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Gewappnet für den Notfall: Mitarbeiter der Klinikum Magdeburg gGmbH trainieren Ernstfälle im Kreißsaal

Samstag, den 9. November 2019

Von Kathleen Radunsky-Neumann

Verschlechtern sich unter der Geburt die kindlichen Herztöne, ist schnelles Handeln gefragt. „Dann muss innerhalb von 20 Minuten das Baby auf die Welt kommen“, sagt PD Dr. med. habil. Holm Eggemann, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Magdeburg. Notfälle in der Geburtshilfe sind insofern etwas besonderes, als das dann gleich zwei Patienten betroffen sind – das Kind und die Mutter. „Deshalb sind mehrere Fachrichtungen involviert“, erklärt Holm Eggemann und zählt die Neonatologie, Anästhesie und Gynäkologie als Beispiele auf. 

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist hier das Stichwort. Wie arbeiten die Kollegen zusammen? Wie wird das Wirken koordiniert? Das sind wichtige Fragen, die geklärt werden müssen. Im Alltag widmen sich die Mitarbeiter der Klinikum Magdeburg gGmbH natürlich solchen Aufgaben. „Wir werten die Fälle im Nachgang aus“, sagt der Chefarzt. Und die Mitarbeiter nutzen die Möglichkeit der Hospitation in anderen Häusern. „Das hat zwei Effekte“, führt Holm Eggemann aus. Einerseits kann man sehen, wie andere mit Notfällen in der Geburtshilfe umgehen, und andererseits finden die Mitarbeiter auch Bestätigung, dass das eigene Tun gut ist. 

Am Freitag, 8. November 2019, haben die Kollegen der Klinikum Magdeburg gGmbH nun das Thema auf ein ganz neues Level gebracht. Denn Pfleger und Ärzte der Pädiatrie, Anästhesie, Gynäkologie und Neonatologie sowie Hebammen haben einen Tag lang verschiedene Notfallszenarien durchgespielt. Eingekauft hat das kommunale Haus dafür Fachleute von außen. Die Mitarbeiter von „tüpass“, dem Tübinger Patientensicherheits- und Simulationszentrum Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Universitätsklinikum Tübingen, haben sich spezialisiert auf Simulationskurse in verschiedenen Fachbereichen. Mit computergesteuerten Patientensimulatoren und professionellen Schauspielerpatienten werden so Notfallsituationen nachgestellt. Diese Szenarien werden mit  verschiedenen Kameras aufgenommen. Anschließend wird diese Videodokumentation des Ablaufs ausgewertet und nachbesprochen.

So viel zur Theorie. Wie sieht das in der Praxis aus? Ein Kreißsaal von insgesamt vier der Klinikum Magdeburg gGmbH ist am Trainingstag gesperrt. Hier werden sechs verschiedene Notfallszenarien mit den Schauspielern, Puppen und Computersimulationen durchgespielt. „Wie in der Realität gehen die Mitarbeiter in eine Geburtssituation. Welcher Notfall eintreten wird, ist ihnen vorher nicht bekannt“, erklärt Conny Walker von „tüpass“. Am Freitag geprobt wurden unter anderem die Fälle, wenn der Ehemann im Laufe der Geburt kollabiert oder die Mutter einen Kreislaufkollaps erleidet. 
Im Prinzip gehören die Notfälle zum täglich Brot im Krankenhaus. „Doch die interdisziplinäre Zusammenarbeit bedarf Absprachen und ein Hand-in-Hand-Arbeiten“, sagt sie. Hier helfen die Videoaufnahmen und die Nachbesprechung. Was hat funktioniert, wo sind weitere Abstimmungen nötig? „Es geht auch darum, einmal über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen“, erklärt die Trainerin und nennt als Beispiel die Frage, was man selbst tun könne, um die Kollegen zu unterstützen.

Chefarzt Holm Eggemann jedenfalls ist zufrieden. „Unsere Mitarbeiter haben sich mit viel Engagement eingebracht“, sagt er. 

Im Klinikum Magdeburg werden jährlich rund 1500 Kinder geboren. Im Kreißsaal arbeiten 25 Hebammen. Insgesamt beschäftigt die Klinikum Magdeburg gGmbH rund 1800 Mitarbeiter. 

Titelfoto: Notfall 1: Während der Ehemann, der im Laufe der Geburt kollabiert ist, im Kreißsaal versorgt wird, nimmt die Mutter im Stuhl Platz und bekommt ihr Baby in den Arm gelegt. 


Foto: Notfall 2: Der Ehemann ist im Laufe der Geburt kollabiert. Im Nachgang muss die Ehemann-Puppe für den nächsten Simulationseinsatz präpariert werden. 



Foto: Notfall 3: Zur Simulation gehört natürlich auch ein Baby. Man sieht es ihr nicht an, aber diese Puppe wiegt zirka 3 Kilogramm. 



Foto: Notfall 4: Reanimationen werden nicht am Schauspieler durchgeführt, deshalb muss dann die Puppe herhalten. 



Fotos: Notfall 5-7: Hand in Hand arbeiten die Mitarbeiter vom Kreißsaal, der Anästhesie, Gynäkologie und Pädiatrie.







Fotos (c) Klinikum Magdeburg