Foto: Eine wichtige Funktion der Online-Programme
und Apps ist es, Menschen mit Depression frühzeitig Hilfestellungen zu geben
und aus negativen Denkmustern zu lösen.
Apps und Online-Programme als qualifizierte Helfer
für Betroffene
(djd). Jahr für Jahr steigt in Deutschland die Zahl
der Krankheitstage aufgrund psychisch bedingter Beschwerden, zuletzt auf 107
Millionen, meldet das Bundesarbeitsministerium. Besonders häufig fehlen
Betroffene wegen Depressionen und Angststörungen. Weil
Therapeuten fehlen, müssen Patienten oft mehrere Monate auf qualifizierte Hilfe
warten. Hier gehen jetzt einige Krankenkassen neue Wege und ermöglichen ihren
Versicherten früh fachkundige Begleitung durch Online-Programme und Apps.
Patienten nicht alleine lassen
"Bei psychischen Erkrankungen ist es
unverzichtbar, die Betroffenen schnell zu unterstützen", erklärt Maren
Soehring von der IKK classic. "Depressionen und Angststörungen sind ein
Bereich, in dem telemedizinische Angebote bereits erprobt und nachweislich
wirksam sind." Patienten mit Ängsten, Depressionen oder Burnout können
seit Kurzem über die Krankenkasse das Online-Therapieprogramm
"Valecura" nutzen (www.valecura.de). Ihnen
stehen persönliche Ansprechpartner zur Seite - versierte Psychotherapeuten,
Psychologen und Sozialarbeiter. Hilfe rund um die Uhr gibt es für Menschen mit
einer Depression außerdem über die App "deprexis24", die von einem
Team aus Ärzten, Psychotherapeuten und Patienten entwickelt wurde. "Auf
diese Weise bekommen Betroffene die medizinisch notwendige Frühtherapie ohne
nennenswerte Wartezeiten", so Soehring. "Die Wirksamkeit wurde in
zahlreichen klinischen Studien erwiesen."
Konkrete Hilfe im Alltag
Ein wesentlicher Aspekt der Therapie bei
Depressionen ist es, Patienten von negativen Denkmustern und Verhaltensweisen
zu lösen. Hier setzt die App an, bei deren Entwicklung aktuelle Erkenntnisse
aus der kognitiven Verhaltenstherapie und weiterer erprobter Therapieverfahren
mit einflossen. Anhand von virtuellen Dialogen lernt das Programm den Patienten
zunächst kennen und passt sich im Gesprächsverlauf seinen Bedürfnissen an. Es
hilft dabei, den Tagesablauf wieder zu strukturieren und bietet Übungen zu
Achtsamkeit und lösungsorientiertem Denken. Darüber hinaus gibt es Hörspiele,
Illustrationen und motivierende Textnachrichten. Alle Einheiten kann der Nutzer
im eigenen Tempo absolvieren, wiederholen sowie anhand von Arbeitsblättern und
wissenschaftlichen Fragebögen die eigene Stimmungslage überprüfen und
protokollieren. "Der Patient kann aktiv werden und in Eigenregie und
jederzeit die Hilfen in Anspruch nehmen, die er braucht", sagt Maren
Soehring. Ähnlich aufgebaut ist die App "velibra", die auf die
Bedürfnisse von Menschen mit Angststörungen zugeschnitten ist. Soehring:
"Beide Apps haben sich sowohl therapievorbereitend als auch -begleitend
bewährt."
Text / Foto: djd/IKK classic/Getty