header-placeholder


image header
image
Lebenserwartung  12

Gesundheit-News: COVID-19 - Die Lebenserwartung in Europa ist gesunken

12. Oktober 2021

Foto: Impfung rettet Leben

10.10.2021 – Es gibt immer noch Menschen, die die Folgen einer Infektion mit SARS-CoV-2 für harmlos halten. Die Wissenschaft spricht eine andere Sprache: Sie belegt für Westeuropa einen Rückgang der Lebenserwartung wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Und auch aus den USA gibt es mittlerweile erste Berechnungen, wie viele Millionen an Lebensjahren pandemiebedingt verloren gegangen sind.

Seit Jahrzehnten gibt es in der entwickelten Welt eine Konstante: Die Lebenserwartung der Menschen steigt – sie werden immer älter. Hygienemaßnahmen, bessere Medizin, gezieltere Arzneimitteltherapien, neue Impfstoffe, mehr Präventions- und Screening-Maßnahmen und keine militärischen Konflikte vom Ausmaß des Zweiten Weltkrieges: Dies und mehr hat dazu beigetragen, dass Menschen damit rechnen können, dass sie im Durchschnitt älter werden als die Generation vor ihnen. Doch in dieser ständig steigenden Kurve hat die Pandemie eine Delle hinterlassen.

COVID-19: In 27 von 29 Ländern ging die Lebenserwartung zurück

Das belegt eine Studie des Oxford-Wissenschaftlers José Manuel Aburto. Mit seinem Team hat er die Daten aus 29 Ländern – darunter die meisten europäischen Staaten sowie Chile und die USA – untersucht und kommt zu dem Schluss: „Die Lebenserwartung bei Geburt ging zwischen 2019 und 2020 in 27 von 29 Ländern zurück.“ Und weiter: „Die COVID-19-Pandemie löste im Jahr 2020 eine signifikant höhere Sterblichkeit aus, von einer Größenordnung, wie man sie in West-Europa seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen hat […]. Frauen in 15 und Männer in zehn Ländern haben 2020 bei Geburt eine niedrigere Lebenserwartung als 2015.“ Es sind vor allem Menschen ab 60 Jahre, die zu diesen Zahlen beigetragen haben. Und es sterben mehr Männer als Frauen.

Die Pandemie hat damit in fast allen untersuchten Ländern den Zugewinn an Lebenserwartung der vergangenen Jahre zunichte gemacht. Ausnahmen gibt es nur für Frauen in Finnland, sowie in Dänemark und Norwegen (beide Geschlechter).

Auf rund 1,8 Millionen werden die Toten durch COVID-19 weltweit geschätzt – eine Zahl, die mit vielen Unsicherheiten behaftet ist, unter anderem, weil die Testkapazitäten stark variieren. Dass es nicht mehr waren, liegt daran, dass in Rekordtempo Impfstoffe und Arzneimittel zur Verfügung standen. Vor kurzem veröffentlichte Zahlen aus England zeigen, dass fast 99 Prozent der Menschen, die im ersten Halbjahr 2021 als Folge ihrer COVID-19-Infektion gestorben sind, nicht oder nur mit einer Dosis geimpft waren (Pharma Fakten berichtete).

USA: Mehr als 9 Millionen Lebensjahre verloren

Auch aus den USA gibt es Untersuchungen, die das Ausmaß der COVID-19-Katastrophe belegen. Nach einer Studie der University of Southern California gingen dort im ersten Jahr der Pandemie 9,1 Millionen Lebensjahre (years of life lost; YLL) verloren. Zum Vergleich: Als Folge von Krebs verloren Amerikaner:innen im Jahr 2019 rund 15,4 Millionen Lebensjahre; und 14,7 Millionen Lebensjahre durch kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Die Autor:innen der Studie merken an, dass das Ausmaß von COVID-19 bei jüngeren Zielgruppen unterschätzt wird. In der Altersklasse der 25- bis 64-Jährigen sterben zwar deutlich weniger als unter älteren Menschen. Aber sie verlieren auch mehr Lebensjahre. Das ist der Grund, dass von den 9,1 Millionen verlorenen Lebensjahren allein 4,7 Millionen auf das Konto von jüngeren Betroffenen gehen. Ein Mensch, der mit 40 Jahren stirbt, verliert im Durchschnitt fast 40 Jahre, bei einem 65-jährigen sind es hingegen 18.



Text / Foto: Pharma Fakten e.V. / Symbolfoto pixabay