63 Prozent der Deutschen wären Organspender, wenn sie
diesen Status automatisch von Geburt an hätten – de facto haben heute nur 36
Prozent einen Spenderausweis
Die Hälfte der Bundesbürger würden sich vom Roboter
operieren oder vom Arzt via Webcam behandeln lassen
Nur 23 Prozent vertrauen der Schulmedizin noch voll und
ganz, dafür setzen die Deutschen auf altbewährte Hausmittel
STADA Gesundheitsreport 2019: 18.000 Befragte in neun
europäischen Ländern zum Thema „Die Zukunft der Gesundheit“
Bad Vilbel, 15. Mai 2019 – 63 Prozent der Deutschen wären
Organspender, wenn sie diesen Status automatisch von Geburt an hätten.
Tatsächlich besitzen aktuell aber nur 36 Prozent der Bundesbürger einen
Organspenderausweis.1 Diese große Lücke ist der „Zustimmungs-lösung“
geschuldet. Viele Menschen in Ländern mit „Widerspruchslösung“ kritisieren das
deutsche System, sie halten die Organspende für ihre Pflicht. Das zeigt der
STADA Gesundheitsreport 2019 zur Zukunft der Gesundheit. Für die Studie wurden
18.000 Menschen in neun europäischen Ländern zu ihren Einstellungen und Wünschen
befragt.
Weitere zentrale Ergebnisse: Jeweils rund die Hälfte der
Deutschen kann sich vorstellen, vom Arzt via Webcam untersucht oder vom Roboter
operiert zu werden. Vor Gentests haben viele Befragte noch Angst. Die
Bundesbürger sind technischen und medizinischen Veränderungen gegenüber
misstrauischer als ihre europäischen Nachbarn. Gleichzeitig haben viele das
Vertrauen in die klassische Medizin verloren und setzen lieber auf altbewährte
Hausmittel.
Unter den 18.000 Befragten waren jeweils rund 2.000 Befragte
aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Italien, Polen, Russland, Serbien,
Spanien und dem Vereinigten Königreich. Die Befragung wurde vom
Marktforschungsinstitut Kantar Health im Auftrag der STADA Arzneimittel AG
durchgeführt. Die Ergebnisse wurden heute im Rahmen einer internationalen
Pressekonferenz in Berlin vorgestellt. STADA CEO Peter Goldschmidt: „STADA
freut sich, nun die Ergebnisse des fünften jährlichen Gesundheitsreports
vorzustellen. Die Insights helfen uns dabei, Trends und Ansichten besser zu
verstehen. So möchten wir Patienten und Healthcare-Professionals künftig noch
passgenauer unterstützen. Das wird STADAs Position als führender europäischer
Ansprechpartner in Gesundheitsfragen stärken.“
Andere Länder kritisieren Deutschland in puncto Organspende
Die zentrale Erkenntnis für die aktuelle
Organspende-Diskussion in Deutschland: Wären die Bundesbürger von Geburt an
automatisch Spender, würden es 63 Prozent auch bleiben. Tatsächlich sind
aktuell nur etwa 36 Prozent als Organspender registriert. Auch in UK gibt es
die Zustimmungslösung, auch hier ist das Bild in der Bevölkerung ähnlich. Beide
Länder haben also ein großes ungenutztes Potenzial an Organspendern.
Die anderen sieben untersuchten Nationen haben eine
Widerspruchslösung. Dort ist nicht nur die Zahl der Organspender höher als in
der Bundesrepublik, die Bevölkerung der Länder kritisiert teilweise auch das
Zustimmungssystem: Knapp die Hälfte der Befragten hält das Vorgehen von
Deutschland und UK für wenig sinnvoll. 22 Prozent sind sich sicher, dass
dadurch viele Organspender verloren gehen, weitere 24 Prozent halten die
Organspende ohnehin für ihre Pflicht.
„Meine Gene gehen keinen etwas an“
Außerdem stand im STADA Gesundheitsreport 2019 die Frage
im Fokus, wie offen die verschiedenen Nationen gegenüber neuen Trends in der
Medizin sind und wie sehr sie noch auf die klassische Medizin vertrauen. Die
Deutschen schnitten in beiden Punkten unterdurchschnittlich ab. Würde der Arzt
zum Beispiel einen Gentest empfehlen, um Gesundheitsrisiken besser abschätzen
zu können und eine bessere Behandlung anzubieten, würden nur 42 Prozent
vorbehaltlos zustimmen. In allen anderen befragten Ländern liegt der Wert bei
über 60 Prozent. Besonders skeptisch sind deutsche Frauen und die Befragten
zwischen 35 und 49 Jahren, von ihnen würden nur 39 bzw. 37 Prozent vorbehaltlos
zustimmen.
Weitere 24 Prozent der Deutschen würden zwar zustimmen,
sich dabei aber sehr unwohl fühlen. Jeder Dritte lehnt kategorisch ab. Warum?
Fehlendes Vertrauen in die Richtigkeit des Tests
(8 Prozent) oder Angst, dass die eigenen Ergebnisse in
die „falschen Hände“ geraten (4 Prozent). Und jeder Fünfte sagt, er möchte gar
nicht wissen, welche Risiken ihn erwarten.
OP von Dr. Roboter? Nein danke.
Ein ähnlich kritisches Bild zeigt sich bei anderen
zukunftsrelevanten Fragen: 49 Prozent der Bundesbürger können sich vorstellen,
vom Arzt eine Diagnose via Webcam zu bekommen. Nur in Belgien sind noch weniger
Menschen offen für die zeitsparende Art der Kommunikation mit dem Arzt.
Biosensoren zur Überwachung von Gesundheitsdaten würden 29 Prozent der
Deutschen nutzen, im europäischen Durchschnitt sind es 38 Prozent,
Spitzenreiter ist Spanien mit 49 Prozent. Beim Blick in die fernere Zukunft
lehnt jeder zweite Deutsche eine Operation von einem Roboter kategorisch ab.
Nur in Serbien sind es noch mehr. In Italien beispielsweise würden sich zwei
Drittel der Bevölkerung vom Roboter operieren lassen. Besonders skeptisch in
Deutschland sind in diesem Punkt wieder Frauen – von ihnen würden sich nur 42
Prozent von Dr. Roboter operieren lassen.
Misstrauen gegenüber Schulmedizin
Vertrauen die Deutschen also weiterhin in erster Linie
der Schulmedizin? Nein. Nur 23 Prozent der Bundesbürger vertrauen der
klassischen Medizin völlig, 39 Prozent vertrauen ihr immerhin im Großen und
Ganzen. Besonders misstrauisch sind erneut Frauen und die Altersgruppe der 35-
bis 49-Jährigen, also diejenigen, die auch den Gentest am häufigsten
kategorisch ablehnen. Im Ländervergleich haben nur Russland, Polen und Serbien
noch weniger Vertrauen in die Schulmedizin. Trendforscher Sven Gábor Jánszky
geht davon aus, dass dieser Trend weiter anhält: „Das liegt am Megatrend der
Individualisierung. Die Schulmedizin folgt heute immer noch oft dem Prinzip
‚One fits all‘. Aber die Menschen wissen, wie unterschiedlich und individuell
sie und ihre Körper sind. In diese Gefühlslage passt dann die Idee, dass es nur
eine Standard-Medikamentation für eine Diagnose gibt, nicht mehr hinein.“
Die besten Mittel sind Hausmittel
Worauf vertrauen die Deutschen dann? Auf sich selbst. Bei
Anzeichen einer Krankheit greifen
49 Prozent auf Hausmittel wie Hühnerbrühe oder
Wärmflasche zurück, der mit Abstand höchste Wert in allen neun befragten
Ländern. Im Durchschnitt setzen nur 27 Prozent zuerst auf Hausmittel, in Italien
sogar nur 14 Prozent. Zuerst zum Arzt gehen in Deutschland elf Prozent, noch
ein Prozent mehr geht für eine Beratung zuerst in die Apotheke. Damit schlagen
Arzt und Apotheke das Internet, hier suchen nur acht Prozent als Erstes nach
einer Lösung. Das größte Vertrauen in Arzt und Apotheke haben die Spanier: 38
Prozent von ihnen gehen bei ersten Krankheitssymptomen zuerst zum Doc, 20
Prozent zur Beratung in die Apotheke.
Es zeigt sich insgesamt, dass Deutschland am liebsten auf
die eigenen Erfahrungen vertraut und sowohl technischem als auch medizinischem
Fortschritt skeptischer gegenübersteht als der Rest Europas. Die „German angst“
vor der Zukunft der Gesundheit.
Weitere Informationen zum STADA Gesundheitsreport sowie
vieles mehr finden Sie unter: www.deinegesundheit.stada.
1 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Info-Blatt: Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung (14 bis
75 Jahre) zur Organ- und Gewebespende. Köln, 2018. (https://www.organspende-info.de/sites/all/files/files/Infoblatt%20Organspende_180528_Final.pdf,
Abruf: 19.02.2019)
Text - Quelle: STADA Arzneimittel AG