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Gesundheit-News: Angst vor Spritzen - Albtraum Blutabnahme - Was Betroffenen helfen kann

13. Mai 2022

Foto: Blutabnahme
(ams). Beim Anblick einer Spritze verspüren viele ein leichtes Unwohlsein - das ist ganz normal. Bei manchen Menschen lösen Spritzen jedoch regelrechte Angstattacken bis hin zu Ohnmachtsanfällen aus.  
Das kann so weit gehen, dass sie notwendige Arztbesuche immer wieder verschieben, weil es dort zur Blutabnahme kommen könnte - oder, dass sie wichtige Schutzimpfungen nicht wahrnehmen.

Tritt oft schon im Kleinkindalter auf
Die Spritzenangst (Trypanophobie) gehört zu den Blut- und Verletzungsphobien, einem Krankheitsbild, an dem rund drei Prozent der Bevölkerung hierzulande leiden, Frauen häufiger als Männer, so die Hochschulambulanz für Psychotherapie an der Universität zu Köln. In dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegebenen ICD-10-Katalog gibt es einen eigenen Code für spezifische Phobien, wie die Spritzenangst, den F40.2. "Für unsere Vorfahren hatten starke Ängste vor Blut und Verletzungen eine wichtige Funktion, weil sie dabei geholfen haben, sich vorsichtig zu verhalten und so vor Blutverlust und Infektionen zu schützen. Heute können diese Ängste, wenn sie zur Vermeidung notwendiger medizinischer Eingriffe führen, auch dysfunktional sein", sagt Dr. Christiane Roick, stellvertretende Leiterin des Stabs Medizin im AOK-Bundesverband. "Häufig haben Menschen mit starker Spritzenangst schon in der Kindheit schlechte Erfahrungen mit Injektionen gemacht. Zudem spielt bei der Entwicklung von Angsterkrankungen oft auch eine genetische Veranlagung eine Rolle", so Medizinerin Roick.

Gefühl des Kontrollverlusts macht zu schaffen
"Oft haben die Betroffenen Angst, durch die Spritze verletzt zu werden, sie fürchten, bei der Injektion Schmerzen zu haben oder Blut zu sehen", sagt Dr. Roick. Eine Blutabnahme oder Impfung stellt daher für Betroffene eine große psychische Herausforderung dar, die zu starken Ängsten bis hin zu Ohnmachtsanfällen führen kann. Dieser erlebte Kontrollverlust, oder auch nur die Angst davor, kann dazu führen, dass die Patientinnen und Patienten am liebsten gar nicht mehr in eine Arztpraxis gehen - mit negativen Folgen: Denn so besteht die Gefahr, dass Krankheiten nicht rechtzeitig erkannt werden, eine Medikamentengabe mittels Spritzen nur schwer möglich ist oder Schutzimpfungen nicht wahrgenommen werden können.

Feingefühl seitens der Behandler wichtig
Hier ist seitens der Behandler viel Feingefühl gefragt: Helfen kann ein ablenkendes Gespräch oder die Möglichkeit für die Betroffenen, sich beispielsweise im Liegen impfen oder Blut abnehmen zu lassen. Es wirkt oft auch beruhigend, wenn eine vertraute Person mit dabei ist. Kindern hilft ein Kuscheltier, dem sie eine Spritze geben, bevor sie selbst eine bekommen. Betroffene können sich in Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin eventuell auch ein Beruhigungsmittel verschreiben lassen, das dann kurz vorher eingenommen wird.

Verhaltenstherapie kann oftmals helfen
Wenn die Angst mit diesen einfachen Mitteln nicht in den Griff zu bekommen ist und das Vermeidungsverhalten zu negativen Folgen für die Gesundheit führt, sollte eine kognitive Verhaltenstherapie in Erwägung gezogen werden. Dazu bietet sich eine schrittweise Expositionstherapie an. "Dabei werden die Patientinnen und Patienten nach und nach mit angstauslösenden Reizen unterschiedlicher Stärke konfrontiert", sagt Dr. Roick. Sie schauen sich zunächst Bilder von Spritzen an, nehmen dann selbst eine Spritze in die Hand, stellen sich vor, eine Spritze zu bekommen und werden im letzten Schritt mit der tatsächlichen anstehenden Blutabnahme oder Injektion konfrontiert. Auf jeder dieser Stufen lernen die Patienten, ihre Ängste so lange zu ertragen, bis sie wieder abnehmen und machen so die Erfahrung, dass sie die Angst aushalten können und nichts Schlimmes passiert. Dieser Ansatz der kognitiven Verhaltenstherapie wirkt bei den meisten Patienten sehr schnell und effektiv.

"Wichtig ist, dass die Betroffenen ihre Angst soweit bewältigen, dass sie notwendige Gesundheitsuntersuchungen oder andere ärztliche Eingriffe nicht länger vermeiden", so Roick. "Damit haben sie für ihre eigene Gesundheit sehr viel erreicht, selbst wenn das Blutabnehmen oder eine Spritze für sie danach immer noch ein wenig unangenehm sein sollte."

Text / Foto: AOK-Bundesverband