Mittwoch, den 4. März 2020
Prekäre Arbeit ist meist weiblich: In Magdeburg sind aktuell 71 Prozent aller Beschäftigten,
die einen Teilzeit- oder Minijob haben, Frauen. In ganz Sachsen-Anhalt liegt die Quote bei
73 Prozent. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten zum Internationalen
Frauentag am 8. März hingewiesen. Die NGG beruft sich hierbei auf Zahlen der
Bundesagentur für Arbeit – und fordert größere Anstrengungen bei der Gleichstellung von
Frauen und Männern auf dem Arbeitsmarkt.
„Es kann nicht sein, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt noch immer so stark benachteiligt
sind. Viele Unternehmen in der Region nutzen das Lohngefälle aus, obwohl sie mehr zahlen
müssten“, kritisiert Holger Willem von der NGG-Region Magdeburg. Besonders
problematisch sei die Situation in frauendominierten Berufen – etwa im Service einer
Gaststätte oder im Verkauf einer Bäckerei. Wenn hier nicht nach Tarif gezahlt werde, träfen
niedrige Löhne häufig auf Teilzeitjobs und befristete Stellen. „Die Folge sind geringe
Einkommen und im Alter Mini-Renten, die Frauen dann beim Amt aufstocken müssen“, so
Willem. Laut Arbeitsagentur sind in Magdeburg 59 Prozent aller Teilzeitstellen im
Gastgewerbe in Frauenhand.
Der NGG-Geschäftsführer spricht zudem von einer Karrierefalle: „Wer nur 20 oder 25
Stunden pro Woche arbeitet, hat es beim beruflichen Aufstieg deutlich schwerer.“ Das gehe
aus einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Danach sind für Teilzeitbeschäftigte
Gehaltszuwächse und Beförderungen seltener.
Die Gewerkschaft fordert die Unternehmen auf, mehr prekäre Jobs in
sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen umzuwandeln. „Das ist auch das beste Mittel
gegen den Fachkräftemangel“, so Willem. Zugleich müsse die Politik mehr tun und einen
gesetzlichen Anspruch auf „gleiches Geld für gleichwertige Arbeit“ anpacken – „der dann
auch Wirkung zeigt und in den Betrieben zwingend umgesetzt wird“.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verdienen Frauen in Deutschland im Schnitt
21 Prozent weniger als Männer. In Ostdeutschland ist die Lohnlücke mit sieben Prozent
jedoch deutlich kleiner.
Foto: Jobs in der Gastronomie sind oft weiblich:
Doch Teilzeit- und 450-Euro-Stellen
führen häufig dazu, dass Frauen nur auf
Mini-Löhne kommen. Das kritisiert die
Gewerkschaft NGG. © NGG