Mittwoch, den 5. Februar 2020
Lohnmauer einreißen!
Mit einem mehrstündigen Warnstreik haben heute Beschäftigte des Lidl Getränkeabfüllers MEG Jessen (ehemals Himmelsberger) Druck für kräftigte
Lohnerhöhungen gemacht. Sie wollen ihre Löhne an das Niveau
vergleichbarer Betriebe in Westdeutschland angleichen. Mehrere hundert
Euro monatlich beträgt der Verdienstabstand zu Schwesterbetrieben der
Schwarz-Gruppe in Westdeutschland. Die MEG Jessen füllt als
Tochterunternehmen der Schwarz-Gruppe Mineralwasser für die
Handelsunternehmen Lidl und Kaufland ab.
Es ist das erst Mal seit der Wende, dass bei der MEG in Jessen die Arbeit
niederlegt wird. Aufgerufen hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG).
„In vielen Betrieben und Branchen steht im 30. Jahr der Deutschen Einheit
immer noch eine Lohnmauer. Die Beschäftigten von MEG und der anderen
Betriebe der Ernährungswirtschaft Sachsen-Anhalt wollen das nicht weiter
hinnehmen. Gemeinsam wollen sie die Lohnmauer einreißen“, erklärt Uwe
Ledwig, Verhandlungsführer und Vorsitzender der NGG Ost. „Bisher haben
die Arbeitgeber die Zeichen der Zeit nicht verstanden und weigern sich, über
eine Angleichung zu verhandeln. Deshalb machen wir Druck. Der Warnstreik
bei MEG in Jessen ist nur der Anfang, weitere Streiks werden folgen“, so
Ledwig weiter.
Die erste Tarifverhandlung der Ernährungsindustrie Sachsen-Anhalt am 20.
Januar ging ohne Ergebnis zu Ende. Neben einer Angleichung der Verdienste
an das Niveau vergleichbarer westdeutscher Betriebe fordert die zuständige
Gewerkschaft NGG, die unterste Lohngruppe auf 12 Euro anzuheben. Damit
soll nicht nur heute Armut verhindert werden, sondern auch im Alter. Denn
Niedriglöhne von heute sind die Armutsrenten von morgen.
Bei der MEG in Jessen arbeiten ca. 150 Beschäftigte, in allen Betrieben des
Tarifvertrages der Ernährungsindustrie Sachsen-Anhalts über 4.000
Menschen. Zum Tarifgebiet gehören unter anderem die sachsenanhaltinischen Standorte der Sektkellerei Rotkäppchen und des
Feinkostherstellers HOMANN.
Foto: Warnstreik bei Lidl-Getränkeabfüller MEG in Jessen © NGG