header-placeholder


image header
image
impfstoffe 4

Gesundheit-News: Schutz vor dem Coronavirus - Wissenswertes rund um Impfstoffe mRNA, Vektor und Co.

4. April 2021

Foto: Zwei Hände in blauen Einmal-Handschuhen ziehen einen Corona-Impfstoff in eine Spritze auf

(ams). Die Impfung gegen Tetanus oder Masern kennt vermutlich jeder - doch was für eine Impfstoffart wird dabei eigentlich eingesetzt? Und welche Impfstoffe werden im Kampf gegen das Coronavirus verwendet? Grundsätzlich gilt: Für den Aufbau eines Impfschutzes gegen die verschiedenen Infektionskrankheiten werden unterschiedliche Impfstoffarten genutzt, wie Tobias Lindner, Apotheker im AOK-Bundesverband erklärt.

Bekannt sind Lebend- und Totimpfstoffe: Sie bringen abgeschwächte oder abgetötete Erreger oder Teile davon in den Körper ein. So wird beispielsweise gegen Tetanus ein Totimpfstoff genutzt, gegen Masern ein Lebendimpfstoff verwendet. Das Immunsystem bildet dann spezifische Antikörper gegen die Eindringlinge, die als Antigene bezeichnet werden. Geimpfte entwickeln dadurch eine Immunität gegen den betreffenden Erreger.

Anders ist dies bei den neuen genbasierten mRNA-Impfstoffen, die auch gegen das Coronavirus eingesetzt werden, wie die Mittel von BioNTech/Pfizer und Moderna sowie Vektorimpfstoffe, wie die Mittel von Johnson & Johnson und Oxford/AstraZeneca: Sie schleusen keine Erreger, sondern nur für kurze Zeit den genetischen Bauplan für Erreger-Antigene in menschliche Zellen an der Impfstelle ein. Diese bauen dann kurzfristig die Antigene selbst zusammen, die wiederum eine spezifische Abwehrreaktion im Körper, eine sogenannte Immunantwort, hervorrufen.

Totimpfstoffe

Totimpfstoffe enthalten nur abgetötete Krankheitserreger, die sich nicht mehr vermehren können, oder manchmal auch Bestandteile der Erreger. Der Körper erkennt sie als Eindringlinge und aktiviert nach der Impfung das eigene Abwehrsystem zur Antikörperbildung - ohne dass die jeweilige Krankheit ausbricht. Zu den Totimpfstoffen zählen Impfstoffe gegen Diphtherie, Hepatitis A und B, Kinderlähmung, Keuchhusten, Tetanus und Tollwut. Da die Immunreaktion bei Totimpfstoffen schwächer als bei Lebendimpfstoffen ist, müssen sie in der Regel in Form von Auffrischungsimpfungen mehrmals verabreicht werden. Die Immunität hält nur begrenzte Zeit an - bei der Tetanusimpfung sind es zum Beispiel zehn Jahre, dann ist eine Auffrischung nötig.

Lebendimpfstoffe

Lebendimpfstoffe enthalten noch geringe Mengen von vermehrungsfähigen Krankheitserregern. Diese sind jedoch so abgeschwächt worden, dass sie die Erkrankung selbst nicht auslösen. Die Immunreaktion ist stärker als bei Totimpfstoffen und die durch sie erreichte Immunität hält meist lebenslang an. In seltenen Fällen kann eine Impfung mit Lebendimpfstoff zu einer leichten "Impfkrankheit" führen - wie bei den sogenannten Impfmasern. Dies ist ein leichter, masernähnlicher Ausschlag, der in der Regel etwa sieben bis zehn Tage nach der Impfung auftreten kann und nicht ansteckend ist. Zu den Lebendimpfstoffen gehören beispielsweise Impfstoffe gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken. Lebendimpfstoffe können gleichzeitig mit Totimpfstoffen verabreicht werden, hierbei muss kein Zeitabstand eingehalten werden. Im seltenen Fall einer akuten Impfreaktion sollte die Symptomatik vor einer erneuten Impfung abgeklungen sein.

Vektorimpfstoffe

Bei bestimmten Impfstoffen werden Viren als Vektoren für die Eiweißbaupläne genutzt, gegen die eine Immunantwort erzeugt werden soll, zum Beispiel beim Johnson-&-Johnson-Impfstoff oder beim Universität Oxford/AstraZeneca-Impfstoff gegen das Coronavirus. Diese nutzen ein harmloses und nicht mehr vermehrungsfähiges Adenovirus als Fähre, mit der der Bauplan für das Spike-Protein des Coronavirus in die Zellen an der Impfstelle transportiert wird. Nach der Impfung wird dieses Spikeprotein - dem Bauplan folgend - von den Körperzellen der Geimpften selbst hergestellt und regt dann das Immunsystem des Körpers dazu an, Antikörper gegen SARS-CoV-2 zu produzieren. Die DNA für das Spikeprotein wird von den Zellen nach kurzer Zeit wieder abgebaut. Ein weiteres Beispiel für einen Vektorimpfstoff ist der Impfstoff "Ervebo" gegen Ebola.

mRNA-Impfstoffe

Bei mRNA-Impfstoffen werden überhaupt keine Krankheitserreger für die Immunisierung benötigt. mRNA ist ein Botenmolekül, also ein reiner Transporter von der Erbinformation aus dem Zellkern in das Zellplasma: der in der mRNA (messenger-RNA beziehungsweise Boten-RNA) enthaltene Bauplan für die Spike-Proteine des SARS-CoV-2-Virus gelangt nur in das Zellplasma. Nach der Impfung beginnen die Zellorganellen im Zellplasma mit dem Bauplan mit der Produktion von Spike-Proteinen, die dann an die Zelloberfläche transportiert werden und dort als Antigene dem körpereigenen Immunsystem präsentiert werden und damit eine Immunreaktion auslösen. Das Immunsystem wird so gegen das SARS-COV-2-Virus trainiert, ohne dass der Mensch krank wird. Kommt es später zu einer Infektion, erkennt das Immunsystem das spezifische Antigen und kann das Virus schnell und gezielt bekämpfen.

mRNA-basierte Impfstoffe haben den Vorteil, dass eine große Anzahl von Impfdosen innerhalb weniger Wochen hergestellt werden kann. Die Covid-19-Impfstoffkandidaten auf mRNA-Basis müssen allerdings derzeit bei niedrigen Temperaturen transportiert und gelagert werden (minus 20 bis minus 80 Grad Celsius).



Text / Foto: AOK Bundesverband