Freitag, den 24. Juli 2020
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen revolutioniert eine ganze Branche und mir ihr Millionen von Privatpersonen. Patienten können online Arzttermine buchen, online Rezepte einreichen oder vom Telemediziner beraten werden. Der Beitrag stellt 4 digitale Gesundheitsleistungen vor.
1. Der Telemediziner: online Arzttermin buchen
Wer außerhalb der Öffnungszeiten einer Arztpraxis einen Termin vereinbaren will, hat oft keine Chance. Ist die Praxis geschlossen, können keine Termine vereinbart werden. Dieses Problem lösen
Buchungsplattformen wie beispielsweise doctolib.de. Patienten tragen den Namen des Arztes und den Standort ein und erhalten Zugriff auf den Buchungskalender. Dort wählen sie einen passenden Termin aus. Das Praktische an diesem Service ist, dass nun jederzeit und rund um die Uhr ein Arzttermin buchbar ist.
2. Das digitale Rezept: online Antibiotika & mehr bestellen
Ein praktischer Online-Service für Verbraucher ist das digitale Rezept. Verschiedene Online-Apotheken im EU-Ausland, wie zum Beispiel in den Niederlanden oder England, bieten den Service an. Das Prinzip ist unkompliziert: Zunächst ist ein Online-Fragebogen am Bildschirm auszufüllen. Dieser Fragebogen wird von einem Arzt begutachtet. Sind die Angaben in Ordnung, wird ein Online-Rezept ausgestellt und das Medikament kommt mit der Post. Das digitale Rezept ist auch die Antwort auf die Frage,
wie
man Antibiotika legal ohne Rezept vom Hausarzt kaufen kann.Auf Grundlage der EU-Richtlinie zur Patientenmobilität können deutsche Patienten diesen praktischen digitalen Service selbstverständlich legal nutzen. Wer sich über die EU-Richtlinie informieren möchte, findet weitere Ausführungen hierzu auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums.
Streitigkeiten über Versand rezeptpflichtiger Medikamente aus dem Ausland
Bezüglich des Versands rezeptpflichtige Medikamente gab und gibt es Streit. Apotheken mit Sitz in Deutschland befürchten, dass viele ihrer Kunden abwandern, weil ausländische Online-Apotheken nicht der deutschen Preisbindung unterliegen. Ausländische Online-Apotheken dürfen rezeptpflichtige Medikamente zu einem günstigeren Preis verkaufen, wenn sie wollen. Deutsche Apotheken können das nicht, denn sie müssen sich an die geltende Preisbindung halten. Was ein Problem für die Apotheken ist, ist für Patienten positiv, denn sie können bei einem Medikament bis zu 80 % der Kosten einsparen. Die Einsparungen lassen sich im Übrigen nicht nur bei rezeptpflichtigen, sondern auch bei rezeptfreien Präparaten erzielen.
Online Medikamente mit und ohne Rezept bestellen spart Zeit und Geld.
3. Der digitale Arzt: Telemedizin jetzt auch in Deutschland
In den USA, in Skandinavien und auch in Großbritannien und der Schweiz sind Videosprechstunden keine Seltenheit. Erlaubt ist es in Deutschland ebenfalls, allerdings gibt es hierzulande noch nicht sehr viele Ärzte, die Patienten via Internet, per Telefon, SMS oder E-Mail begleiten und beraten. Auf der Website der Technikerkasse ist zu lesen, dass online-Videosprechstunden seit dem 1. Juli 2017 kassenärztlich als Regelleistung zur Verfügung steht. Bestimmte Arztgruppen dürfen Videosprechstunden anbieten und über die Krankenkasse abrechnen:
• Hausärzte
• Kinder- und Jugendärzte
• Anästhesisten
• Augenärzte
• Chirurgen
• Hals-Nasen-Ohren-Ärzte
• Mund- Kiefer- und Gesichtschirurgen
• Neurologen, Nervenärzte und Neurochirurgen
• Orthopäden
• Gynäkologen
• Dermatologen
• Fachärzte für Innere Medizin
• Psychiater
• Urologen
• Phoniater und Pädaudiologen
• Fachärzte für physikalische und rehabilitative Medizin
Üblicherweise sind Online-Videosprechstunden
bei Telemedizinern nicht als Ersttermin geeignet. Sie dienen in erster Linie zur Verlaufskontrolle. Haben Patienten spezifische Fragen zu einer laufende Behandlung, können sie diese über die verfügbaren Telemedien klären. Jeder Arzt entscheidet selbst darüber, inwieweit unter Berücksichtigung der medizinischen Einschätzung eine Online-Sprechstunde sinnvoll ist. Wenn Ärzte eine Online-Sprechstunde anbieten, rechnen sie diese direkt mit der Krankenkasse ab.
Voraussetzungen: Internetanschluss und passende Hardware
Damit Patienten eine Telesprechstunde wahrnehmen können, brauchen sie zum einen ein geeignetes Gerät mit Kamera, Mikro und Lautsprecher. Außerdem ist ein Internetzugang nötig. Infrage kommen Smartphone, Tablet, Notebook oder PC. Um den Datenschutz zu garantieren funktioniert die Kommunikation über eine gesicherte Verbindung mit einem zertifizierten Anbieter. Es ist die Aufgabe des Arztes, einen geeigneten Anbieter auszuwählen. Der Patient muss zustimmen, dass der Anbieter genutzt werden darf, dann kann der vereinbarte Arzttermin online stattfinden.
Warum Online-Arzttermin vereinbaren?
Es gibt verschiedene Gründe, die für einen Arztbesuch via Bildschirm und Kamera sprechen, beispielsweise bei kleinen Leiden und bei Kontrolluntersuchungen. Eine lange und beschwerliche Anfahrt zum Arzt, Gebrechlichkeit, eine lange Wartezeiten im Wartezimmer oder die Angst, sich dort mit Krankheitserregern anzustecken, sind solche Gründe.
Für Patienten in ländlichen Gebieten sind Telesprechstunden ein Segen. Denn Fachärzte bestimmter Richtungen sind in Kleinstädten oder dünn besiedelten Landkreisen entweder auf Monate hin ausgebucht oder es gibt keine in erreichbarer Nähe. Auch für Personen, die beruflich viel unterwegs sind und mitunter wochenlang im Ausland arbeiten, sind Telesprechstunden mit einem deutschsprachigen Arzt eine Lösung, die ihn entgegenkommt.
Abgesehen von den Vorteilen, die ein Online-Arzttermin für Patienten mit sich bringt, gibt es auch ganz klare finanzielle Vorteile für die Krankenkassen. Sie können im Vergleich zu Präsenzterminen kostengünstiger durchgeführt werden. So sparen die Krankenkassen Geld.
Gesundheitskurse online
Abnehmen in der Community, Krafttraining in der Gruppe
oder digitale
Schwangerschafts- und Rückbildungskurse live mitmachen - diese drei Beispiele sind nur die Spitze des Eisbergs. Während auf YouTube schon seit vielen Jahren selbst ernannte Gesundheitsgurus mehr oder weniger seriöse Kurs für jedermann anbieten, bieten Krankenkassen diese für ihre Patienten an. Auslöser für die oben genannten digitale Schwangerschaftskurse war die Corona-Krise und hinter dem Angebot der Krankenkasse BKK Oil stehen Hebammen, die ihren Patientinnen auch unter den besonderen Bedingungen mit Kontaktverbot eine bestmögliche Betreuung gewährleisten wollen.
Auch andere große deutsche Krankenkassen bieten, manchmal schon seit Jahren, online Gesundheitskurse an. Vom Stressabbau über Raucherentwöhnung bis hin zur Rückenschule sind viele Bereiche abgedeckt. Die Krankenkassen haben dazu mitunter begleitend Apps für das Smartphone konzipiert. In den App sind unterstützende Videos und Arbeitsblätter, digitale Lebensmittel- oder Nähstoff-Datenbanken, Tipps gegen akuten Stress, gesunde Kochrezepte oder kleine Entspannungsübungen verzeichnet, die die Umsetzung der erlernten Strategien und Verhaltensweisen im Alltag unterstützen. Nutzen die Mitglieder der Krankenkasse die Kursangebote regelmäßig und tragen ihren Lernfortschritt ein, bekommen sie ein individuelles Feedback. Das Programm stellt sich auf die besonderen Bedürfnisse jedes einzelnen ein. Sind bestimmte Gesundheitskurse erfolgreich belegt worden, winkt eine Belohnung. Das animiert Betroffene, am Ball zu bleiben.
Fazit: Digitale Gesundheitsleistungen erleichtern den Alltag und schenken Zeit
Rund um die Uhr Termine buchen, Medikamente einkaufen und zum perfekten Zeitpunkt einen Online-Beratungstermin wahrnehmen - digitale Gesundheitsleistungen erleichtern den Alltag, weil sie unabhängig von Zeit und Ort machten. Auch wenn so manche digitale Leistung noch in den Kinderschuhen steckt, so zeigt sich bereits jetzt, dass sie von Patienten sehr gut angenommen wird. Jetzt müssen nur noch die einzelnen Mediziner und Einrichtungen nachziehen. Bleibt abzuwarten, wie sich die Digitalisierung in der Gesundheitsbranche weiter entwickelt, spannend bleibt es allemal.
Bilder: pixabay.com © stocksnap (CC0 Creative Commons)
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