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Magdeburg-News: ,,Was man so hört" – Meister mit Freude am Handwerk


veröffentlicht am Montag, 31. Oktober 2022

Magdeburg. „Was für eine Frage. Aber natürlich gibt es mich noch“, begrüßt mich einer der noch wenigen Schuhmachermeister in Sachsen Anhalt Jürgen Hübner. Seit nunmehr 20 Jahren hat sich der Magdeburger schräg gegenüber dem Katharienturm im Breiten Weg etabliert. Der heute 71-jährige denkt nicht ans Aufhören. Warum auch, denn seine Arbeit macht ihm Spaß und er sei es auch seinen vielen Stammkunden schuldig. Außerdem würde er eine weitere Lücke in diesen Handwerksberuf reißen. Ihn wurmt es, dass in seinem Beruf keine Meisterpflicht mehr erforderlich ist. Jeder könne einen Laden aufmachen, auch wenn er von diesem Handwerk keine Ahnung hat. Ein: Das geht nicht, hört man selten aus seinem Mund. Denn Hübner liebt die Herausforderung, die kniffligen und geschicklichen Arbeiten. Auch gehört manchmal improvisieren dazu. Als ich bei ihm war, nähte er einen Reißverschluss in einen Reitstiefel. Und das frei Hand. Tausende Schuhe vom Orthopädie- bis zum Tanzschuh gingen in den fast 40 Jahren seines Bestehens durch seine geschickten Hände. Seit etlichen Jahren ist er auch als Theaterschuhmacher tätig. Eine 30cm hohe Sohle, die für ein Theatermonster besonders geschliffen werden musste, war eine große Herausforderung, erinnert sich der Meister. Allein das Handwerk des Schuhmachers lohne sich allerdings nicht mehr. So hat Hübner einen Schlüsseldienst etabliert, fertigt Gravuren für Klingelschilder an, schleift Messer und Scheren und repariert Taschen und Koffer. Und wer von den Kunden mal ein Schwätzchen halten möchte, auch das gehört mit dazu, so Jürgen Hübner.  Nun steht im Dezember die Goldene Hochzeit mit seiner  Carola auf dem Programm und im nächsten Jahr sein 40. Geschäftsjubiläum. 

Bildunterschrift: Ans Aufhören denkt  zum Glück Schuhmachermeister Jürgen Hübner auch mit 71 nicht. 

Text & Foto: Gisela Lichtenecker