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W?adys?aw Bartoszewski (1922-2015): Widerstand – Erinnerung – Versöhnung

Magdeburg, den 4. September 2018


Ausstellung zum Lebenswerk des ehemaligen polnischen Außenministers


Oberbürgermeister Dr. Lutz Trümper hat heute eine Ausstellung zum Leben des ehemaligen polnischen Außenministers und Förderers der deutsch-polnischen Beziehungen W?adys?aw Bartoszewski eröffnet. Die Ausstellung wird bis zum 28. September im Saal der Städtepartnerschaften im Alten Rathaus gezeigt.
 
Die Ausstellung widmet sich dem Lebenswerk des im April 2015 verstorbenen W?adys?aw Bartoszewski. Bartoszewski war Ausschwitz-Überlebender, Kämpfer während des Warschauer Aufstands, Außenminister der Republik Polen, Historiker sowie Träger des Kaiser-Otto-Preises 2009 der Landeshauptstadt Magdeburg.
 
Die Lebensabschnitte Bartoszewskis werden anhand der Oberthemen Widerstand, Erinnerung und Versöhnung dargestellt. In seiner Biografie spiegeln sich Hoffnung und Schatten der deutsch-polnisch-jüdischen Geschichte wider. Die Ausstellung erinnert an den Widerstand frei denkender Menschen, Unterdrückung sowie Verfolgung und zeigt, dass Versöhnung – trotz vergangenen Leidens – möglich ist. Sie behandelt die großen Themen der polnischen und europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
 
Die Ausstellung wurde anlässlich des Todes von Bartoszewski kuratiert und im September 2017 am Sitz der polnischen Regierung in Warschau vorgestellt, wo Bartoszewski bis zum Ende seines Lebens tätig war. Die Ausstellungstafeln sind in Polnisch mit deutschen Übersetzungen. Schautafeln, Vitrinen sowie lebensgroße Aufnahmen und Zitate von Bartoszewski sind Bestandteile der Ausstellung.
 
Im vergangenen Jahr wurde die Berliner Bartoszewski-Initiative gegründet, die die Ausstellung mit Hilfe von finanziellen Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien in Deutschland bekannt macht. Sie setzt sich für die Pflege der deutsch-polnischen Beziehungen ein und soll den gegenseitigen Respekt, die Kooperation und Zuversicht fördern.


 
Hintergrundinformationen

W?adys?aw Bartoszewski ist am 19. Februar 1922 in Warschau geboren worden und am 24. April 2015 ebendort verstorben. Während des Zweiten Weltkriegs schloss er sich dem Widerstand gegen die Deutschen an. Von September 1940 bis Mai 1941 wurde Bartoszewski als politischer Häftling im KZ Ausschwitz inhaftiert. 1944 nahm er als polnischer Untergrundkämpfer am Warschauer Aufstand teil.
 
Nach Kriegsende wurde er mehrmals von der kommunistischen Regierung Polens verhaftet und zu insgesamt acht Jahren Haft verurteilt. Ab 1955 arbeitete er als Journalist. Von 1974 bis 1985 war er Professor für Geschichte und ab 1980 engagierte er sich in der Solidarno??-Bewegung.
 
Von 1990 bis 1995 war er polnischer Botschafter in Wien. 1995 übernahm er erstmals in der Regierung von Józef Oleksy das Amt des Außenministers. Er trat jedoch zurück, als Aleksander Kwa?niewski zum Präsidenten gewählt wurde. Von Juni 2000 bis September 2001 war er erneut Außenminister Polens, diesmal in der Regierung von Jerzy Buzek. 2007 wurde Bartoszewski zum Staatssekretär und außenpolitischen Berater des polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk ernannt.
 
Er engagierte sich in diesem Rahmen besonders für die deutsch-polnische sowie jüdisch-christliche Versöhnung. Dank seiner Politik des Miteinanders, des Dialogs und der Versöhnung gilt er als einer der größten Europäer unserer Zeit.
 
Am 7. Mai 2009, dem Todestag Kaiser Ottos I., wurde Bartoszewski der Kaiser-Otto-Preis der Landeshauptstadt Magdeburg verliehen. Damit wurde sein herausragendes Engagement für Völkerverständigung und der europäischen Föderation sowie sein persönliches und politisches Wirken bei der Förderung und Verbesserung der deutsch-polnischen Beziehungen und der Integration Polens in die europäische Staatengemeinschaft gewürdigt.
 
Bartoszewski gilt als langjähriger Wegbegleiter von Günter Särchen (1927-2004), der als Vertreter der katholischen Kirche in Magdeburg wirkte. Särchen war Mitorganisator der ersten Begegnung von deutschen und polnischen Jugendlichen in Polen 1965 und Leiter der Aktion Sühnezeichen in der DDR, aus der die Anna-Morawska-Gesellschaft Magdeburg hervorging. 1990 gehörte er zu den Initiatoren der Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung. Särchen erhielt zahlreiche Preise.