Berlin (ots). Zu teuer, zu ungenau, zu uneindeutig! Finger weg
von Gesundheits-Checks aus dem Internet! Viele Leistungen sind oft günstiger beim Hausarzt.
Experten raten von Gesundheits-Checks ab, die man sich im
Internet bestellen und dann zu Hause selbst durchführen kann. Die Ergebnisse seien oft zu ungenau und schürten nur Ängste der Kunden. Außerdem seien viele Leistungen -
auch wenn sie nicht von der Krankenkasse erstattet werden - durchaus günstiger, wenn man sie als IGEL-Leistungen beim Hausarzt machen
lässt.
In der Sendung SUPER.MARKT vom rbb sagt Prof. Diana Rubin,
Leiterin des Vivantes-Zentrums für Ernährungsmedizin: "Ich halte solche
Selbsttests nicht für sinnvoll, weil bei einer ausgewogenen Ernährung nichts zu
erwarten ist. Aber das wissen zu wollen, ist natürlich
nur menschlich, weil uns ja auch durch die Werbung suggeriert wird, dass wir
unsere Gesundheit optimieren müssen durch zum Beispiel Vitamin-Einnahmen."
Außerdem, so die SUPER.MARKT-Recherche, sind die Aussagen der
Gesundheits-Selbsttests oft sehr ungenau und für den
Laien schwierig einzuordnen.
In einer Stichprobe hat die Redaktion die folgenden Angebote überprüft: "MyHealth & Fitness", Premium-Test der Firma
Lykon, die "Loewis-Nährstoffanalyse" und die "Große Vitamin- und
Mineralstoffanalyse" von Cerascreen. Preislich liegen alle drei zwischen
200 und 300 Euro.
Nicht wirklich preiswert, findet auch Verbraucherschützerin Angela Clausen. Zumal solche Tests beim Hausarzt meist günstiger sind, selbst wenn die Krankenkasse nicht zahlt:
"Ja, Ich finde, diese Tests sind tatsächlich sehr teuer. Bestimmte
Untersuchungen, wie Cholesterin oder Blutzucker werden selbstverständlich auch
ganz normal in der Arztpraxis im Rahmen der Untersuchungen vorgenommen, kosten
mich also kein extra Geld. Und auch wenn ich einen solchen Vitamin-Screen oder
Mineralstoff-Screen untersuchen lassen will, dann ist das als individuelle
Gesundheitsleistung beim Arzt tatsächlich in der Regel nicht so teuer."
In der SUPER.MARKT-Stichprobe war die Aussagekraft der
Gesundheits-Checks für dieselbe Person sehr unterschiedlich. Bei allen drei Checks
wurden im Ergebnis kritische Gesundheits-Werte angezeigt - allerdings bei jedem
Hersteller andere. Bei Lykon lag in unserem Selbsttest der Cholesterin-Wert im
roten Bereich, bei Loewi der Omega-3-Index und bei Cerascreen der Jod-Gehalt.
Die Ergebnisse seien oft verwirrend und für den Laien kaum einzuordnen, sagt Prof. Andreas Michalsen, Chef
der Abteilung Naturheilkunde am Immanuel-Krankenhaus Berlin gegenüber SUPER.MARKT: "Der Patient, der denkt ja, wenn da steht
Normwert, wenn ich da drüber oder drunter bin, bin ich krank.
Richtig wäre es, wenn man informieren würde,
dass nur mit einer ganz gewissen Wahrscheinlichkeit dann möglicherweise eine
krankhafte Konstellation vorliegt. Was dann ganz schlimm ist, wenn dann noch
mit Ampelfarben suggeriert wird, das ist jetzt der rote Bereich. Und vielleicht
war vor zwei Jahren, war das vielleicht noch der grüne
Bereich?"
Auch Prof. Diana Rubin vom Vivantes-Zentrum für Ernährungsmedizin sieht das Geschäft mit den Gesundheitschecks
kritisch: "Da werden auf jeden Fall Ängste geschürt."
Und dass viele Anbieter den Kunden dann direkt vom Testergebnis
auf Kaufplattformen weiterleiten, ist für Prof.
Andreas Michalsen eine zweifelhafte Praktik: "Das ist sozusagen die
schlimmste aller Kombinationen, von einem Wert direkt in ein Verkaufs-Angebot
oder ein Werbe-Angebot zu gehen."
Die Anbieter verweisen auf Nachfrage darauf, dass sie Nutzer
ansprechen, die ohnehin Ergänzungsmittel einnehmen und denen man nur helfen würde, gezielter zu ergänzen. Außerdem würden
auch Ernährungsvorschläge gemacht.
Mehr dazu heute Montag den 21.2.2022, um 20.15 Uhr in der rbb-Sendung
SUPER.MARKT bzw. in der rbb-Mediathek.
Text / Foto: rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg - news aktuell /
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