Freitag, den 20. August 2021
Gewerkschaft: „Viel Potential auf dem Bau“ / Branche attraktiver machen
Das neue Ausbildungsjahr startet – doch viele Firmen suchen weiterhin Nachwuchs: In
Magdeburg sind von insgesamt rund 1.440 gemeldeten Ausbildungsstellen aktuell
noch 640 Plätze zu vergeben. Das teilt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt
mit und beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur. Die IG BAU Altmark-BördeHarz warnt vor einer Verschärfung des Fachkräftemangels, sollte ein Großteil der
Stellen unbesetzt bleiben – und ruft Berufsstarter dazu auf, sich insbesondere in der
Baubranche umzusehen. Laut Arbeitsagentur sind bei Hoch- und Tiefbauunternehmen
in Sachsen-Anhalt derzeit noch rund 210 Plätze frei. Das entspricht rund 58 Prozent
aller gemeldeten Ausbildungsstellen in der Branche.
„Die Corona-Pandemie ist insgesamt am heimischen Ausbildungsmarkt nicht spurlos
vorbeigegangen. Teils bieten Firmen weniger Plätze an oder fahren die Lehre ganz
zurück. Auch der Berufsschulunterricht kann nicht überall wie gewohnt stattfinden. In
vielen Bereichen bewerben sich aber auch deutlich weniger Schulabgänger“, sagt Elke
Bobles, Bezirksvorsitzende der IG BAU Altmark-Börde-Harz. Doch jeder Azubi, der
jetzt fehle, sei in drei Jahren eine dringend gebrauchte Fachkraft weniger. Besonders
das Baugewerbe müsse angesichts der anhaltend hohen Auftragslage – vom
Wohnungs- bis zum Gleis- und Straßenbau – noch mehr Berufsanfänger für sich
gewinnen.
Dabei stünden Bau-Azubis im Branchenvergleich in puncto Bezahlung an der Spitze,
wie eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zeigt. Ein
angehender Maurer kommt demnach im ersten Ausbildungsjahr auf 805 Euro pro
Monat. Im zweiten Jahr liegt die Vergütung bei 1.000 Euro, im dritten sind es
1.210 Euro. Im Anschluss an den Gesellenbrief können sich Beschäftigte fortbilden
und es bis zum Polier oder Bauleiter bringen.
Viele Fachleute verließen jedoch nach der Ausbildung ihren Baubetrieb, so die
Gewerkschaft – vor allem wegen harter Arbeitsbedingungen und den oft langen, aber
unbezahlten Fahrzeiten zu den Baustellen. „Es kommt darauf an, den Bau auch nach
der Ausbildung attraktiver zu machen. Gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
ist hier wichtig“, betont Carsten Burckhardt vom IG BAU-Bundesvorstand.
Deshalb fordert die Gewerkschaft in der laufenden Tarifrunde für die Branche eine
Entschädigung der Wegezeiten, 5,3 Prozent mehr Einkommen und den Angleich der
Ost- an die Westlöhne. Die Arbeitgeber hätten in den Tarifverhandlungen bis Ende
September die Chance, die Branche für die Zukunft aufzustellen. „Ohne höhere Löhne
und bessere Arbeitsbedingungen wird es kaum gelingen, die enorme Nachfrage nach
neuen Wohnungen, sanierten Straßen und energetischen Gebäudesanierungen in den
kommenden Jahren zu bewältigen“, so Burckhardt.
Foto: Hoch hinaus: Eine Ausbildung auf dem Bau ist gut bezahlt und bietet viele Karrieremöglichkeiten,
so die IG BAU. Allerdings müsse die Branche für Fachleute noch attraktiver werden – gerade in
puncto Vereinbarkeit von Familie und Beruf. © IG BAU/Ferdinand Paul