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Buchtipp: „Vive la Cuisine“

Freitag, den 25. Januar 2019


Speisen zu lernen 

 

Von Uta Luise Zimmermann-Krause

 

Es gibt in Frankreich kulinarisch alles, behauptet der renommierte Autor Peter Peter in seinem Buch „Vive la Cuisine – Kulturgeschichte der französischen Küche“, erschienen bei C.H.Beck in München. Peter Peter unterrichtet am Gastrosophiezentrum der Universität Salzburg und als Gastdozent in Frankreich und Italien. Er ist Mitglied des Kulinaristik-Forums sowie der Deutschen Akademie für Kulinaristik. Neben der Vielfalt zur Zubereitung mehr als ausgefallener und schmackhafter Gerichte, zeigt sich die Einmütigkeit, mit der gemeinsames Essen zelebriert wird. Die Gastronomie ist ein Teil der Kultur und fördert soziales Befinden. Und dass die Menschen in der Steinzeit Reste ihrer Paläo-Diät uns überlassen haben, zeigt sich an den atlantischen Küsten in prähistorischen Halden von Muschelschalen, Knochen, Schneckenhäusern. Mit Faustkeilen zertrümmerte Knochen und Schädel von Großvieh zeugen von der Vorliebe der Steinmenschen für Hirn und Knochenmark. In der Grotte von Lascaux berichten Felszeichnungen vom schamanischen Jagdzauber und spiegeln Flora und Fauna. Forschern ist die Aussage gelungen, dass vor etwa 2500 Jahren bereits Huhn aus Kleinasien in griechischem Wein geschmort wurde. Das köstliche französische Nationalgericht! Ein kulinarischer Spaziergang durch die Geschichte von der prähistorischen Zeit bis zur Gegenwart offenbart facettenreichen Kulturaustausch bei Zutaten und alkoholischen Getränken. Fürwahr ein Genuss, wenn dazu auch Anleitungen zur Zubereitung außergewöhnlicher Speisen geliefert werden. Und selbst Kaiser Karl der Große (* 742, † 814) notierte in seiner Verordnung, welche Art von Kräutern in königlichen und klösterlichen Gärten anzubauen sind. Sein Gegenspieler, der Kaiser von Byzanz, tauchte beim Essen die Finger in parfümiertes Wasser, und Karl der Große tat es ihm gleich, wenn er die Finger beim Essen zu Hilfe nahm. Einer Illustration ist zu entnehmen, dass ein Mönch wohl zu viel vom Messwein trank. Und der Bilderteppich von Bayeux präsentiert unter anderem ein fleischhaltiges Fürstenbankett, zu dem Fleischspieße von Dienern gereicht werden. Dreißig Originalrezepte aus früher Zeit, ohne Mengenangaben der Zutaten, stellen eine Herausforderung zu Kreativität am Herd dar. »Überbrüht und wascht die Austern recht gut, kocht sie einmal auf und lasst sie abtropfen, bratet sie mit Zwiebel, die in Öl gekocht ist. Dann nehmt geröstetes Brot oder eine große Menge Brösel und lasst sie in Gemüsebrühe einweichen …«, heißt es animierend. Kulinarisches Denken wandelte sich mit den Jahrhunderten, in Kriegs- und Friedenszeiten. Die Kochbücher des 18. Jahrhunderts nehmen die Raffinesse der Kombinationen von Zutaten vom Rohen und Gekochten auf. Und heute zeigt Gérard Depardieu, dass das Auge mittrinkt, während Marie-Antoine Caréme als erster Starkoch polterte: »Einem Gast, dessen Saumseligkeit das Diner verzögert, sollte man die Tür des Speisezimmers ins Gesicht schlagen.« Dies könnte wohl so manchem noch heute ein wertvoller Hinweis sein, oder?

Mit reichlich Charme erzählt und aufbereitet, ist das Buch »Vive la Cuisine – Kulturgeschichte der französischen Küche« Interessenten unbedingt an die Hand zu empfehlen!

 

  •   Peter Peter.

Vive la Cuisine – Kulturgeschichte

der französischen Küche,

236 Seiten, 160 Abbildungen,

Halbleinen, Hardcover,

Verlag C.H.Beck, 2019,
ISBN: 978-3-406-72624-8
Preis: € 22,00