KLINISCHE STUDIE ZU LYMPHKNOTENKREBS BEI JUNGEN PATIENTEN
Münster (chw) – Eine besonders häufige Form von
Lymphknotenkrebs bei Kindern und Jugendlichen ist das lymphoblastische Lymphom
(LBL). Das LBL lässt sich mit einer Chemotherapie sehr gut behandeln: Die
Heilungschancen liegen bei 75 bis 85 Prozent. Kehrt der Tumor aber zurück,
haben die jungen Patienten eine äußerst schlechte Prognose. Ein internationales
Forscherteam in 21 Ländern will deshalb die bisherige Standard-Chemotherapie
optimieren und an das individuelle Rückfallrisiko jedes einzelnen Patienten
anpassen. Ziel ist es, zukünftig noch mehr Patienten vor einem Rückfall zu
bewahren. Die Deutsche Krebshilfe fördert die Studie mit rund 2,5 Millionen
Euro.
Die moderne Krebstherapie versucht, jeden Tumor möglichst
individuell zu behandeln. Voraussetzung dafür ist, dass Ärzte die entarteten
Zellen genau analysieren, bevor sie eine Behandlung auswählen. Bei einigen
Krebsarten ist beispielsweise relevant, welche Eigenschaften der Tumorzellen
die Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall bestimmen. Besteht bei einem
Patienten ein hohes Rückfallrisiko, können die Ärzte eine höher dosierte
Therapie einsetzen.
Beim LBL ist das heute noch nicht möglich: Fast alle
betroffenen Kinder – auch jene mit hohem Risiko – erhalten derzeit die gleiche
Chemotherapie. „Das wollen wir ändern, denn wenn ein LBL-Patient einen
Krankheitsrückfall erleidet, können wir ihm kaum mehr helfen“, erklärt
Professorin Dr. Dr. Birgit Burkhardt von der Klinik für Kinder- und
Jugendmedizin am Universitätsklinikum Münster, die die Studie leitet.
Das LBL unter die Lupe nehmen
„In Vorarbeiten haben wir bereits einige mögliche
Risikomarker – also Eigenschaften der LBL-Zellen, die einen Rückfall
wahrscheinlich machen – entdeckt“, berichtet Burkhardt weiter. Dabei handele es
sich einerseits um bestimmte Mutationen in den Genen der Tumorzellen,
andererseits um den Immunphänotyp, also das für die Erkennung durch das
Immunsystem relevante ‚Aussehen‘ der Zellen. „Und auch das Erkrankungsstadium
scheint eine Rolle zu spielen.“
Diese Erkenntnisse hat das Forscherteam genutzt, um eine
Hochrisiko- und eine Standardrisikogruppe zu definieren. Zu Studienbeginn
nehmen die Ärzte den Tumor jedes einzelnen Patienten genau unter die Lupe, um
ihn anschließend einer der beiden Gruppen zuordnen zu können.
Die Chance auf Heilung von Hochrisikopatienten verbessern
Nach dem Zufallsprinzip erhält die Hochrisikogruppe
entweder die Standardtherapie oder aber eine stärkere Chemotherapie. „Wir
hoffen, dass wir mit der höheren Dosis mehr Rückfälle verhindern und damit die
Heilungschance für die betroffenen Kinder verbessern können. Das würde
bedeuten, dass unsere Marker das Risiko zuverlässig vorhersagen und wir die
Chemotherapie zukünftig individuell einsetzen könnten“, so Burkhardt. Zudem
müssten die Ärzte ihre Patienten mit geringem Risiko keiner unnötig hohen Dosis
aussetzen, denn je stärker eine Chemotherapie ist, desto stärker sind auch die
Nebenwirkungen.
Rückfälle im Gehirn vermeiden
Aber damit nicht genug: Die Forscher möchten mit der
Studie auch eine andere Fragestellung beantworten. Denn seit einiger Zeit
treten bei LBL-Patienten gehäuft Rückfälle im zentralen Nervensystem (ZNS) –
also im Gehirn oder Rückenmark – auf. Bei einer eng verwandten Krebserkrankung,
der akuten lymphoblastischen Leukämie (ALL), setzen Ärzte eine Chemotherapie
ein, die ZNS-Rückfälle besonders gut verhindern kann. Ob diese Chemotherapie
auch beim LBL wirkt, möchte das Studienteam bei allen LBL-Patienten überprüfen.
Innerhalb der nächsten fünf Jahre werden insgesamt 650
Patienten unter 18 Jahren in die Studie eingeschlossen – davon allein 150 aus
Deutschland. „Die Bekämpfung von Krebs im Kindes- und Jugendalter ist uns seit
jeher ein besonderes Anliegen. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt mit hohem
finanziellem Aufwand die Forschung auf dem Gebiet der Kinderonkologie, um den
kleinen und jungen Patienten bessere Heilungschancen zu ermöglichen“, betont
Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.
Text / Foto: Deutsche Krebshilfe