Ihr
Ziel: Verbesserte Methoden zur Prognose eines solchen Tumors entwickeln und
neue Therapiemöglichkeiten schaffen. Die Deutsche Krebshilfe unterstützt das
Projekt mit 1,75 Millionen Euro.
Ein Meningeom
ist die häufigste Krebserkrankung des Gehirns. In der Regel umfasst die
Therapie das operative Entfernen des Krebsgewebes. Während manche dieser
Hirntumoren eher langsam wachsen und nach der Operation nicht wieder auftreten,
entwickeln sich andere aggressiv und kehren zurück. Im Rahmen eines von der Deutschen
Krebshilfe geförderten Verbundprojekts "Aggressive Meningeome" wollen
Wissenschaftler eines interdisziplinären Konsortiums an sechs bundesweiten
Forschungsstandorten nun die biologischen Ursachen dafür entschlüsseln.
Bessere
Risikobewertung durch Biomarker
"Eine
genaue Risikoeinschätzung, ob der Hirntumor nach der Operation erneut auftreten
wird, wäre für uns sehr wichtig. So könnten wir die Therapie frühzeitig
anpassen", erklärt der Projektleiter Dr. Felix Sahm, Abteilung für
Neuropathologie des Universitätsklinikums Heidelberg. Untersuchungen des
entfernten Krebsgewebes unter dem Mikroskop können bereits einige Anzeichen
geben: Deuten die Ergebnisse auf einen schnell (nach)wachsenden Tumor hin,
erhält der Betroffene bislang im Anschluss an die Operation eine
Strahlentherapie und häufigere Kontrollen durch bildgebende Verfahren.
Doch nicht immer
zeigen diese Untersuchungen eindeutig, ob eine intensive Nachbehandlung
überhaupt notwendig ist. Zudem kann ein Rückfall selbst dann auftreten, wenn
das entfernte Gewebe nicht auf einen aggressiven Tumor hindeutet.
Das Ziel der
Forscher: Schon vor der Operation sollen Blutuntersuchungen und neue
bildgebende Verfahren zukünftig Rückschlüsse auf den Krankheitsverlauf
ermöglichen. Während der Operation sollen dann die Grenzen zwischen dem Tumor
und gesundem Gewebe deutlicher als bisher unterscheidbar sein. Zudem sind die
Heidelberger auf der Suche nach charakteristischen biologischen Merkmalen,
sogenannten Biomarkern. Dies können Moleküle im Blut des Patienten oder Gene im
Erbgut der Krebszellen sein. Da die Biomarker in direktem Zusammenhang mit dem
Tumorwachstum stehen, können sie als Indikator für den Krankheitsverlauf
dienen. Messbare Biomarker ermöglichen eine bessere Klassifizierung des Tumors
und eine individuellere Therapie. Dabei liegt ein Schwerpunkt der Heidelberger
Wissenschaftler auch darauf, die Erfahrungen der Patienten mit den
verschiedenen Therapieansätzen genauer zu untersuchen.
Direkte
Anwendung der Laborergebnisse
Mittels der
gewonnenen Erkenntnisse wollen die Forscher anschließend alternative
Therapieverfahren entwickeln, die gezielt an den biologischen Mechanismen des
aggressiven Tumors ansetzen. "Wir möchten so unter anderem den Patienten
helfen, bei denen wiederholte Operationen und Bestrahlung den Krebs nicht
aufhalten konnten", ergänzt Sahm. In klinischen Studien will das
Konsortium abschließend den Erfolg der neu entwickelten Therapien untersuchen.
Das Projekt wird
von der Deutschen Krebshilfe im Rahmen ihres Förderschwerpunktprogrammes
"Translationale Onkologie" gefördert. Dieser Begriff bezeichnet die
Schnittstelle zwischen der Wissenschaft und ihrer praktischen Anwendung.
"Ein Rückfall ist bei Hirntumoren kaum therapierbar. Daher fördert unsere
Organisation aussichtsreiche Forschungsvorhaben zu neuen Behandlungsverfahren
auf diesem Gebiet", sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der
Deutschen Krebshilfe.
Hintergrund und
weitere Informationen
In Deutschland
erkranken jedes Jahr etwa 7.000 Menschen neu an einem Tumor des Gehirns oder
Rückenmarks. Meningeome sind spezielle Tumoren der Hirnhäute (Meningen). Sie
stellen bis zu ein Viertel aller Krebserkrankungen des Gehirns dar und sind
damit die häufigsten Hirntumoren bei Erwachsenen. Ein Meningeom verursacht
Kopfschmerzen und zahlreiche neurologische Symptome, da es beim Wachsen das
umgebende Hirngewebe verdrängt. Das Tumorgewebe kann in der Regel operativ
vollständig entfernt werden. In rund 15 Prozent der Fälle tritt ein Meningeom
nach der Operation jedoch erneut auf.
Die Deutsche Krebshilfe bietet kostenlose
Informationsmaterialien zu diesem Thema an (www.krebshilfe.de/infomaterial-fuer-betroffene)
- wie den Blauen Ratgeber "Gehirntumoren". Eine persönliche Beratung
für Betroffene bieten darüber hinaus die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des
INFONETZ KREBS der Deutschen Krebshilfe unter der kostenfreien Telefonnummer
0800 / 80708877.
Projektnummer:
70112956
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