Prüfen, ob ich das will
Von
Uta Luise Zimmermann-Krause
Das neue Buch von Paul Kirchhof »Beherzte Freiheit«, erschienen im Verlag
Herder,
widmet sich dem Recht der Freiheit und ihren Nuancen
im deutschen Rechtsstaat.
Paul Kirchhof ist Professor für öffentliches Recht
und Steuerrecht und lehrte bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2013 an der
Universität Heidelberg. Hier hatte er einen Lehrstuhl für Staatsrecht inne und
war Direktor des Instituts für Finanz- und Steuerrecht. Von 1987 bis 1999 war
er Bundesverfassungsrichter. Seine Vorschläge für eine tiefgreifende Reform und
Vereinfachung des Steuerrechts sowie für einen radikalen Abbau der öffentlichen
Schulden bestimmen seit Jahrzehnten die öffentliche Diskussion entscheidend
mit.
Paul Kirchhof ist ein deutscher Verfassungs- und
Steuerrechtler. Als Richter am Bundesverfassungsgericht hat Kirchhof an
zahlreichen für die Entwicklung der Rechtskultur der Bundesrepublik Deutschland
wesentlichen Entscheidungen mitgewirkt.
Als Wissenschaftler und Autor viel beachteter Bücher
widmet er sich insbesondere Fragen von Recht und Staatlichkeit, von politischer
Gewalt und Finanzmacht, von Recht und Technik. Sein Werk »Beherzte Freiheit« kommt auf hohem Niveau
daher, wie alle Schriften aus seiner Feder. In zwölf übersichtlich gegliederten
Kapiteln wird das beherzte Denken zur Freiheit und ihre Grenzen bis hin zur
Kraft der Freiheitsidee in der Entwicklung zum Verfassungsstaat in den Fokus
genommen. Muße und Arbeit machen zufrieden, und so stärkt Gelassenheit die
Freiheit. Ein umfangreicher historischer Abriss erinnert an das zähe Ringen um
die Freiheit bis zur Form des Rechtsstaats von heute, denn Humanismus war eher
eine Bildungsbewegung der Elitär Gebildeten, während die Renaissance nach
künstlerischer Vollkommenheit, Harmonie und Wirklichkeitsnähe suchen ließ. Dies
war eine künstlerische Formensprache. Selbst die Reformation setzte auf die
einzelnen Menschen und deren »durch sich
selbst bestimmt ist, frei zu sein«.
Allein die Aufklärung verzichtet auf Rückbesinnungs-
und Erneuerungsmotive. Sie grenzt sich von allen bisherigen Staats- und
Gesellschaftsformen ab. Sie sucht die Zäsur eines Neuanfangs auf der Grundlage
der Vernunft. Montesquieu untersucht die Ursachen für den Niedergang Roms und
kommt neben der Nennung unterschiedlichster Ursachen auch dazu, dass er sagt:
»Rom wurde vernichtet, als alle Völker es zu gleicher Zeit angriffen und von
allen Seiten eindrangen.«
Doch Freiheit zu erringen durch friedlichen Umbruch,
hat bereits das Bildungsbürgertum mit der Paulskirchenverfassung von 1848
bewiesen - mit nachhaltigem Erfolg. Doch der Wille führt in ein Streben ohne
Ende. Sei denn, es gibt unter den Menschen eine Art Vergessen, nicht ohne
Aufarbeitung, um die Zukunft zu gestalten. Es bedarf beider Eigenschaften, um
nach dem Ende der großen Kriege Neues zu bauen, in dem man zu leben gedenkt.
Freiheit bedeutet, sich auf Ungewissheiten einzulassen, über Geheimnisse zu
staunen, das eigene Gewissen stetig zu schulen. Dies war nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs im geteilten Deutschland nicht immer so, hervorgerufen durch
politische Verwerfungen in der Russisch Besetzten Zone. Jedoch nur in Freiheit
gewinnt der Mensch Gelassenheit. Die facettenreiche Darstellung der Freiheit in
dem Buch »Beherzte Freiheit« und ihre historischen Entwicklung kommt nicht an
der Tatsache vorbei, dass Freiheit mit dem Lernen beginnt, denn der Mensch muss
sich ständig zur Freiheit qualifizieren. So wird die Beschäftigung mit dem
Thema »Freiheit« zum wahren Vergnügen.
Beherzte Freiheit.
368 Seiten, gebunden,
Hardcover, Schutzumschlag,
Verlag Herder, 2018
ISBN 978-3-451-38178-2
Preis: 26,00 EUR