Egal ob bei Erkältung,
Magen-Darm-Problemen, Stress oder Blasenentzündung: Kräutertees können leichte
Beschwerden beheben - und das mit keinen oder kaum Nebenwirkungen. Qualität und
Zubereitung müssen allerdings stimmen.
"Nach dem Tee ist für die
Seele Sommer", so lautet ein russisches Sprichwort. Denn eine heiße Tasse
Tee vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit und wärmt Körper wie Seele - gerade
wenn es draußen nasskalt ist, wenn es stürmt oder schneit.
Zusätzlich kann die Kraft so
mancher Kräuter auch leichte gesundheitliche Beschwerden lindern und eine
ärztliche Therapie unterstützen.
"Die besondere Wirkung von
Heilpflanzen ist nicht auf einen einzelnen Inhaltsstoff zurückzuführen, sondern
auf ein Wirkstoffgemisch", erklärt
Dorothea Jansen, Ernährungsberaterin bei der AOK. Ätherische Öle,
Flavonoide, Bitter-, Gerb- und Schleimstoffe zum Beispiel ergänzen sich auf
natürliche Weise in dem für die jeweilige Pflanze spezifischen Ensemble an
Stoffen. So ist auch zu erklären, warum eine Heilpflanze nicht nur zur
Behandlung eines Symptoms geeignet ist, sondern der Cocktail an Inhaltsstoffen
oft auch bei ganz anders gelagerten Beschwerden hilft.
Alleskönner Kamille und
Pfefferminze
Kamille zum Beispiel ist eine
sehr vielseitige Heilpflanze. Sie wirkt entzündungshemmend, krampflösend,
desinfizierend und immunstimulierend. Die getrockneten gelb-weißen Blütenköpfchen
helfen deshalb bei Erkältungskrankheiten, vor allem bei einer Reizung der Mund-
und Rachenschleimhaut, aber auch bei Verdauungsproblemen, Übelkeit und
Magenschleimhautentzündung. Und: Die Kamillezubereitung ist auch äußerlich
anzuwenden - bei Erkältungskrankheiten ist vor allem Inhalieren oder Gurgeln
angesagt. Umschläge und feuchte Verbände mit Kamillentee können bakterielle
Hauterkrankungen bekämpfen. Auch die Pfefferminze ist vielseitig einsetzbar.
Der beliebte Kräutertee wirkt krampflösend und regt den Gallenfluss an.
Pfefferminztee ist deshalb besonders bei krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden
hilfreich. Den mentholhaltigen Blättern werden aber auch keimtötende
Eigenschaften zugeschrieben, so dass ein Pfefferminztee auch bei Entzündungen
der Schleimhäute im Bereich der Atemwege eingesetzt werden kann.
Arzneitees sind geprüft
Egal, ob Kamillen-, Pfefferminz-,
Fenchel- oder Melissentee: Sie sind zwar in jedem Lebensmittelladen zu kaufen -
doch nur als Arzneitee ist der Gehalt an Inhaltsstoffen geprüft und entspricht
den Richtlinien des Deutschen-Arzneibuchs. So muss ein Kamillentee für seine
Heilwirkung mindestens vier Milliliter ätherisches Öl je Kilo Blüten enthalten,
bei einem herkömmlichen Kamillentee reicht ein Zwanzigstel. Pfefferminze als Arzneitee
enthält zwölf Milliliter ätherische Öle pro Kilo Blätter, ein
"normaler" Pfefferminztee nur 0,6 Milliliter. Wenn ein Tee nicht nur
den Abend gemütlicher, sondern gesundheitlich wirken soll, ist es also ratsam,
ihn in der Apotheke oder im Drogeriemarkt zu kaufen. Erkennbar sind Arzneitees
am Vermerk "verwendbar bis", bei herkömmlichen Tees ist das
Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) angegeben.
Tees bei Erkältung
Der Hals kratzt, die Nase läuft -
gegen Erkältungssymptome ist neben der Kamille noch so manches andere Kraut
gewachsen. Ein Tee aus Lindenblüten zum Beispiel kann die Abwehrkräfte
aktivieren und möglicherweise einen grippalen Infekt noch abwenden, wenn gleich
bei den ersten Symptomen zwei bis drei Tassen getrunken werden. Ist die
Erkältung schon ausgebrochen und geht mit Fieber einher, eignet sich
Lindenblütentee für eine Schwitzkur im Bett. Ein ausgesprochenes Hustenmittel
ist Thymian. Ein Tee mit dem herb-würzigen Kraut enthält ätherische Öle, die
zähen Schleim verflüssigen, das Abhusten erleichtern und zusätzlich
Hustenkrämpfe stillen. Wegen seiner antibakteriellen Eigenschaften ist
Thymiantee generell bei Entzündungen der Atemwege geeignet. Bei Halsschmerzen
kann ein Trunk aus Salbei Keime abtöten und die Entzündung an den Mund- und
Rachenschleimhäuten eindämmen. "Wenn allerdings das Fieber über längere
Zeit anhält oder über 39 Grad steigt, sich Atemnot einstellt, die Stirn- oder
Kiefernhöhlen schmerzen, ist ein Arztbesuch angesagt", betont AOK-Expertin
Jansen.
Magen-Darm-Tees
Die "Wunderwurzel"
Ingwer kann als heißer Trunk sowohl Entzündungen und Hustenreiz lindern als
auch Verdauungsstörungen bekämpfen. Dabei hat sich die scharfe Knolle vor allem
bei Reiseübelkeit bewährt. Die Stärke von Anis, Fenchel und Kümmel: Als Tee tun
diese Mittel bei Blähungen wohl, weil sie die Krämpfe lösen. Bei Verstopfung
kommen Sennesblätter infrage. Sie reizen die Darmwand und regen den Darm dazu
an, sich häufiger zusammenzuziehen. Doch Achtung: Ein solcher Abführtee sollte
nicht länger als paar Tage getrunken werden, weil sich der Darm sonst daran
gewöhnt.
Blasen-Nieren-Tees
Ein unaufschiebbarer Harndrang,
verbunden mit Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen - diese Symptome lassen
an eine Blasenentzündung denken. Ein Tee aus Bärentraubenblättern gilt als klassisches
Mittel gegen leichte Blasenentzündungen, denn die Blätter der Bärentraube
können Blase, Niere und ableitende Harnwege desinfizieren. Weil jedoch nicht
mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, dass Bärentraubenblätter bei
längerer Anwendung krebserregende und erbgutverändernde Eigenschaften haben,
sollte ein solcher Tee nur in der akuten Phase getrunken werden. Zusätzlich zur
Desinfektion ist eine Entwässerung sinnvoll, die ableitenden Harnwege sollten
ordentlich durchgespült werden. Als Durchspülungstees eignen sich Brennnessel,
Birke, Goldrute, Heuhechel, Orthosiphon oder Schachtelhalm. Viele
Blasen-Nieren-Tees enthalten deshalb eine Kombination einiger dieser Mittel,
mit oder ohne Bärentraubenblätter.
Tees zur Beruhigung
Wirksam sind pflanzliche Mittel
auch bei innerer Unruhe, Stress und nervös bedingten Einschlafstörungen.
Insbesondere Baldrian ist dafür bekannt zu beruhigen, ohne die
Konzentrationsfähigkeit zu beeinträchtigen. Deshalb ist ein Tee aus der
Baldrianwurzel nicht nur als Einschlaftee geeignet - eine Stunde vor dem
Schlafengehen getrunken -, sondern kann auch gut tagsüber eingesetzt werden,
zum Beispiel gegen Prüfungs- und Auftrittsängste. Hopfenzapfen sind nicht nur
für Bierbrauer interessant, sondern auch für Menschen mit Schlafstörungen und
Nervosität. In Kombination mit Melisse und Lavendel wird die ausgleichende
Wirkung von Baldrian und Hopfen noch verstärkt. Besonders beruhigend ist es,
wenn wir den heißen Trunk bewusst genießen, Schluck für Schluck. Allein dieses
Ritual bringt Ruhe in den Alltag.
Quelle: Text und Bild – AOK
Bundesverband