ärmel der Trikots oder auf den Werbebanden am Rand des Spielfelds zu platzieren.

Betroffen sind davon unter anderen Klubs wie West Ham United, Everton oder Newcastle United. Die neue Regelung soll vorerst ab dem Jahr 2026 gelten, bis dahin haben die Vereine die Chance im Zuge einer Übergangsregelung andere Lösung für ihre Werbepartner zu finden.

Der Spielerschutz fordert restriktive Maßnahmen 
Spielerschutzorganisationen in England begrüßen die getroffene Vereinbarung, weisen jedoch darauf hin, dass diese aus ihrer Sicht noch nicht ausreicht. Sie würden sich ein weitergehendes Werbeverbot wünschen. Allerdings haben die Vereine diesen Schritt nicht ganz freiwillig gesetzt. Die britische Regierung verkündete vor kurzem die Verschärfung der gesetzlichen Bestimmungen, daher wollte man dieser mit dem Beschluss zuvorkommen, bzw. noch härtere Regeln verhindern.

In Deutschland ist die Werbung für Sportwetten grundsätzlich zugelassen. Selbst in der Sportschau ist diese zu sehen. In der Deutschen Fußball-Bundesliga hat derzeit fast jeder Verein eine Partnerschaft mit einem Unternehmen aus der Sportwetten-Industrie. Auf der Vorderseite der Trikots ist die Werbung für Sportwetten jedoch nur selten zu finden.

Verbote in Spanien und Italien
Doch auch hierzulande mehren sich die Stimmen, die ein Verbot der Werbung für Sportwetten fordern. Zu den prominentesten Stimmen gehört der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer. Er hatte bereits im Jahr 2021 versucht, ein Verbot zu erreichen, scheiterte aber damit. Mäurer fordert jetzt, dass sich Deutschland die Maßnahmen der Premier League zu Vorbild nimmt, jedoch noch härtere Maßnahmen umsetzt. Er möchte die Werbung für Sportwetten generell verbieten.

Mit so einer Maßnahme stünde Deutschland im Konzert der großen Fußball-Länder nicht allein da. Schließlich ist die Werbung für Sportwetten in Spanien auf Trikots und in den Stadien der Vereine grundsätzlich verboten. Auch im Fernsehen ist diese nur sehr eingeschränkt möglich. Ähnlich sieht es in Italien aus. Dort gilt in der höchsten Spielklasse, der Serie A, ein Werbeverbot. 

In Deutschland wären davon allerdings nicht nur die Klubs, sondern auch der Deutsche Fußballbund und die Deutsche Fußball-Liga betroffen, denn auch sie profitieren von den Sponsorengeldern der Sportwetten-Industrie. Diese argumentiert, dass solche Einschränkungen nur dazu dienen würden, die Spieler in den Schwarzmarkt abzudrängen. Sie fordern daher, dass sich die gesetzliche Regulierung dem wirtschaftlichen Wandel anpasst und für eine Kanalisierung der Kunden in den gesetzlichen Markt sorgt. 


Text / Foto:  Mayer / pixabay