Hamburg (ots). Eine Entwicklung, die gravierende Folgen
für die Patientenversorgung haben könnte: 67 Prozent der niedergelassenen Ärzte
in Deutschland sind mit den derzeitigen Arbeitsbedingungen sowie den
gesundheitspolitischen Plänen der Regierung so unzufrieden, dass sie ihre
kassenärztliche Tätigkeit früher als ursprünglich geplant beenden wollen. Dies
zeigt eine aktuelle Umfrage des Ärztenetzwerks änd.de unter rund 2.000
niedergelassenen Haus- und Fachärzten.
Die Antworten auf die ergänzende Frage, in welches
Lebensalter das voraussichtliche Ende der eigenen Kassenarzttätigkeit fällt,
verdeutlichen die Dimensionen: 39 Prozent der Umfrageteilnehmer zeigen sich
fest entschlossen, die Kassenzulassung noch vor dem 65. Lebensjahr abzugeben.
Fielen finanzielle Verpflichtungen - wie das Abbezahlen des Praxiskredits -
weg, würde die Zahl voraussichtlich noch höher ausfallen: Zwei von fünf Ärzten
betonen, dass sie sich gezwungen sehen, aufgrund offener Raten in
beträchtlicher Höhe länger als gewünscht in der Praxis bleiben zu müssen.
Doch welche Faktoren ärgern die Ärzte am stärksten? Die
Antworten auf diese Frage lassen erahnen, welchen Frust die jüngsten
politischen Eingriffe - beispielsweise die von Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn festgelegte Erweiterung der Sprechstundenzeiten - in der Ärzteschaft
verursacht haben. War es in früheren Umfragen oft die als zu gering empfundene
Vergütung, steht nun die "Geringschätzung der ärztlichen Arbeit durch die
Politik" an erster Stelle. Gleich dahinter kommt die Beschwerde: "Die
Politik regiert in die Praxisorganisation hinein." Auch wird die
Bürokratie als stark belastend empfunden. Die Themen Vergütung und
Arzneimittelregresse teilen sich mit einigem Abstand den vierten Platz.
"Können Sie sich vorstellen, nach Beendigung der
vertragsärztlichen Tätigkeit noch weiter privat zu behandeln?", lautete
ebenfalls eine Frage an die niedergelassenen Mediziner. Gut jeder Zweite (53
Prozent) kann sich eine Arbeit als Privatarzt nach der Rückgabe seiner
Kassenzulassung vorstellen. 24 Prozent der Befragten zeigen sich in der Sache
noch unentschlossen, 23 Prozent wollen nach dem Ende ihrer vertragsärztlichen
Tätigkeit komplett den Kittel an den Nagel hängen.
Jan Scholz, Chefredakteur des Fachportals änd.de, spricht
von alarmierenden Zahlen: "Das Durchschnittsalter der Vertragsärzte ist in
den vergangenen zehn Jahren von rund 51,6 (2008) auf 54,2 (2018) Jahre
gestiegen. Daher könnten Entscheidungen zum vorzeitigen Ruhestand bei vielen
Ärzten schon in wenigen Jahren großen Einfluss auf die Zukunft der wohnortnahen
medizinischen Versorgung haben. Das scheint den politisch Verantwortlichen
nicht ausreichend klar zu sein. Statt die Freiheiten der niedergelassenen Ärzte
weiter einzuschränken, muss es eine politische Debatte darüber geben, wie die
Rahmenbedingungen der ärztlichen Arbeit verbessert und attraktiver gestaltet
werden können."
Die änd-Umfrage zum Thema Ruhestand wurde vom 19. bis zum
25. August 2019 durchgeführt. Es beteiligten sich 1.956 niedergelassene Haus-
und Fachärzte aus dem ganzen Bundesgebiet. Die Einladung zu der Befragung
erfolgte durch eine E-Mail an die Mitglieder des Ärztenetzwerks änd.de.
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Text: Ärztenachrichtendienst Verlags-AG (änd),
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