(ams). Kopfschmerzen, Magenprobleme,
Schwindelgefühl oder Rückenschmerzen hat wohl jeder schon einmal gehabt. Was
aber, wenn die Schmerzen oder andere Symptome nicht weggehen und der Arzt oder
die Ärztin trotz eingehender Untersuchungen keine körperlichen Ursachen dafür
findet? Nach Schätzungen des unabhängigen Instituts für Qualität und
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) leiden etwa zehn Prozent der
Bevölkerung unter Beschwerden, für die keine eindeutige körperliche Erklärung
gefunden wird. Diese funktionellen Körperbeschwerden sind zwar meist
ungefährlich, doch für Betroffene sehr belastend und einschränkend. Die Schmerzen
sind ganz unterschiedlicher Art - im Kopf, Rücken, den Gelenken, im Bauch.
Andere Betroffene leiden unter Herz-Kreislaufbeschwerden, Verdauungsbeschwerden
oder Gefühlsstörungen - zum Beispiel Taubheitsgefühlen. Wieder andere sind
total erschöpft.
Gemeinsam ist allen Betroffenen, dass der Arzt
die betreffenden Organsysteme untersucht, aber keine ausreichende Erklärung
findet. Wenn es dann heißt, da sei nichts, fühlen sich viele nicht ernst
genommen - und letztlich haben sie mit diesem Gefühl Recht. Dass keine
körperlichen Ursachen gefunden werden, heißt nämlich nicht, dass es keine
Gründe für die Beschwerden gibt oder dass die Beschwerden nicht real
existieren. "Häufig treffen biologische Faktoren und psychische Einflüsse
zusammen, zum Beispiel Stress und Überlastung, frühere Erkrankungen, eine
familiäre Veranlagung oder erhöhte Aufmerksamkeit für körperliche
Symptome", sagt Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie und
Psychiatrie im AOK-Bundesverband.
Stress kann Darmfunktion beeinträchtigen
So kann Stress zum Beispiel die Darmfunktionen
beeinträchtigen, die Muskelanspannung erhöhen oder zu Energiemangel führen.
Dies kann die Betroffenen sowohl körperlich als auch psychisch deutlich
einschränken. Die Menschen ziehen sich zurück und bleiben zu Hause. Sie bewegen
sich wenig und werden immer inaktiver. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, denn
bestimmte Probleme wie etwa Muskel- und Gelenkschmerzen oder Energiemangel
verstärken sich durch Schonung oft noch. Das kann manchmal sogar so weit gehen,
dass Betroffene ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Weil sie sich von den
Ärzten nicht ernst genommen fühlen und eine Ursache suchen, wechseln Betroffene
häufiger die Arztpraxis, bekommen neue Zusatzuntersuchungen und erhalten immer
neue Erklärungen für ihr Leiden. Nicht jede Untersuchung ist jedoch sinnvoll.
Manchmal kann es auch zu falschen Verdachtsbefunden kommen, wenn zum Beispiel
etwas entdeckt wird, was sich im Nachhinein als harmlos herausstellt. Dies kann
psychisch ebenfalls sehr belastend sein. Zum Glück bessern sich die Beschwerden
oft nach wenigen Wochen. Sind sie nur leicht, helfen meist einfache Maßnahmen:
"Nehmen Sie weiterhin am sozialen Leben teil, achten Sie auf einen gesunden
Lebensstil und ausreichenden Schlaf", rät Medizinerin Maroß.
"Bewegung ist meist besser als sich zu schonen." Manchmal sind
kurzfristig auch Medikamente hilfreich, beispielsweise bei Schmerzen oder
Magen-Darm-Beschwerden. Medikamente sollten jedoch immer nach ärztlicher
Rücksprache genommen werden.
Psychotherapeuetische Unterstützung
Halten die Schmerzen oder andere Symptome
länger an, kann eine psychotherapeutische Unterstützung helfen, mit den
Beschwerden besser und hilfreicher umzugehen. Hier brauchen Betroffene Geduld
und sollten versuchen, sich viele kleine erreichbare Ziele zu setzen, zum
Beispiel jeden Tag eine Runde mit dem Fahrrad zu fahren. Dadurch verschwinden
die Beschwerden nicht gleich, doch erste kleine Erfolgserlebnisse können zu weiteren
Zielen motivieren und das Wohlbefinden steigern.Auch Entspannungsverfahren wie
Progressive Muskelentspannung oder ein Achtsamkeitstraining sind geeignet, mit
Belastungen besser zurechtzukommen.
Seriöse Infos im Internet finden
In ihrer Verzweiflung suchen Betroffene häufig
im Internet nach Informationen. Hier gibt es jedoch auch viele unseriöse oder
kommerziell gesteuerte Angebote. Qualitätsgesicherte Informationen zu
unterschiedlichen Krankheitsbildern sowie Tipps und Hinweise zu seriösen
Infoquellen im Netz bietet das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im
Gesundheitswesen (IQWiG) auf seiner Webseite.
Text / Foto: AOK Bundesverband