Berlin (dts Nachrichtenagentur) - Angesichts der angespannten Corona-Lage warnen Gewerkschaften vor wachsender Aggressivität gegenüber Ärzten und Pflegekräften. Ärzte berichteten in der Pandemie immer öfter von Anfeindungen und Drohungen, sagte die Vorsitzende der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Freitagausgaben).
Insbesondere diejenigen, die für das
Impfen werben würden, erlebten oft direkte Bedrohungen.
"Vor allem die verbale Gewalt hat an Häufigkeit und Schärfe
zugenommen", so Johna. Sie selbst habe bereits viele Drohmails bekommen.
"Ich bin gezwungen, praktisch täglich auf meinen Accounts bei Twitter und
Facebook Personen zu sperren."
Auch Vertreter der Pflegekräfte warnen vor zunehmender
Aggressivität gegenüber Klinikmitarbeitern: Man beobachte, dass Patienten
"aggressiver und ungehaltener reagieren als wir das bisher kannten",
sagte Grit Genster, Expertin für den Bereich Gesundheitswesen bei der
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Das sei besonders bei der Durchsetzung von
coronabedingten Hygiene-Maßnahmen wie Isolation, Kontaktbeschränkungen,
Maskenpflicht oder bei PCR-Tests der Fall. Es komme dann oft zu Konflikten
zwischen Pflegekräften und Patienten, aber auch zu Auseinandersetzungen mit den
Angehörigen, die bestimmte Maßnahmen ablehnten.
"Pflegekräfte sind diesen Konflikten stärker ausgesetzt, da
sie auf den Stationen im Alltag präsenter sind als beispielsweise ärztliches
Personal", mahnte Genster. "Daher entlädt es sich am Pflegepersonal
besonders viel." Ärztevertreterin Johna zeigte sich darüber hinaus
verärgert über das Verhalten vieler Impfgegner, die sogar noch als schwerkranke
Covid-Patienten die Wirkung des Virus unterschätzten. "Es ist schon
belastend zu erleben, was manche Impfgegner anrichten können", so die
Ärztevertreterin.
Es gebe ungeimpfte Corona-Patienten mit schwerer
Lungenentzündung, die immer noch behaupteten, Corona gebe es gar nicht.
"Es ist kaum zu fassen, wie uneinsichtig manche Menschen sind und für wie
unverwundbar sie sich halten." Für das Klinikpersonal sei es zudem
"sehr frustrierend", in der knappen Zeit auch noch Diskussionen mit
uneinsichtigen Patienten führen zu müssen.
"Es zehrt an den Nerven, wenn etablierten Therapieverfahren
mit Misstrauen begegnet wird." Bei der Behandlung aber spiele das keine
Rolle: "Ungeimpfte Patienten werden genauso behandelt wie Geimpfte. Dazu
verpflichtet uns unser Berufsethos."
Bei leichteren Fällen aber könne es durchaus sein, "dass
man auch mal denkt: `Das hätten Sie durch eine Impfung vermeiden können`".
Text / Foto: dts Nachrichtenagentur /
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