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MD Eisenbarth

Magdeburger Persönlichkeit: Dr. Johann Andreas Eisenbarth war ein angesehener Mediziner

Magdeburg, 14. Oktober 2018


Von Florian Schreiter

Wussten Sie schon, dass Dr. Johann Andreas Eisenbarth entgegen seines Rufes zu seiner Zeit ein angesehener Mediziner war? 

Was im Gesundheitswesen des 17. Jahrhunderts alltäglich war, davon zeugen die Berichte über den Wundarzt Dr. Johann Andreas Eisenbarth (1663–1727). Sie lassen einen schmunzeln, staunen und erschaudern. Damals wurde die Chirurgie nicht von akademischen Ärzten ausgeführt, sondern war ein Handwerk. 

Eisenbarth gehörte zu den Vertretern der praktischen Medizin. Er zog deutschlandweit durch die Lande, in 83 Orten war er nachweislich tätig. Ruhm erlangte er einerseits durch seine Heilerfolge, aber auch durch sein Talent seine Dienste zu verkaufen. Hauptsächlich behandelte er Augenleiden, Leisten- und Hodenbrüche, Blasensteine, Hasenscharten und Krebs. Die Behandlungen erfolgten u.a. auf einer Bühne auf Märkten. Neben Flugblättern und Inseraten in Zeitungen warb er auf Wochenmärkten mit einer Komödiantentruppe. Darunter waren neben Schauspielern auch Trompeter und Trommler, Pferdeknechte und Köche, Zahnärzte und andere medizinische Helfer nebst einem großen Tross von Pferden und Wagen. 

Dass Eisenbarth, wie viele Landärzte seiner Epoche, von Gauklern begleitet wurde und seinen Aufenthalt durch Ausrufer ankündigen ließ, gab später Anlass zum Trink- und Spottlied, das ihn zwar zu Unrecht als Kurpfuscher darstellt, zugleich aber die Erinnerung an ihn bis heute wachgehalten hat. 

1703 erwarb Eisenbarth in Magdeburg das Wohn- und Brauhaus „Zum güldenen Apfel“. Es befand sich ungefähr dort, wo heute der Eisenbarth-Brunnen steht (Bei der Hauptwache 4-6/Alter Markt). Er rüstete die Braugeräte zu einer Produktionsstätte für Arzneimittel um, in der rund 20 unterschiedliche Präparate hergestellt wurden. Diese Manufaktur wurde wegen der großen Zahl ihrer Produkte „als die erste namentlich bekannte pharmazeutische Fabrik in Deutschland“ bezeichnet. Hergestellt wurden unter anderem ein Abführmittel, ein Pulver gegen Schwindel, Zahn- und Kopfschmerzen, ein „Balsam“ zur Stärkung von Gedächtnis, Herz und Magen, eine „Universal=Medicin“ gegen Unfruchtbarkeit sowie Heilmittel gegen Syphilis und Gonorrhoe. Das Anwesen bot auch Platz für ein Behandlungszimmer und mehrere Krankenstuben, so dass Eisenbarth ab 1704 in Magdeburg wie ein zunftmäßig organisierter Meister in seiner Wundarztstube praktizieren konnte.