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Theater Magdeburg Sparwasser 022  c AndreasLander

Magdeburg-News: Ein Tor durch den Eisernen Vorhang – Sparwasser im Theater Magdeburg

Mittwoch, 20. April 2022

Magdeburg. Seine Affinität zum Fußball findet sich in einer Vielzahl der Bühnenwerke von Jörg Menke-Peitzmeyer. Sein neuestes Stück mit dem Titel »Sparwasser« kommt jetzt als Uraufführung am Theater Magdeburg zur Premiere. In der Inszenierung von Krzysztof Minkowski erzählen vier Schauspieler eine Art umgekehrte Republikflucht u?ber einen Jungen aus der westdeutschen Provinz, der in den Osten reisen möchte, um dort sein großes Idol Jürgen Sparwasser zu treffen. Premiere ist am Freitag, 22. 4., 19.30 Uhr im Studio des Schauspielhauses.

Jürgen Sparwasser, legendärer Stürmer des 1. FC Magdeburg – wer kennt ihn nicht? Als der zehnjährige Matse das berühmt-berüchtigte WM-Spiel zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR im Sommer 1974 auf dem Farbfernseher seines Opas sieht, kapiert der Junge aus der westdeutschen Provinz so einiges nicht: Wer sind diese Leute der anderen Mannschaft? Ist Sparwasser nicht ein ulkiger Name? Warum gibt es überhaupt zwei Deutschlands und wo liegt das andere? Und wieso zum Teufel jubelt der Opa, als dieser Jürgen Sparwasser aus Magdeburg auch noch das Siegtor für die DDR schießt? Ist der etwa für die »Kommunisten«, gegen die Matses Vater immer so eintönig wettert?

Zwar wird am Ende dieses Fußballsommers die Bundesrepublik Weltmeister, doch das Spiel gegen die »Zone« wird zum symbolischen Moment einer möglichen Annäherung. Matse jedenfalls will danach unbedingt sein neues Idol Sparwasser treffen und nimmt dabei allerlei Hürden in Kauf, um irgendwie nach »dru?ben« zu kommen…

Jörg Menke-Peitzmeyer, der 2020 das Amt des Stadtschreibers bekleidete und mit dem Projekt »Sparwasser« im Gepäck sieben Monate lang in Magdeburg lebte und arbeitete, hat ein temporeiches Familienstück geschrieben, das nicht nur Fußballfans begeistern wird, und mit seinem Humor auf unterschiedlichen Ebenen sowohl junge Menschen abholt, als auch Generationen, die die deutsche Teilung bzw. ihre Nachwirkungen bewusst miterlebt haben.

Regisseur Kryzsztof Minkowski, der dem Publikum in Magdeburg mit seinen Inszenierungen »Urfaust«, »Pünktchen und Anton« sowie »Die Pest« bereits bekannt ist, lässt die Geschichte von »Sparwasser« von vier Schauspieler in fliegendem Rollenwechsel erzählen. Es handelt sich dabei um einen durchaus ironischen Rückblick der Hauptfigur Matse auf eine Kindheit während des Kalten Kriegs. Der titelgebende Fußballer des 1. FC Magdeburg fungiert dabei in erster Linie als Chiffre für die Energie und den Mut, Träume umzusetzen.

Ausstatter Konrad Schaller gestaltet den Raum entsprechend als Showbühne, die an die Fernseh-Sportstudios der 1970er Jahre erinnert. Die Inszenierung des Fußballs wie des »Klassenfeinds« lässt sich darin hervorragend thematisieren, zugleich bildet es den idealen Auftrittshintergrund für schnelle Szenenwechsel, die augenzwinkernd eine ungewöhnliche Ost-West-Geschichte erzählen.

Premiere
Sa. 22. 4. 2022 19.30 Uhr Schauspielhaus Studio
weitere Vorstellungen: So., 24.4., So., 1.5., jeweils 16 Uhr, Di., 3.5., 11 Uhr, Sa., 7.5., Sa., 16 Uhr, Sa., 28.5., 18 Uhr

Text: Theater Magdeburg
Foto: Theater Magdeburg/Andreas Lander