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2017 08 01 future work lab roboterarm

Bundesregierung informiert: Modellfabrik für Arbeit 4.0 - Kollege Roboter

Bild 1:Der Roboter kann Werkteile ohne Gefahr für den Menschen anreichen Foto: Martin Stollberg


Wie sieht die Produktionsarbeit im Jahr 2025 aus? Antworten auf diese Frage findet man in der Stuttgarter Modellfabrik "Future Work Lab". Unternehmer, Mitarbeiter, Personalverantwortliche oder Betriebsräte können sich hier einen Eindruck davon verschaffen, wie Mensch und Technik in Zukunft zusammenwirken.

Die Digitalisierung von Industrie und Handwerk macht rasante Fortschritte. Damit verändert sich auch die Arbeitswelt. Roboter – immer mehr mit "Künstlicher Intelligenz" ausgerüstet – übernehmen stupide und anstrengende Tätigkeiten und entlasten die Menschen. Die Aufgaben von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern verändern sich.

Wie die Arbeit von morgen aussehen kann, lässt sich schon heute im "Future Work Lab" erleben. In einer kleinen Halle bei der Stuttgarter Fraunhofer-Gesellschaft ist ein Parcours eingerichtet. An 18 Stationen lassen sich über 60 Anwendungen besichtigen, die in zehn Jahren Standard sein könnten. Für diese Modell-Situationen haben sich Ingenieure, IT-Spezialisten und Betriebswirte mit Soziologen, Psychologen und Ergotherapeuten zusammengetan.

"Wir schauen nicht nur, ob die Technik funktioniert, wo man sie einsetzen kann und wie wirtschaftlich sie ist. Wir schauen auch, wie man sie am Ende wirklich akzeptiert anwenden kann", erklärt Projektleiter Moritz Hämmerle den ganzheitlichen Ansatz des Labors. Die Forscher wollen Hemmschwellen abbauen und Ängste überwinden helfen.

Mensch und Roboter-Gigant fertigen Hand in Hand

Mechatronik-Student Torsten Schill zeigt stolz sein Forschungsprojekt. Leicht wie ein Spielzeug führt er einen riesigen Roboterarm mit einer zwölf Kilo schweren Metallhaube. Was auf den ersten Blick recht unspektakulär anmutet, ist doch eine Neuerung. Üblicherweise arbeiten Industrieroboter dieser Größe hinter Zäunen oder in geschlossenen Käfigen. Der Grund: Sie führen ihr festes Programm aus – heben, schweißen, schrauben, lackieren, beschichten. Dabei nehmen sie keinerlei Rücksicht auf umstehende Menschen.

Bei Schills Roboterarm ist das anders. "Drei Kameras an der Decke sorgen für meine Sicherheit. Komme ich in den roten Bereich, stoppt der Roboter von selbst", erklärt er. Weil sich Mensch und Maschine gefahrlos nähern könnten, entstünden völlig neue Fertigungsmöglichkeiten. So könnten schwere Bauteile vom Roboter direkt angereicht oder scharfe, spitze und heiße Werkstücke gehalten werden – ohne Risiko für den Menschen und mit einem entscheidenden Vorteil: Der Arbeitnehmer wird von ergonomisch ungünstigen Tätigkeiten entlastet.

Wie fühlt sich die digitale Arbeitswelt an?

An der nächsten Station testet Leena Kozhuppakalam eine Datenbrille. Damit kann sie in eine virtuelle Arbeitswelt eintauchen. Fernbedienungen verleihen ihr Hände, Kopfhörer schaffen die passende Akustik. Mitarbeiter werden so angstfrei in Arbeitsabläufen geschult. Virtuell kann nichts kaputt gehen. Die Datenbrille kann auch helfen, neue Fertigungsprozesse zu planen. Ganz ohne echte Bauteile oder Maschinen lassen sich in der virtuellen Welt Fehlerquellen finden und ausmerzen. Dadurch kann die reale Produktion später reibungslos starten.

Ob Roboter oder Datenbrille – eins haben alle Stationen gemein: Der Mensch steht im Zentrum. Deshalb wird im "Future Work Lab" genau beobachtet, wie sich die digitalen Helfer auswirken.

Allein die Datenbrille werfe unzählige Fragen auf, erklärt Hämmerle. Fragen, die auch Unternehmer oder Personalräte stellen: Wie fühlt es sich an, die Brille zu tragen? Kann man sie den ganzen Tag über tragen? Wird der Akku heiß am Kopf? Überlagern sich echte und virtuelle Welt? Macht das überhaupt Spaß? Im "Future Work Lab" kann jeder selbst die Datenbrille ausprobieren. Manche Fragen beantworten sich dadurch von allein.

Mit dem Exo-Jacket verschmelzen

Das "Stuttgart Exo-Jacket" fällt im Rundgang besonders auf. Der Prototyp sieht aus wie ein Skelett zum Überziehen. An seinen Gelenken sind Elektromotoren mit Sensoren installiert. Zieht ein Industriearbeiter das Exo-Jacket an, entlasten ihn die kleinen Motoren beim Heben oder Über-Kopf-Arbeiten. Mensch und Maschine verschmelzen zu einer Arbeitskraft.

Der studierte Physiotherapeut Urban Daub hat an der Entwicklung mitgewirkt. Er weiß, wie wichtig es für die Gesundheit ist, ergonomisch zu arbeiten. Viele Unternehmen sind schon sehr interessiert: "Sie wollen kaufen, aber noch befinden wir uns in der Entwicklungsphase", berichtet Daub. Die Steuerung muss verfeinert werden, "damit sich die Bewegungen auch mit dem System frei und natürlich anfühlen." Zudem arbeite das Team noch daran, das Eigengewicht des Exo-Jackets so weit wie möglich zu reduzieren.

Testlabor wird erweitert

In Kürze wird das "Future Work Lab" http://www.futureworklab.de/ in eine größere Halle umziehen. Dann steht dreimal mehr Fläche für das Testlabor bereit. Dort werden die Stationen noch besser miteinander vernetzt. Eine Drohne, die Material oder Werkzeug transportieren kann, wird auch dabei sein.

Das "Future Work Lab" ist ein Innovationslabor für Arbeit, Mensch und Technik. Es richtet sich nicht nur an Industrie, Gewerkschaften, Politik und Wissenschaft, sondern auch ganz zentral an Produktionsmitarbeiter.

Seine Leistungen und Angebote:

- Demonstratorenwelt https://futureworklab.de/de/demonstratorenwelt.html mit Erlebnis-Parcours zur zukünftigen Arbeitswelt
- Lernwelt "Fit für die Arbeit der Zukunft" https://futureworklab.de/de/lernwelt.html mit Seminaren und Beratungsangeboten
- Ideenwelt https://futureworklab.de/de/ideenwelt.html mit einer Plattform für die Arbeitsforschung

Das Projekt ist Teil des Programms "Innovationen für Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen" http://www.produktion-dienstleistung-arbeit.de/ . Es wird mit Geldern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.

Bild 2: Urban Daub präsentiert das Exo-Jacket. Foto: Martin Stollberg