Foto: Mann mit Depressionen
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen
Erkrankungen: Etwa jeder fünfte Mensch in Deutschland leidet irgendwann in
seinem Leben mindestens einmal an einer Depression oder einer chronisch
depressiven Verstimmung, so das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im
Gesundheitswesen (IQWiG). Frauen sind häufiger betroffen als Männer, ältere
Menschen öfter als junge.
Doch nur etwa ein Drittel der in Deutschland
Erkrankten erhält professionelle Hilfe. Vor allem bei Männern bleibt eine
Depression oft unentdeckt. Mal schlecht drauf und niedergeschlagen zu sein, ist
vollkommen normal. Deswegen ist man noch lange nicht krank. Eine Depression
dagegen ist eine seelische Krankheit, die sich durch ein länger andauerndes
Gefühl gedrückter Stimmung, Antriebslosigkeit und Verlust von Freude und
Interessen äußert.
Um das Bewusstsein für die Volkskrankheit
Depression zu stärken, findet jährlich am 1. Oktober der Europäische
Depressionstag statt. Denn eine Depression ist therapierbar. Je früher sie
erkannt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten. "Typisch sind
Energielosigkeit, Niedergeschlagenheit und das Gefühl, nichts wert zu sein,
sich zu nichts aufraffen oder nichts leisten zu können. Oft haben die depressiv
Erkrankten keine Hoffnung auf Besserung und blicken pessimistisch in die
Zukunft. Betroffene verlieren meist das Interesse an sozialen Kontakten und
Aktivitäten", sagt Dr. Astrid Maroß, Fachärztin für Neurologie und
Psychiatrie im AOK-Bundesverband.
In der Folge ziehen sie sich zurück, so dass soziale und berufliche Belange gefährdet sind. Doch die Art der Symptome kann individuell unterschiedlich sein und sich beispielsweise auch in Angespanntheit, Unruhe, Schlafstörungen und körperlichen Symptomen äußern, so Medizinerin Maroß weiter. "Bei einer Depression kann es auch dazu kommen, dass der Betroffene nicht mehr leben möchte. Im schlimmsten Fall führt die Krankheit auch zur Selbsttötung."
Der wichtigste Schritt zur Behandlung
Bei Männern wird eine Depression allerdings nicht
immer erkannt, da die typischen Merkmale bei ihnen oft weniger sichtbar sind.
Stattdessen können Symptome wie erhöhte Aggression und Gewaltbereitschaft oder
körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Magenprobleme oder Potenzstörungen
im Vordergrund stehen.
Bei Männern kann sich die Erkrankung daher durch
eine geringe Stresstoleranz und unpassendes soziales Verhalten andeuten. Solche
Betroffene brausen schnell auf, bekommen wegen Kleinigkeiten Wutanfälle und
neigen zu Vorwürfen und nachtragendem Verhalten. Sie sind generell mit sich und
anderen unzufrieden und gehen hohe Risiken ein, etwa beim Sport und beim
Autofahren. Einige neigen zu Suchtverhalten, insbesondere zu übermäßigem oder
unkontrolliertem Alkoholkonsum. Eine Depression kann viele Gründe haben; meist
kommen verschiedene Ursachen zusammen. Neben einer entsprechenden Veranlagung
und ungünstigen Bewältigungsstrategien für die alltäglichen Widrigkeiten des
Lebens können belastende Ereignisse wie der Tod eines Angehörigen, eine
Trennung oder eine Beziehungskrise das Risiko für eine Depression erhöhen.
Die Erkrankung tritt häufiger bei Menschen auf, die wenig soziale Unterstützung suchen beziehungsweise erfahren. Ungünstige Arbeitsbedingungen wirken sich ebenfalls auf die Psyche aus, beispielsweise wenn die Anforderungen im Beruf sehr hoch sind, aber gleichzeitig wenig Spielraum für eigene Entscheidungen bleibt. Männer geraten besonders in Bedrängnis, wenn sie ihren sozialen Status bedroht sehen, etwa durch Arbeitslosigkeit, berufliche Abstufung oder geringe Anerkennung im Job. Männer, insbesondere ältere Männer, haben ein höheres Suizidrisiko als Frauen.
"Im Gegensatz zu Frauen suchen Männer jedoch deutlich seltener und weniger intensiv Hilfe, weil sie Störungen ihres seelischen oder körperlichen Wohlbefindens häufig auf Stress und berufliche Belastungen zurückführen. Eine psychische Erkrankung ziehen sie eher nicht in Betracht", so Dr. Maroß. Eine frühzeitige Therapie ist jedoch wichtig, um den Krankheitsverlauf zu stoppen oder wenigstens abzumildern, denn grundsätzlich sind Depressionen gut behandelbar.
Nachdem der Arzt oder die Ärztin eine Depression
festgestellt hat, erstellt er oder sie einen Behandlungsplan. Je nachdem, wie
schwer die Erkrankung und wie die Präferenz des Betroffenen ist, wird eine
psychotherapeutische oder eine medikamentöse Behandlung angewendet, manchmal
auch in Kombination. Dabei bespricht der Arzt die Vor- und Nachteile einer
Behandlung ebenso wie die Befürchtungen des Betroffenen. "Wer zum Arzt
geht, hat bereits einen wichtigen Schritt getan", sagt Ärztin Maroß.
Darüber hinaus tut regelmäßige Bewegung gut und kann die Stimmung aufhellen. Auch ein Treffen mit Freunden oder ein Hobby können das Wohlbefinden steigern. Hilfreich kann es sein, sich einen kleinen Wochenplan aufzustellen und darin die geplanten Aktivitäten festzuhalten.
Unterstützung durch Online-Selbsthilfeprogramme
Mittlerweile zeigen viele Studien, dass
Online-Selbsthilfeprogramme bei Depressionen die Behandlung unterstützen
können. Eines davon ist moodgym - ein interaktives Trainingsprogramm zur
Vorbeugung und Verringerung von depressiven Symptomen, das von der AOK
unterstützt wird. Das Programm basiert auf der kognitiven Verhaltenstherapie
und ist von australischen Wissenschaftlern entwickelt worden.
Die AOK ermöglicht die deutsche Version von
moodgym, die für jeden unter moodgym.de kostenfrei und anonym zugänglich ist.
Hier lernen Patienten zum Beispiel, negative Wahrnehmungen und Gedanken so
umzugestalten, dass sie künftig besser mit belastenden Situationen umgehen und
ihre Stimmung positiv beeinflussen können.
moodgym hat in einem aktuellen Test der Stiftung
Warentest als einziges kostenfreies Online-Angebot das Prädikat
"Empfehlenswert" erhalten. Auch für Angehörige und Freunde von
Betroffenen bietet die AOK ein Online-Programm an: Der "Familiencoach
Depression" wurde von Wissenschaftlern der Freiburger Universitätsklinik
für Psychiatrie und Psychotherapie in Zusammenarbeit mit Betroffenen entwickelt
und soll Angehörigen helfen, den Alltag mit einem depressiv erkrankten Menschen
besser zu bewältigen. Das Programm basiert auf den Inhalten von
Psychoedukationskursen, die die Belastung der Angehörigen nachweislich senken
können.
Text / Foto: AOK-Bundesverband