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Heute in Magdeburg: Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht

Montag, den 11. November 2019

Mit einer Gedenkveranstaltung erinnert die Landeshauptstadt heute am 11.11.2019 an die Opfer der Reichspogromnacht vom 9. November 1938. Die Gedenkfeier im Forum Gestaltung in der Brandenburger Straße beginnt um 15:00 Uhr. Im Anschluss wird es einen stillen Gedenkweg zum Synagogendenkmal sowie zum Ort der neuen Synagoge in der Julius-Bremer-Straße geben. Die Reichspogromnacht 1938 führte auch in Magdeburg zur Zerstörung der Synagoge sowie zahlreicher jüdischer Geschäfte.
 
Im Forum Gestaltung richten der Innenminister Holger Stahlknecht sowie der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Magdeburg, Dr. Lutz Trümper, Gedenkworte an die Anwesenden. Auch der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Magdeburg, Stephan Hoenen, sowie der Vorstandsvorsitzende der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg, Wadim Laiter, werden jeweils ein Gedenkwort sprechen.
 
Im Anschluss daran wird der siebenarmige Leuchter, die Menora, als Symbol für den jüdischen Glauben entzündet, und Schülerinnen und Schüler des Ökumenischen Domgymnasiums und des Geschwister-Scholl-Gymnasiums erinnern an Dr. Julius Winter, für dessen Familie im Dezember 2019 ein Stolperstein in der Hohepfortestraße verlegt wird.
 
Nach einer Gedenkminute brechen alle Beteiligten zu einem Gedenkweg in die Julius-Bremer-Straße auf. Am Denkmal der zerstörten Synagoge werden Kränze niedergelegt und Gebete gesprochen. Außerdem wird dort ein Schlusssegen erfolgen.
 
Das Gedenken ist in Kooperation mit dem Evangelischen Kirchenkreis Magdeburg, der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg sowie dem Forum Gestaltung organisiert worden. Die Gedenkfeier findet am 11. November statt, da der Tag des Pogroms vom 9. November 1938 in diesem Jahr auf den jüdischen Feiertag des Sabbats fällt.
 
Hintergrund zu Erinnerungsorten

Mahnmal/ Relief
An der Stelle der am 9. November 1938 zerstörten Synagoge in der Julius-Bremer-Straße steht heute ein vom Magdeburger Metallgestalter Josef Bzdok 1988 errichtetes Mahnmal für die jüdischen Opfer des Naziregimes. Die Inschrift lautet: "Dem Nazi-Terror fielen 1.521 Magdeburger jüdischen Glaubens, darunter 287 unschuldige Kinder, zum Opfer." In unmittelbarer Nachbarschaft des Mahnmals wurde 2004 durch die Magdeburgische Gesellschaft von 1990 ein Relief zur Erinnerung an die 1938 zerstörte Magdeburger Synagoge aufgestellt.
 
Neue Synagoge Magdeburg
Der Förderverein Neue Synagoge Magdeburg e.V. unterstützt die Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg dabei, ein neues Versammlungshaus zu bauen. Durch den Bau einer neuen Synagoge sollen die Magdeburger jüdischen Glaubens wieder ein religiöses Zentrum erhalten. Zugleich soll es ein Begegnungsort für alle Magdeburgerinnen und Magdeburger sein, die mit dem Judentum in Verbindung oder ins Gespräch treten wollen. Im September 2019 hat der Stadtrat der Landeshauptstadt beschlossen, dass ein Grundstück in der Julius-Bremer-Straße der Synagogen-Gemeinde für den Neubau kostenlos bereitgestellt wird.
 
Mahnmal "Magda"
Seit 2001 erinnert das Mahnmal "Magda" des Bildhauers Jörg-Tilmann Hinz in der Rothenseer Havelstraße/ Ecke Heinrichsberger Straße an eine Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald gleichen Namens, in der mehr als 2.000 Häftlinge – überwiegend Juden aus Ungarn – zu Tode gequält wurden. Jährlich am 27. Januar gedenken Vertreter von Stadt, Land, Kirchen und Religionsgemeinschaften, Parteien und die Bundeswehr der Opfer des Nationalsozialismus.
 
Gedenktafel am ehemaligen Polte-Werk
In der Liebknechtstraße erinnert heute eine Gedenktafel an die über 3.000 weiblichen sowie rund 600 männlichen Häftlinge, die bis April 1945 in das damalige Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald, das Magdeburger Polte-Werk, deportiert wurden. Häftlinge, die nicht mehr bei Kräften waren, wurden zur Ermordung nach Auschwitz, Bergen-Belsen oder Ravensbrück geschickt.
 
Jüdische Friedhöfe
Jüdische Friedhöfe tragen auch die Bezeichnung "Guter Ort" oder "Halle des Lebens". Auf dem Jüdischen Friedhof im Fermersleber Weg befinden sich die Grabsteine von Moritz Rahmer, Robert Philippson und Guyla Grosz. Hier ist auch das Grab der legendären Magdeburger Zirkusfamilie Blumenfeld. Bis 1920 hatte sie das einzige feste Zirkusgebäude in Deutschland. Der jüdische Arzt Dr. Otto Schlein ist auf dem Westfriedhof beigesetzt worden.
 
Im September 2018 wurde ein neuer Ort der Totenruhe für die jüdische Bürgerinnen und Bürger Magdeburgs geweiht. Er befindet sich auf einem Teil des Friedhofs Groß Ottersleben an der Königstraße.
 
Stolpersteine
Am 18. März 2007 weihte Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper im Rahmen einer Gedenkstunde die ersten Stolpersteine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus‘ in Magdeburg ein. Der erste der verlegten Stolpersteine ist dem früheren Magdeburger Bürgermeister Dr. Herbert Goldschmidt gewidmet. Im Dezember findet die 30. Verlegung von Stolpersteinen in Magdeburg statt. Dieses Mal wird an drei Tagen insgesamt 25 Magdeburgerinnen und Magdeburgern gedacht, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Finanziert werden die Erinnerungsmale ausschließlich durch Spenden.