BZgA, DAS und DAH starten anlässlich des
Welt-Aids-Tages gemeinsame Kampagne gegen Diskriminierung von Menschen mit
HIV-Infektion
Köln/Bonn/Berlin, November 2021. Menschen
mit HIV können bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie leben wie alle anderen. Sie
haben dementsprechend auch die gleichen Alltagsprobleme. Mit dieser Botschaft
startet heute die Gemeinschaftskampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“
der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), der Deutschen
AIDS-Stiftung (DAS) und der Deutschen Aidshilfe (DAH). Anlass ist der
Welt-Aids-Tag am 1. Dezember. Die Kampagne soll der Diskriminierung von
HIV-positiven Menschen entgegenwirken.
Prof. Dr. Martin Dietrich, Kommissarischer
Direktor der BZgA, betont: „Menschen mit HIV werden noch immer mit Vorurteilen
und Diskriminierung konfrontiert. Viele Menschen wissen nicht, dass sich das
Leben mit dem HI-Virus durch die medizinischen Fortschritte verändert hat und
haben zum Teil unbegründete Ängste vor einer HIV-Übertragung. Doch das Virus
spielt nicht mehr die Hauptrolle im Alltag der Betroffenen. Mit der gemeinsamen
Kampagne geben wir daher einen Einblick in ihren Lebensalltag und motivieren zu
einem selbstverständlichen Umgang mit HIV-positiven Menschen.“
Ulf Kristal, Mitglied im Vorstand der Deutschen Aidshilfe, sagt: „Viele Leute glauben immer noch, dass mit HIV das Leben gelaufen ist. Es sind vor allem die Reaktionen unwissender Mitmenschen, die das Leben mit HIV manchmal schwer machen. Die Kampagne macht Mut zum entspannten Miteinander in allen Lebensbereichen, ob das nun in Partnerschaft und Sexualität stattfindet, im Job oder im Ruhestand oder in Freizeit und Kultur. HIV-positive Menschen haben ein Recht darauf, ohne Vorurteile, Diskriminierung und Zurückweisung zu leben!“
Dr. Kristel Degener, geschäftsführende
Vorstandsvorsitzende der Deutschen AIDS-Stiftung, ergänzt: „Wir treten dafür
ein, dass alle HIV-positiven Menschen das Leben führen können, das ihnen heute
möglich ist. Das ist individuell sehr unterschiedlich: Bei Menschen, die erst
sehr spät einen HIV-Test machen lassen, dauert es lange, bis die Therapie das
Immunsystem wieder stärkt. Andere Menschen sind durch eine lange
Krankengeschichte gesundheitlich geschwächt und benötigen Hilfe im Alltag. Auch
ihnen gebühren Respekt und Solidarität.“
Fortschritte in der HIV-Therapie
Bis Mitte der 1990er-Jahre führte eine
HIV-Infektion meist zur tödlichen Erkrankung Aids, da es keine dauerhaft
wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gab. Heute stoppen gut verträgliche
HIV-Medikamente die Vermehrung des Virus im Körper. Zudem ist HIV unter
Therapie auch beim Sex nicht mehr übertragbar. Menschen mit HIV können Kinder
zur Welt bringen, ohne dass es zu einer Übertragung kommt. Dementsprechend muss
eine chronische HIV-Infektion die Lebensqualität nicht mehr beeinträchtigen –
in keinem Lebensbereich.
Das Leben steht im Vordergrund – nicht HIV
Das Leben mit HIV sieht heute tatsächlich
anders aus, als viele Menschen denken: HIV steht nicht mehr im Vordergrund. Das
zeigt die Gemeinschaftskampagne „Leben mit HIV. Anders als du denkst.“ anhand
von Alltagsproblemen und einem Augenzwinkern: Visagist Ahmed leidet im Job
unter verspäteten Zügen. Nicole hat Prüfungsstress an der Universität.
Rentnerin Hildegard bekommt vom Altern graue Haare. Der junge Altenpfleger
Dejan quält sich beim Aufstehen vor der Frühschicht. Und bei Johanna,
HIV-positiv, und Simon, HIV-negativ, steht nur die Hausarbeit der glücklichen
Zweisamkeit entgegen. Kampagnen-Protagonistin Hildegard, 74 Jahre alt, bringt
es auf den Punkt: „Ich möchte, dass die Leute endlich begreifen, dass von uns
keine Gefahr ausgeht. Ich lebe wegen HIV nicht schlechter als andere in meinem
Alter.“
Die Kampagne transportiert ihre Botschaft
sowohl über Informationsmaterialien wie Plakate, Leporellos und Postkarten
sowie online, etwa über die sozialen Medien.
Fast alle erleben Diskriminierung
Im Jahr 2020 gaben bei einer
Online-Befragung der Studie „positive stimmen“ 90 Prozent der Befragten an, sie
würden gut mit ihrer HIV-Infektion leben. Drei Viertel fühlten sich
gesundheitlich nicht oder nur wenig eingeschränkt. 95 Prozent berichteten
jedoch von mindestens einer diskriminierenden Erfahrung in den letzten zwölf
Monaten aufgrund von HIV. 52 Prozent gaben an, durch Vorurteile bezüglich der
HIV-Infektion in ihrem Leben beeinträchtigt zu sein.
Welt-Aids-Tag am 1. Dezember
Der Welt-Aids-Tag ist der Tag der
Solidarität mit HIV-positiven Menschen. Er wird seit 1988 jedes Jahr am 1.
Dezember begangen. Zudem wird am Welt-Aids-Tag der Menschen gedacht, die an den
Folgen von HIV und Aids verstorben sind. Die wichtigsten Ziele sind ein
diskriminierungsfreier Umgang und Zugang zu medizinischer Versorgung für alle
Menschen weltweit. Deshalb rufen die Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung, die Deutsche AIDS-Stiftung und die Deutsche Aidshilfe auch dieses
Jahr zu einem Miteinander ohne Vorurteile und Ausgrenzung auf.
In Deutschland lebten Ende 2019 nach
Angaben des Robert Koch-Instituts 90.700 Menschen mit HIV. Weltweit waren es
nach Angaben von UNAIDS 37,7 Millionen Menschen.
Gemeinsame Online-Angebote der
Kampagnenpartner BZgA, DAH und DAS zum Welt-Aids-Tag und der Kampagne „Leben
mit HIV. Anders als du denkst.“
Text / Foto: Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung (BZgA) / pixabay