Berlin (ots). Moderne
Ernährungsformen wie die vegane und die Paleo-Ernährung sind mit
Naturverbundenheit assoziiert. Doch damit es nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch gesund für den Menschen ist, gilt es, genau hinzuschauen.
So gibt es bei beiden
Konzepten Mikronährstoffe, bei denen es zu einem kritischen Versorgungsstatus
kommen könnte, wie Experten im Rahmen des Webinars "Ernährung im Fokus:
alternative Ernährungskonzepte und ihr Einfluss auf die
Nährstoffversorgung" des Arbeitskreises Nahrungsergänzungsmittel (AK NEM)
im Lebensmittelverband Deutschland vorstellten.
"Die Paleo-Diät ist
definiert als eine Kostform aus nährstoffreichen, relativ energiearmen
Lebensmitteln" erklärt Prof. Dr. Andreas Hahn, Leibniz Universität
Hannover. Das klänge erst einmal gut, wobei es allerdings keine Beobachtungs-
oder Interventionsstudien zu den gesundheitlichen Auswirkungen der
Paleo-Ernährung gäbe, zumal die praktische Umsetzung einige Herausforderungen
beinhalte. Paliolithische Lebensmittel seien Früchte,
Knollen- und Blattgemüse, Samen, Nüsse, Fisch, Meeresfrüchte,
Eier und analog zur Steinzeit auch Insekten und Wildfleisch. Gerade die
letztgenannten würden laut Hahn von denjenigen, die die Kostform heutzutage
anwenden, oftmals uminterpretiert zu modernen Fleischwaren wie Steaks. Aufgrund
der Lebensmittelauswahl, die im Prinzip keinerlei Milchprodukte enthält, ist
vor allem Calcium als kritischer Mikronährstoff zu sehen, ebenso Vitamin D und
teilweise auch Folat.
Wesentlich mehr kritische
Nährstoffe gibt es bei einer veganen Ernährungsform - zumindest dann, wenn man
nicht die gesamte zur Verfügung stehenden
Lebensmittelauswahl berücksichtigt, meint
Dr. Markus Keller, Forschungsinstitut für
pflanzenbasierte Ernährung. Konkret geht es um Vitamin B12, Calcium, Eisen,
Zink, Vitamin B2, Omega-3-Fettsäuren, Jod und Selen. Auf der anderen Seite
setzten Veganer:innen im Durchschnitt viele Ernährungsempfehlungen besser um
als die Allgemeinbevölkerung, meint Keller. So würden
sie beispielsweise mehr Obst, Gemüse und
Vollkornprodukte essen.
Als Fazit sieht er deshalb eine Supplementation mit dem Nährstoff als notwendig an, der fast ausschließlich in tierischen Produkten enthalten sei, das Vitamin B12. Es sei zudem sinnvoll, Calcium, Jod und Omega-3-Fettsäuren zu ergänzen. Eine ausreichende Versorgung könnte mit angereicherten Milchalternativen (Calcium), Salz und Algen (Jod) und Lein- und Olivenöl (Omega-3-Fettsäuren) erreicht werden. Alternativ können Nahrungsergänzungsmittel helfen, die Nährstoffversorgung sicherzustellen.
"Gesundheit und
Nachhaltigkeit werden als Gründe für die Wahl einer alternativen Ernährungsform
genannt", so PD Dr. Thomas Ellrott, Georg-August-Universität Göttingen,
aber wahrscheinlich spielten auch andere Motivationen eine große Rolle. So
böten spezifische Ernährungsstile einerseits die Möglichkeit, ein
Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen.
Andererseits könnten Menschen
sich durch ihre speziellen Ernährungsanforderungen von der Masse abheben. So würden durch eine besondere Ernährungsform im sozialen
Zusammenleben auch Aufmerksamkeit, Sichtbarkeit und Zuwendung erzeugt. Dieser
Zusatznutzen bestünde unabhängig von Gesundheit und Nachhaltigkeit und
erkläre den gegenwärtigen Trend hin zu alternativen Ernährungsformen.
Arbeitskreis
Nahrungsergänzungsmittel (AK NEM)
Unter dem Dach des
Lebensmittelverbands Deutschland ist der Arbeitskreis Nahrungsergänzungsmittel
(AK NEM) eine Plattform für die
Interessenvertretung sowie zum fachlichen Austausch über
rechtliche und wissenschaftliche Fragestellungen zu Nahrungsergänzungsmitteln.
Zu seinen Mitgliedern gehören neben den Herstellern von
Nahrungsergänzungsmitteln auch Rohwarenhersteller sowie Dienstleister.
Lebensmittelverband
Deutschland e. V.
Der Lebensmittelverband
Deutschland e. V. ist der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft.
Ihm gehören Verbände und Unternehmen der gesamten Lebensmittelkette "von
Acker bis Teller", aus Landwirtschaft, Handwerk, Industrie, Handel und
Gastronomie an. Daneben gehören zu seinen Mitgliedern auch private
Untersuchungslaboratorien, Anwaltskanzleien und Einzelpersonen.
Text / Foto:
Lebensmittelverband Deutschland e. V. - news aktuell / pixabay