(ams). Breitere Schultern, Bartwuchs, Samenerguss - in
der Pubertät geht es bei Jungen ziemlich rund. Zwischen dem zehnten und 15.
Lebensjahr wird vermehrt das Hormon Testosteron produziert. Körperbehaarung,
Penis und Hoden fangen an zu wachsen, zum ersten Mal werden Spermien
produziert, die Stimmbänder beginnen zu wachsen und der Stimmbruch setzt ein.
Zugleich ist die Pubertät eine Zeit der Unsicherheit und
überbordenden Gefühlsregungen: Stress pur für die Jugendlichen und oft eine
Herausforderung für die Eltern.
Das Tempo und die Reihenfolge der Veränderungen sind
dabei sehr unterschiedlich: "Jungen entwickeln sich nicht alle gleich
schnell", erklärt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband. So wachsen bei
manchen die ersten Barthaare schon früh und dicht, andere haben fast gar keine.
Ob der Bart üppig oder eher spärlich sprießt, hängt jedoch vor allem von den
Erbanlagen ab und hat nichts mit "Männlichkeit" zu tun. Einige Jungen
haben starken Stimmbruch, bei anderen ist er kaum hörbar. Viele bekommen
Pickel, doch nicht alle. Für alle gilt jedoch: Zwischen dem 17. und 20.
Lebensjahr sind die wichtigsten körperlichen Veränderungen abgeschlossen. Bei der
Entstehung von Akne, der häufigsten Hautkrankheit bei Jugendlichen, spielen
übrigens genetische Faktoren eine Rolle. Sie entsteht hauptsächlich, weil der
Körper während der Pubertät mehr Androgene produziert. Rund ein Fünftel der
Jugendlichen hat eine mittelschwere bis schwere Akne, Jungen wesentlich
häufiger als Mädchen. Ungeachtet dessen haben die meisten Jungen eine positive
Einstellung zu ihrem eigenen Körper, nur etwa jeder Fünfte ist mit seinem
Aussehen nicht zufrieden. Das ist ein Ergebnis der Studie „Jugendsexualität
2015“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA).
Gefühle in der Pubertät zu kontrollieren ist schwer
Sexualität nimmt in der Pubertät (lat. Pubertas:
Geschlechtsreife) einen großen Raum ein. "Aufgrund der körperlichen Veränderungen
fühlen sich die Jugendlichen oft unsicher und verletzlich. Sie haben neue
Gefühle, die schön sind, aber auch Angst machen und ständig schwanken", so
Mediziner Ebel. Ihren ersten Samenerguss haben laut profamilia die meisten
Jungen (29 Prozent) im Alter von 13 Jahren, mit 14 haben fast 90 Prozent ihre
erste Ejakulation erlebt. Selbstbefriedigung ist weit verbreitet: Ab 16 Jahren
haben mindestens vier von fünf Jungen während der letzten zwölf Monate
masturbiert, dabei bleibt es dann auch in den höheren Altersjahrgängen. Auch
das zeigt die Studie der BzGA. Doch nicht nur für den Körper ist die Zeit der
Pubertät eine Großbaustelle - auch für die Seele. "Das Gehirn ist zu
dieser Zeit noch nicht in allen Bereichen ausgewachsen. Das Frontalhirn, das für
Planung und Emotionskontrolle verantwortlich ist, bildet sich als letztes
aus", erläutert Thomas Ebel. "Organisiert zu denken und zu handeln
oder überschießende Gefühle zu kontrollieren, fällt in der Pubertät daher viel
schwerer." Auch die innere Uhr verändert sich in dieser Zeit: Ungefähr ab
dem zehnten Lebensjahr verschiebt sich der Zeitpunkt der Schlafmitte gegen
Morgen. Pubertierende Jugendliche schlafen meist erst nach Mitternacht ein und
sammeln daher über die Woche ein deutliches Schlafdefizit. "Das holen sie
aber in der Regel am Wochenende nach. Eltern sollten ihre Kinder dann auch wenn
möglich ausschlafen lassen und auch sonst die eine oder andere Ruhephase
gönnen", rät Ebel. Eine gute Möglichkeit, die Entwicklung und den
Gesundheitszustand Jugendlicher in der Pubertät zu überprüfen, bieten die
Jugendgesundheitsuntersuchungen beim Kinder- und Jugendarzt: Die J1 wendet sich
an Jugendliche im Alter von zwölf bis 14 Jahren und gehört zu den
Vorsorgeuntersuchungen, die von den Krankenkassen übernommen werden. Die J2 ist
eine zusätzliche Leistung und bietet 16- bis 17-Jährigen die Möglichkeit zum
Gesundheits-Check-up. Dabei geht es um das Erkennen beziehungsweise die
Behandlung von Pubertäts- und Sexualitätsstörungen, von Haltungsstörungen,
Kropfbildung bis hin zur Diabetes-Vorsorge.
Quelle -Text und Foto: AOK Bundesverband