Freitag, den 1. Mai 2020
2.339 Anträge bis Ende April
Rund vier von zehn Firmen in Kurzarbeit
Mit Kurzarbeit durch die Krise: In Magdeburg haben seit Beginn der CoronavirusPandemie rund vier von zehn Unternehmen (38 Prozent) Kurzarbeit angemeldet. Das
teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit. Die NGG beruft sich
hierbei auf neueste Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA). Danach haben bis Ende
April 2.339 der insgesamt 6.094 Betriebe in der Stadt Kurzarbeitergeld bei der BA
beantragt. Zum Vergleich: Zu Beginn der Corona-Krise im März waren es noch 236
Firmen. In ganz Sachsen-Anhalt haben bislang 20.081 Betriebe Kurzarbeit angemeldet –
das ist mehr als jeder dritte Betrieb. Holger Willem, Geschäftsführer der NGG-Region
Magdeburg, spricht von einer „Erschütterung auf dem heimischen Arbeitsmarkt“.
Besonders betroffen ist das Gastgewerbe. „Die Branche liegt seit Wochen weitgehend
brach. Gerade kleinere Hotels und Gaststätten kämpfen ums Überleben. Es ist gut, dass
die Bundesregierung ein riesiges Rettungspaket für die Unternehmen geschnürt hat.
Aber für die Beschäftigten kommt die beschlossene Erhöhung des Kurzarbeitergeldes zu
spät“, sagt Willem. So steigt das Lohnausfallgeld erst nach sieben Monaten Kurzarbeit
auf 80 Prozent (Eltern: 87 Prozent) des Netto-Einkommens. Für Köchinnen, Kellner und
Hotelangestellte sei das eine enorme Durststrecke. „Vielen wird nur der Gang zum
Sozialamt oder zum Job-Center bleiben“, warnt Willem. Eine Mitverantwortung für die
Lage trage auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga): Anders als
etwa in der Systemgastronomie (u.a. McDonald’s, Starbucks, Nordsee) weigerten sich
die Arbeitgeber bis heute, das Kurzarbeitergeld per Tarifvertrag aufzustocken.
Umso wichtiger sei nun, eine Perspektive für die langsame Wiederbelebung des
Gastgewerbes zu finden – „vorausgesetzt, der Gesundheitsschutz für Beschäftigte und
Gäste ist sichergestellt“. Bei jedem Restaurant, das in Magdeburg wieder öffnen wolle,
müssten die Behörden kontrollieren, ob die Schutzmaßnahmen für die Gäste
ausreichen, so die NGG. „Gaststätten, Cafés und Bars sind eigentlich Orte der
Geselligkeit. Jetzt müssen die Gäste darauf vertrauen können, dass sich keiner
ansteckt“, macht Geschäftsführer Willem deutlich.
Um die Beschäftigten optimal vor Infektionen zu schützen, sei eine gründliche
Gefährdungsbeurteilung nötig. „Darüber hinaus braucht es ausreichend Personal, das
sich neben Küche und Service darum kümmert, dass die Hygiene- und Abstandsregeln
wirklich eingehalten werden: Kellnerinnen, die darauf achten, dass Tische und Stühle
nicht zusammengeschoben werden. Und ebenso genug Köche in der Küche, damit es
keinen Wartestau beim Essen und damit ein zu volles Lokal gibt. Kein Restaurant sollte
hier auf Sparflamme kochen, sondern die Wiedereröffnung frühzeitig akribisch planen“,
so Willem.
Doch bis wieder ein „Stück Normalität“ in die Branche einziehe, bleibe der Schaden für
Beschäftigte und Betriebe groß. Nach Angaben der Arbeitsagentur haben bis Ende April
bundesweit 751.000 Betriebe Kurzarbeit angemeldet – 115.000 davon im Hotel- und
Gaststättengewerbe. Das sind 72 Prozent aller Betriebe der Branche.
Foto: Stühle hoch: Kaum eine Branche ist so stark
von den Corona-Einschränkungen betroffen
wie die Gastronomie und Hotellerie. Die
Gewerkschaft NGG fordert Hygienepläne und
Gefährdungsbeurteilungen, bevor Lokale
wieder öffnen. © NGG