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Gesundheit-News: PIMS-Syndrom - Nicht ungefährlich, aber heilbar - Spätfolge von Corona-Infektionen

17. April 2022


Foto: Ein Junge, der erschöpft aussieht und dessen Mutter Fieber in seinem Ohr misst
(ams). Wenn Kinder oder Jugendliche einige Wochen nach einer durchgemachten COVID-19-Erkrankung plötzlich anhaltendes Fieber, Hautveränderungen oder Magen-Darm-Beschwerden bekommen, sollten Eltern dies auf jeden Fall ärztlich abklären lassen: 
Es könnte sich dabei um die Krankheit PIMS (pediatric inflammatory multisystem syndrome), ein Multiorgan-Entzündungssyndrom, handeln. PIMS wurde erstmals im Frühjahr 2020 diagnostiziert. Meist müssen betroffene Kinder im Krankenhaus behandelt werden, die Krankheit ist in der Regel aber gut heilbar.
Zeitlicher Zusammenhang mit Corona-Infektion
"Bislang fehlt zwar noch die genaue biochemische Erklärung, wie aus einer SARS-CoV-2-Infektion PIMS entsteht. Aber der zeitliche Zusammenhang und der positive Virus-Antikörper-Nachweis sind doch ein starker Hinweis auf eine kausale Beziehung“, sagt Dr. Martin Roesler, Arzt im AOK-Bundesverband. "Vermutlich verursacht die Infektion mit dem Virus eine verspätete Überreaktion des Immunsystems."

Dabei hat die Erkrankung nichts mit der Intensität der vorangegangenen Corona-Infektion zu tun: PIMS kann auch auftreten, wenn diese mild verlaufen ist. Bisher ist die Erkrankung hierzulande eher selten: Von Ende Mai 2020 bis Ende Februar 2022 wurden der Deutschen Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie (DGPI) insgesamt 735 PIMS-Fälle bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland gemeldet, Jungen trifft es dabei häufiger als Mädchen. Unter Einschluss der Dunkelziffer liegt die Gesamtzahl vermutlich etwas höher, da die Meldung der Krankenhäuser an die DGPI freiwillig erfolgt und nicht alle Erkrankungen erkannt werden. Die Häufigkeit der Fälle hängt offenbar auch mit der jeweiligen Virusvariante zusammen: So wurden PIMS-Fälle nach Angaben des Robert Koch-Instituts vor allem in den ersten beiden Wellen der Pandemie nach Infektionen mit der Virusvariante Alpha festgestellt. Inwieweit die Omikron-Variante PIMS auslösen kann, ist derzeit noch nicht bekannt.

Typisches Symptom: Lang andauerndes Fieber
Wie äußert sich die neue Krankheit? Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat bestimmte Kriterien definiert: Zu den Patienten zählen Menschen, die zwischen 0 und 19 Jahre alt sind, eine Corona-Infektion durchgemacht haben und mindestens drei Tage anhaltendes Fieber sowie wenigstens zwei der folgenden Beschwerden zeigen:

Hautausschlag an Händen, Füßen oder im Mund oder eine nicht eitrige Bindehautentzündung an beiden Augen
zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie) oder Schock
Entzündung des Herzbeutels, Herzmuskels oder der Herzklappen
Blutgerinnungsstörungen
Magen-Darm-Probleme wie Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen
"Wenn Sie diese Symptome bei Ihrem Kind feststellen, sollten Sie auf jeden Fall eine Kinderarztpraxis aufsuchen und dort auf die durchgemachte Corona-Infektion des Kindes hinweisen", rät Dr. Roesler betroffenen Eltern. "Entscheidend ist, dass PIMS erkannt wird - eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, um Folgeschäden zu vermeiden." Behandelt wird in der Regel mit einer Kombination aus Blutverdünnern, Kortison und Antikörpern.

Ob eine Corona-Schutzimpfung Kinder und Jugendliche vor PIMS schützen kann, ist bislang noch nicht eindeutig nachgewiesen. Erste Studien aus Frankreich und den USA legen jedoch eine Schutzwirkung durch die Impfung nahe.

Text / Foto: AOK-Bundesverband