Leverkusen, November 2021: Junge Menschen in Deutschland sind angesichts der Corona-Pandemie zerrissen: Einerseits lehnen sie Druck und Ausgrenzung ab, andererseits sehen sie die Impfpflicht als notwendige Maßnahme. Rund sieben von zehn jungen Menschen der Generation Z stimmen für eine Corona-Impfpflicht für alle Erwachsenen. Ebenso viele unterstützen die Vorschrift zur Immunisierung nur für bestimmte Berufsgruppen wie Pflegepersonal oder Lehrkräfte. Eine Mehrheit ist zudem für verpflichtende Impfungen für Kinder ab zwölf Jahren (61 Prozent) – also auch für die eigene Altersgruppe.
Gleichzeitig wehren sich die Jugendlichen
und jungen Erwachsenen gegen Ausgrenzung wegen des Impfstatus oder der Haltung
dazu. Dies sind Ergebnisse der Studie „Generation Z & Health“ der pronova
BKK, für die 1.000 junge Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren befragt wurden.
70 Prozent der jungen Deutschen sprechen
sich für eine Impfpflicht bei Erwachsenen etwa in Pflegeberufen sowie bei
Erzieherinnen und Erziehern aus. Die jungen Deutschen verordnen auch sich
selbst eine verpflichtende Corona-Immunisierung: 63 Prozent der 16- bis
19-Jährigen sind für eine Impfpflicht in ihrer eigenen Altersgruppe, also für
Heranwachsende im Alter von 12 bis 18 Jahren.
Bei jüngeren Kindern sind auch die 16- bis
29-Jährigen zwiegespalten: Jeder Zweite hält nichts von der Spritze für Kinder
unter fünf Jahren und 44 Prozent nicht für Fünf- bis Elfjährige. Ihnen
gegenüber stehen jedoch 43 Prozent, die Impfungen auch für diese Altersklasse
befürworten, die Hälfte davon sogar unabhängig von einer Stiko-Empfehlung.
Ausgrenzung Ungeimpfter wird abgelehnt
Ausgrenzung fürchten die 16- bis
29-Jährigen am meisten. Auch wenn sie mehrheitlich für eine Impfpflicht sogar
in ihrer Generation stimmen, fordern sie gleichzeitig mehr Toleranz gegenüber
Ungeimpften. 69 Prozent der Befragten meinen, dass die Politik Jugendliche, die
nicht geimpft sind, obwohl sie es könnten, nicht vom gesellschaftlichen und
sozialen Leben ausschließen darf. Bei den jungen Eltern zwischen 16 und 29
Jahren sagen das sogar 75 Prozent. Diese Haltung entspricht dem Votum der Stiko
vom August 2021, die sich für eine Impfempfehlung, aber gegen eine Ausgrenzung
nicht-geimpfter Jugendlicher ausgesprochen hatte.
Gleichzeitig fühlen sich 35 Prozent der Generation Z bereits ohne gesetzliche Pflicht unter Impf-Druck von der Politik. Unter den Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern empfinden 47 Prozent so. „Die jungen Menschen können keine weiteren Einschränkungen mehr ertragen. Sie mussten oft Verantwortung für die älteren Generationen übernehmen und haben eine große Last in der Pandemie getragen“, sagt die auf den Gesundheitsmarkt spezialisierte Zukunftsforscherin Corinna Mühlhausen.
Die Angst vor Ansteckung ist in der
Altersklasse nicht oder nicht mehr so stark verbreitet. 73 Prozent der
Schülerinnen und Schüler haben kein Problem, Ungeimpfte im Innenbereich zu
treffen, im Schnitt sind es 68 Prozent.
„Die Generation Z hat ein viel stärkeres
Gerechtigkeitsgefühl als ältere Generationen. Sie wollen keine Mitschüler
ausgrenzen, weil die sich nicht impfen lassen oder keine Maske tragen,
gleichzeitig wird deren Rolle als unsozial empfunden. Ein schwerer Zwiespalt
zwischen Freiheit und Sicherheit, den diese Generation besonders stark erlebt“,
ergänzt Mühlhausen.
Impfdiskussion spaltet die Gesellschaft
Nicht nur innerhalb der Generation Z sind
die Meinungen zum Impfen verschieden, das Thema halten die jungen Deutschen für
so kontrovers, dass 73 Prozent der Befragten eine Spaltung der Gesellschaft
befürchten. Das erleben die 16- bis 29-Jährigen auch im direkten Umfeld: Jeder
Zweite wurde schon im Familien- oder Freundeskreis wegen seiner Haltung zum
Impfen ausgegrenzt oder auf persönlicher Ebene angegriffen. Das haben vor allem
junge Eltern (60 Prozent) und Alleinerziehende (66 Prozent) erlebt.
„Die 16- bis 29-Jährigen merken, wie schwer
es ist, das Thema sachlich zu diskutieren. Das liegt vor allem an der großen
Verunsicherung über die richtige Strategie“, hält Corinna Mühlhausen fest.
„Weder Eltern noch Politiker oder Mediziner scheinen einen Durchblick zu haben.
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommen mit dem Informations-Overload
und verkürzten Darstellungen in sozialen Medien zu Corona nicht klar.“ 67
Prozent vermissen einen Dialog in Politik und Gesellschaft über den richtigen
Weg zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. 70 Prozent meinen, die Menschen müssten
besser informiert werden, um die Impfquote zu erhöhen, ebenso sollte es mehr
unkomplizierte Impfangebote geben.
Zur Studie
Die Studie „Generation Z & Health –
junge Erwachsene und Gesundheit in der Corona-Pandemie“ wurde im Oktober 2021
im Auftrag der pronova BKK durchgeführt. Bundesweit wurden 1.000 Jugendliche
und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 29 Jahren repräsentativ online
befragt.
Über die pronova BKK
Die pronova BKK ist aus Zusammenschlüssen
der Betriebskrankenkassen namhafter Weltkonzerne wie BASF, Bayer, Continental
und Ford entstanden. Bundesweit für alle Interessenten geöffnet, vertrauen der
Krankenkasse bereits rund 650.000 Versicherte ihre Gesundheit an. Ob über das
rund um die Uhr erreichbare Servicetelefon, per Videoberatung, über die App,
via E-Mail, im Chat oder in den 60 Servicecentern vor Ort – die pronova BKK
kümmert sich jederzeit um die Anliegen ihrer Kundinnen und Kunden.
Text / Foto:
pronova BKK / pixabay