Das schöne Spiel
ist ein Millionengeschäft. Doch es werden auch Millionen benötigt, um den Ball
am Rollen zu halten. Ticketverkäufe, die einst das Hauptstandbein waren, sind
heute nur noch ein, wenn auch wichtiger Nebenerwerb.
Richtig Kasse
machen die Spitzenclubs mit Sponsering, sowie auch die Trikotwerbung und
Namensbindung für die Geldgeber im Gegenzug große Summen wert sind. Bayern
München ist seit Uli Hoeness‘ Zeiten nicht nur Vorreiter in Sachen
Sponsorenwerbung, sondern auch heiß begehrt bei Geldgebern. Die Verbindung mit
dem deutschen
Rekordmeister ist schon fast ein PR-Garant für die beteiligten Firmen.
Allein das Privileg, das Trikot der Bayern-Kicker mit Telekom-Werbung zu
bedrucken, ist der Telekom bis zum Jahr 2023 pro Jahr 45 Millionen Euro wert.
Mehr fürs
Trikotsponsering bezahlt nur Volkswagen, die ihrem Lokalverein VfL Wolfsburg
für die textile Werbung durch die Kicker 70 Millionen Euro pro Jahr
hinblättern, und das bei einer unbegrenzten Laufzeit.
Etliche Sponsoren
zeigen eine ähnliche Heimatverbundenheit, wenn es um die unterstützten Clubs
geht. Der SC Freiburg läuft mit Werbung für Schwarzwaldmilch auf den Trikots
aus, und die in Wuppertal ansässige Versicherungsgruppe Barmenia unterstützt
den nur eine halbe Stunde entfernten Bayer 04 Leverkusen.
Überhaupt sind in
der Bundesliga die meisten Sponsoren national aktiv, im Gegensatz zur
britischen Premier League, die auch dank ihrer internationalen Sponsoren so
reich geworden ist, dass die Bundesligaclubs finanziell kaum mithalten können.
Nummer Eins auf der
Insel, was die Einnahmen durch Trikotwerbung betrifft, ist Manchester United,
der es auf 20 Meistertitel gebracht hat. Dem amerikanischen Autohersteller
Chevrolet war es bislang pro Jahr 47 Millionen Pfund wert, auf den Trikots der
„Roten Teufel“ zu werben. Der Vertrag läuft allerdings im kommenden Jahr aus,
ohne dass Chevrolet zu einer in Großbritannien heißbegehrten Automarke geworden
ist.
Doch die meisten
Clubs der Premier League werben inzwischen auf ihren Trikots für Unternehmen
mit Sitz im Ausland. Das gilt auch für die Hauptsponsoren von Clubs wie West
Ham United, der sich dank der sechs Millionen Pfund pro Jahr von Sponsor Betway
Spielereinkäufe erlauben konnte, die den Verein in der Tabelle deutlich nach
vorne geschossen haben.
Überhaupt zählen Wettbüros als Sponsoren bereits seit Jahren zu den Stützpfeilern in der Premier League. Dass sie in der Bundesliga noch nicht dermaßen prominent auftreten, hat allerdings nichts mit der Qualität der deutschen Fußballer zu tun. Der Grund liegt an der derzeit noch komplizierten Rechtslage. Während Sportwetten in der Bundesrepublik inzwischen legal sind, gilt das mit Ausnahme von Schleswig-Holstein nach dem alten Glücksspielländerstaatsvertrag nicht für Online-Casinos. Das änderte sich am 1. Juli 2021. Für die deutschen Clubs könnte das eine weitere lukrative Einnahmequelle bedeuten, wenn Wettbüros und auch Casino-Anbieter ohne Probleme als Trikot- oder Ärmelsponsoren auftreten können. Durch tägliche Boni und Gratiswetten können Sportwettenanbieter einigen Teams auch helfen, indem sie einen Sponsorenvertrag anbieten, was als Teil einer Werbekampagne sehr positiv für das Team und den Wettanbieter sein kann.
Jeder Zentimeter
des Kleidungsstücks ist potenziell ein Vermögen wert für die Clubs. Borussia
Dortmund, die auch in der vergangenen Saison den Bayern weiterhin hart auf den
Fersen war, hat aus der Mangelware eine Tugend gemacht und dank einer
innovativen Lösung gleich zwei Sponsoren für die Trikotwerbung gefunden. Bei
den Bundesligaspielen ist Mobilfunkanbieter 1&1 prominent auf den Outfits
vertreten. Bei den Begegnungen in der Champions League bleibt das Logo des
bisherigen Trikotsponsors Evonik erhalten.
Für die
Vereine bedeutet der damit verbundene Geldregen zum Teil den
Unterschied zwischen der Tabellenspitze und ferner liefen. Die Zeiten, als in
der Premier League mit Werbung für Eisenwaren, lokale Radiosender oder Holzhändler
aufgelaufen wurde, sind längst vorbei und mit ihnen zugleich die Zeiten, als
der britische Fußball noch nicht zum internationalen Star geworden war.
Heute kommen mit
Manchester United, Manchester City, FC Liverpool, Tottenham Hotspur und Chelsea
gleich fünf der zehn umsatzstärksten Clubs der Welt aus England. Aus
Deutschland schafft es lediglich der 1. FC Bayern München auf die illustre
Liste.
Die Umsätze klingen
mit bis zu 840 Millionen Euro im Jahr gewaltig, aber denen stehen auch enorme
Ausgaben gegenüber, von den Spielergehältern bis zum Unterhalt der Stadien.
Paul Pogba, Mittelfeldspieler bei Manchester United, erhält zum Beispiel ein
Jahresgehalt von rund 26,8 Millionen Euro. Der FC Barcelona zahlt Legende
Lionel Messi sogar 81 Millionen Euro Jahresgehalt.
Im Vergleich dazu
wirken die Spitzengehälter der Bayern-Stars fast schon bescheiden. Die
Ballkünste von Thomas Müller, Robert Lewandowski und Torwart Manuel Neuer sind
dem deutschen Meister 15 Millionen Euro pro Jahr wert.
Foto: Riesige Summen fließen in die
englische Premier League (Quelle: Pixabay)
Halten allerdings
die Spieler bei Weitem nicht das, was sich die Sponsoren versprechen, können
gerade die schwächeren Clubs schnell in eine finanzielle Bredouille geraten,
wenn die Sponsoren abspringen. Energie Cottbus, der zwischen 1997 und 2014
zwischen 1. und 2. Bundesliga hin- und herpendelte, ist seit dem
millionenschweren Verlust seines Hauptsponsors Evian fast völlig in die
Bedeutungslosigkeit abgerutscht. In der neuen Saison spielt der Verein in der
Regionalliga Nordost.
Anderen Vereinen
kamen Sponsoren als Retter in letzter Minute zu Hilfe. Die Punkrockband „Die
Toten Hosen“ unterstützte ihre aus der Regionalliga abgestiegene Fortuna
Düsseldorf im Jahr 2001 mit einer Million Mark für zwei Spielzeiten. Damit kam
für den Club die große Wende. Zwar sind sie in diesem Jahr Bundesligaabsteiger,
aber tiefer als in die 2. Liga ist es seit ihrem durch die „Toten Hosen“
ermöglichten Wiederaufstieg nicht mehr gegangen. Manchmal genügt eine Million,
um den Ball am Rollen zu halten.
Text / Foto: Mayer / pixabay