DARMKREBS:
LÄSST SICH DIE VORSORGE WEITER VERBESSERN?
Heidelberg
(chw) – Um Darmkrebs frühzeitig zu erkennen, stehen zwei unterschiedliche
Untersuchungen zur Auswahl: der immunologische Test auf Blut im Stuhl und die
Darmspiegelung. „Wichtigstes Ziel ist es, das Auftreten der Krankheit zu
verhindern. Das kann gelingen, wenn Krebsvorstufen rechtzeitig erkannt und
entfernt werden“, so Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen
Krebshilfe. „Wenn bereits eine Erkrankung vorliegt, sind die Heilungschancen
umso besser, je früher der Tumor entdeckt wird.“ Aber: Insbesondere beim
Stuhlbluttest kann es auch zu falschen Ergebnissen kommen.
Zudem
werden die Angebote zur Darmkrebsfrüherkennung noch zu wenig in Anspruch
genommen. Forscher vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg
wollen die Vorsorge von Darmkrebs weiter verbessern und vereinfachen. Die
Deutsche Krebshilfe fördert zwei Projekte des DKFZ mit insgesamt rund 893.000
Euro.
Die
gesetzlichen Krankenkassen laden ihre Versicherten ab 50 Jahren zum
Darmkrebs-Screening ein. So können Frauen und Männer ab diesem Alter einmal im
Jahr einen immunologischen Stuhltest machen. Dieser weist Blut im Stuhl nach,
das mit bloßem Auge nicht sichtbar ist. Solche kleinen Blutmengen können ein
Hinweis auf Darmkrebs oder gutartige Vorformen, sogenannte Polypen oder
Adenome, sein. Darüber hinaus haben Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren
Anspruch auf zwei Darmspiegelungen. Werden dabei Polypen entdeckt, lassen sie
sich direkt entfernen. Zeigt die erste Darmspiegelung einen unauffälligen
Befund, ist eine erneute Untersuchung in der Regel erst wieder nach zehn Jahren
erforderlich. Denn es dauert meist sehr lange, bis sich die gutartigen Zellen der
Vorstufe zu bösartigen Darmkrebszellen verändern.
Darmkrebs-Vorstufen
mit Aspirin besser erkennen?
Immunologische
Stuhltests spüren rund 75 Prozent aller bereits vorliegenden bösartigen
Darmtumoren auf. Doch beim Nachweis der Vorstufen lässt die Empfindlichkeit des
Tests noch zu wünschen übrig. Professor Dr. Hermann Brenner, Leiter der
Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung am DKFZ, geht der
Vermutung nach, dass die Einnahme von Aspirin die Nachweisraten steigern könnte
– denn Aspirin fördert die Blutungsneigung und möglicherweise findet sich dann
auch mehr Blut im Stuhl.
In
einer aktuellenStudie erhalten rund 1.000 Männer vor einer Darmspiegelung über
vier Tage lang je eine Aspirin-Tablette. Jede Tablette enthält 100 mg des
Wirkstoffs Acetylsalicylsäure. Vor der ersten Einnahme und im weiteren Verlauf
bis zur Darmspiegelung werden die Studienteilnehmer mehrmals um eine Stuhlprobe
gebeten. „Wir wollen die Ergebnisse des Stuhltests vor und nach der
Aspirin-Einnahme vergleichen, um zu klären, wie sich dessen Empfindlichkeit
durch Aspirin verbessert“, erklärt Brenner. Die Deutsche Krebshilfe fördert die
Studie mit rund 575.000 Euro.
Darmkrebsvorsorge
per Handy-App?
Trotz
Einladung verzichten viele Versicherte auf den immunologischen Stuhlbluttest.
Ein möglicher Grund: Die Durchführung ist in Deutschland relativ aufwendig.
Versicherte müssen das Test-Röhrchen bei der Ärztin oder dem Arzt abholen, zu
Hause eine Stuhlprobe entnehmen und das Röhrchen wieder in die Praxis bringen.
Von dort geht die Probe ins Labor. Nach einigen Tagen erhält die Ärztin oder
der Arzt schließlich den Befund und bespricht das Ergebnis mit der oder dem
Versicherten. Privatdozent Dr. Michael Hoffmeister, ebenfalls Abteilung
Klinische Epidemiologie und Alternsforschung am DKFZ, will das Prozedere
vereinfachen und eine Alternative zum Labortest entwickeln. Die Idee: Die
Auswertung der Stuhlprobe soll direkt im Anschluss an die Entnahme zu Hause per
Smartphone-App erfolgen.
Diese
bestimmt den Gehalt des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin im Stuhl anhand eines
von Nutzern gemachten Fotos und weist somit verstecktes Blut in der Probe nach.
„In einer ersten Studie konnten wir bereits zeigen, dass ein solcher digitaler
Stuhltest vergleichbare Ergebnisse liefert wie eine Laboruntersuchung“,
berichtet Hoffmeister. Allerdings handelte es sich bei den Teilnehmern in
dieser Vorstudie um geschultes Personal. „Bevor die Idee vom
Smartphone-Stuhltest in der Praxis verwendet werden kann, müssen wir im Rahmen
unserer Studie klären, ob das Verfahren auch von Laien durchgeführt werden
kann.“ Die Deutsche Krebshilfe fördert die Studie mit rund 318.000 Euro.
Text
/ Foto: Deutsche Krebshilfe