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Europäisches Parlament verlangt Maßnahmen für besseren Zugang zu Arzneimitteln.

Die Preise für neue Arzneimittel in der EU sind in den vergangenen Jahrzehnten in so hohem Maße gestiegen, dass sich zahlreiche Bürger Europas diese Mittel nicht mehr leisten können und die Nachhaltigkeit der nationalen Gesundheitsversorgungssysteme bedroht ist, betonen die Abgeordneten in einer am Donnerstag angenommenen Entschließung.

Um ein besseres Gleichgewicht zwischen öffentlicher Gesundheit und den Interessen der Pharmaindustrie zu erreichen, fordern sie mehr Transparenz bei den FuE-Kosten, der öffentlichen Finanzierung und den Marketingausgaben.

„Die Gesundheitssysteme in Europa sind ein wichtiger Bestandteil der Identität der EU und sehr geschätzt. Der Zugang zu Arzneimitteln muss gewährleistet sein, und um dies zu erreichen, müssen wir die Verhandlungsmacht der EU-Mitgliedsstaaten im Vergleich zu jener der Pharmaindustrie neu ausgleichen“, sagte die Berichterstatterin Soledad Cabezon Ruiz (S&D, ES). Die Entschließung wurde mit 568 Stimmen angenommen, bei 30 Gegenstimmen und 52 Enthaltungen.

„Die Industrie muss wettbewerbsfähig sein, wenn es darum geht, hochwertige Innovationen zu erreichen und gleichzeitig auf die Bedürfnisse von Patienten einzugehen, die Medikamente brauchen, die sicher, wirksam und zugänglich sind“, fügte sie hinzu.

Mehr Transparenz bei FuE-Kosten notwendig

Die Abgeordneten unterstreichen, dass sich der hohe Anteil an öffentlichen Mitteln in der FuE nicht in den Preisen widerspiegelt, und die öffentlichen Investitionen somit keine faire Rendite bringen. Sie verlangen mehr Transparenz in Bezug auf die Kosten im Bereich FuE, auch was den Anteil der aus öffentlichen Mitteln finanzierten Forschung und die Vermarktung von Arzneimitteln betrifft. Zudem fordern sie den Rat und der Kommission auf, die Verhandlungsposition der Mitgliedstaaten zu stärken, um für einen erschwinglichen Zugang zu Arzneimitteln in der gesamten EU zu sorgen.

Die steigenden Ausgaben in der Arzneimittelbranche sowie die Asymmetrien bei Verhandlungskapazitäten und Informationen über die Preisbildung zwischen den Pharmaunternehmen und den Mitgliedstaaten erfordern eine stärkere Zusammenarbeit und neue politische Maßnahmen auf europäischer und nationaler Ebene, so die Abgeordneten.

Die Abgeordneten verlangen neue Gesetzgebung, mit der für wirksame Kontrollen und uneingeschränkte Transparenz bei den Verfahren zur Bestimmung der Preise und der Kostenerstattung für Arzneimittel in den Mitgliedstaaten gesorgt wird.

Antibiotikaresistenz

Das Parlament betont, dass die Kluft zwischen der steigenden Resistenz gegen antimikrobielle Wirkstoffe und der Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe wächst. Neue arzneimittelresistente Krankheiten könnten bis 2050 weltweit für 10 Millionen Tote im Jahr verantwortlich sein, heißt es weiter.

Schätzungen zufolge sterben in der EU jährlich mindestens 25 000 Menschen an Infektionen, die von resistenten Bakterien hervorgerufen werden, unterstreichen die Abgeordneten. Sie bedauern, dass in den vergangenen vierzig Jahren lediglich eine neue Antibiotika-Klasse entwickelt worden ist.

Hintergrundinformationen
 
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört der Zugang zu unentbehrlichen Arzneimitteln zum Recht auf Gesundheit. Die Abgeordneten weisen jedoch darauf hin, dass es jüngsten Untersuchungen zufolge zwischen den Mitgliedstaaten beträchtliche Unterschiede beim Vertrieb und der Verfügbarkeit von innovativen Arzneimitteln gibt. Dies könnte an den Preisfestsetzungs- und Erstattungssystemen oder den Logistikdiensten wie Beschaffung und Lagerhaltung liegen, an unzureichender Produktion oder unsachgemäßer Verwendung, oder an zu strengen Patentbestimmungen.