(ams). Meist geht es abends oder nachts los - die
Beine beginnen unkontrolliert zu zucken, werden unruhig, brennen oder kribbeln
und haben einen starken Bewegungsdrang. Läuft man dann herum, verschwinden die
Beschwerden teilweise oder sogar ganz - zumindest solange, wie die Bewegung
anhält. Das sind typische Merkmale eines Restless-Legs-Syndroms (RLS), des
Syndroms der ruhelosen Beine.
Fachleute gehen davon aus, dass drei bis zehn Prozent
der Menschen in Deutschland von dieser neurologischen Krankheit betroffen sind
- Frauen häufiger als Männer, so die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. In wahrscheinlich mehr als der Hälfte
der Fälle spielen genetische Faktoren eine Rolle.
"Beim Restless-Legs-Syndrom treten Symptome wie
Bewegungsdrang und unangenehme Empfindungen besonders dann auf, wenn der Körper
zur Ruhe kommt, also beim Sitzen oder Liegen. Die Betroffenen können dann oft
nicht gut schlafen und sind am nächsten Tag müde
und erschöpft", sagt Dr. Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband. Auch
längeres Sitzen zum Beispiel bei Autofahrten, Theater- oder Kinobesuchen kann
zu Beschwerden führen.
RLS kommt häufiger in der Schwangerschaft vor
Die Ursachen sind vielfältig: Neben erblicher
Vorbelastung können eine fortgeschrittene Nierenschwäche, Eisenmangel,
bestimmte Medikamente oder Schädigungen von Nerven oder Gelenken Auslöser für ein RLS sein. Die Behandlung der Grunderkrankung ist
daher besonders wichtig. Relativ häufig kommt das Restless-Legs-Syndrom in der
Schwangerschaft vor: Zwischen 15 bis 25 Prozent der Schwangeren sind davon
betroffen, meist im letzten Schwangerschaftsdrittel. Tritt das RLS erstmalig in
der Schwangerschaft auf, verschwindet es in der Regel nach der Entbindung
wieder.
Der Dopamin-Stoffwechsel ist oft beteiligt
Ein weiterer Faktor kann ein gestörter Stoffwechsel des Botenstoffs Dopamin sein: Der Bewegungsdrang im Ruhemodus oder Schlaf wird dann nicht mehr ausreichend unterdrückt und ungefiltert an die Muskeln weitergegeben. "Medikamente L-Dopa sowie Dopamin-Agonisten können bei einigen Betroffenen die Beschwerden lindern: Sie können allerdings auch unerwünschte Nebenwirkungen haben, zum Beispiel Übelkeit, Benommenheit und Schlafstörungen bis hin zur Verstärkung der eigentlichen Problematik im längeren Therapieverlauf. Eine fachärztliche Behandlung ist daher sinnvoll", erklärt Medizinerin Maroß. Einige Betroffene reagieren mit Symptomverstärkung bei Einnahme anderer Medikamente - hier ist die Zusammenarbeit verschiedener Fachexperten wichtig, um ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen.
Das können Erkrankte selbst tun
Erkrankte können aber auch selbst etwas gegen die
Beschwerden tun. Wichtig ist eine ausreichende Eisenzufuhr in der Ernährung.
Frauen, besonders Schwangere, sollten darauf achten. Ein guter Eisenlieferant
ist Fleisch. Wer sich lieber pflanzlich ernährt, kann über
Vitamin-C-Lieferanten wie Orangen oder Brokkoli die Eisenaufnahme unterstützen, denn Vitamin C fördert die Eisenaufnahme.
Um die Durchblutung zu fördern, helfen Wechselduschen,
Fußbäder, Massieren und Bürsten der Beine oder
Gymnastikübungen. Das hilft einigen Betroffenen zumindest
kurzzeitig. Auch Schwimmen, Radfahren, Spaziergänge oder Gartenarbeit sind
geeignet. "Wichtig ist dabei das Maß. Überanstrengen Sie sich nicht und
vermeiden Sie körperliche Arbeit und Sport kurz vor dem Schlafengehen",
rät Dr. Maroß. Auf koffeinhaltige Getränke, Alkohol und Nikotin sollten
Betroffene am besten schon nachmittags verzichten.
Austausch mit anderen hilft
Da ein Restless-Legs-Syndrom für
andere oft nicht sichtbar ist, können sie die Beschwerden nicht immer
nachvollziehen. Hier kann es helfen, mit anderen offen über
die Erkrankung zu sprechen und zu erklären, warum man häufig so müde ist oder warum es schwerfällt, länger im Theater
oder Kino zu sitzen. Auch der Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen, zum
Beispiel in einer Selbsthilfegruppe, kann unterstützend
sein.
Text / Foto: AOK-Bundesverband / pixabay