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alexey heistver

Stadtbibliothek Magdeburg: Holocaust-Überlebender Alexej Heistver im Zeitzeugengespräch

Finissage in der Stadtbibliothek 


Noch immer können Überlebende Zeugnis von den Schrecken des Holocaust
ablegen. Zu ihnen gehört Alexej Heistver (Foto), der 1941 im litauischen Kaunas
geboren wurde und das dortige Ghetto und Konzentrationslager überstand.
Am Dienstag, 28. November ist er auf Einladung der
Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt um 19.30 Uhr zu einem
Zeitzeugengespräch in der Stadtbibliothek zu Gast.
 
Alexej Heistver kennt sein genaues Geburtsdatum nicht und hat niemals
seine Eltern kennengelernt. Mit seiner Mutter aus dem Ghetto Kaunas zur
Massenerschießungsstätte „IX. Fort“ getrieben, wählte ihn ein SS-Arzt
für Experimente aus. In der Folge wurde dem Kleinkind unter anderem
das Gaumenzäpfchen entfernt, so dass er nicht mehr sprechen konnte.
Gerettet wurden Alexej Heistver und weitere sechs Kinder von litauischen
und russischen Frauen, die im „Waisenblock“ des KZ Kauen, das aus dem
Ghetto hervorgegangen war, Reinigungsarbeiten verrichten mussten. In
Wäschesäcken schleusten sie die Kinder aus dem Lager und versteckten
sie bis zur Befreiung.

Danach lebte Alexej Heistver bis zu seiner Adoption im jüdischen
Waisenhaus in Kaunas, anschließend unter anderem in Moskau und Odessa.
Sein Adoptivvater, selbst Jude und Soldat der Roten Armee, sorgte dafür,
dass er von seiner Stummheit geheilt wurde. Doch erst nach dem Zerfall
der Sowjetunion war es dem studierten Historiker möglich, nach seiner
Herkunft zu forschen. Es dauerte viele Jahre, bis er Gewissheit zum
Verbleib seiner Eltern hatte.
 
Dr. Alexej Heistver lebt heute mit seiner Frau in Wismar. Er ist
Präsident der Bundesassoziation „‚Phönix aus der Asche` – Die
Überlebenden der Hölle des Holocaust e.V.“, die sich um in
Deutschland lebende Holocaustopfer aus der ehemaligen Sowjetunion
kümmert.
 
Das Zeitzeugengespräch mit Alexej Heistver führt Jana Müller, die
Geschäftsführerin des Alternativen Jugendzentrums Dessau. Es ist
zugleich die Finissage der Wanderausstellung „Die persönliche Geschichte
macht das Übertragen der Geschichte möglich“, die derzeit im Lesecafé
Eselsohr der Stadtbibliothek gezeigt wird und die Wege von sieben
Holocaust-Überlebenden bis in die Gegenwart dokumentiert. 
 
Alle interessierten Besucher herzlich zum Zeitzeugengespräch mit Alexej
Heistver in der Zentralbibliothek am Breiten weg willkommen. 

Der Eintritt ist frei.