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HIV Pharma 15.08.19 14.10

Gesundheit-News: HIV/AIDS - Was Arzneimittelinnovationen anrichten können

15. August 2019

August 2019 – Moderne Therapien gegen die Immunschwäche HIV haben nicht nur die Behandlung der Krankheit stark verändert. Sie wirken weit in die Gesellschaft hinein.

Pharma Fakten-Grafik: HIV/AIDS in Europa

Bis Mitte der 1990er Jahre behandelte man Menschen mit HIV-Infektion mit einer Kombination auf Basis von Azidothymidin (AZT) – die hohe Dosierung (bis zu 400 mg alle vier Stunden) entsprach der allgemeinen Verzweiflung: Die Krankheitslast war hoch, die Todesraten auch (s. Grafik).

Die im Vergleich zu heute nur mäßige Unterdrückung der Viruslast wurde erkauft mit einer ganzen Liste von Nebenwirkungen, die viele Betroffene dazu bewogen, aus der Therapie auszusteigen. Fast 20.000 Menschen starben zu dieser Zeit in Europa pro Jahr an den Folgen der Infektion. Die Zahlen finden sich in der vom europäischen Pharma-Verband EFPIA zusammen mit der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC herausgegebenen Studie „Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Fußabdruck der pharmazeutischen Industrie in Europa“.

HIV-Medikamente von heute: Hochwirksam und verträglich

Erst HAART – eine Triple-Therapie auf Basis neu entwickelter Protease-Inhibitoren – machte den Unterschied, der in den Grafiken deutlich nachvollziehbar ist. Heute stehen in Europa mehr als 30 HIV-Medikamente zur Verfügung, von denen 13 eine fixe Kombination sind, die aus nur einer Tablette am Tag besteht. Mitte der 90er Jahre sah die Behandlung noch anders aus: 20 bis 30 Tabletten täglich waren keine Seltenheit.

Aber auch seit der ersten HAART-Therapie hat sich viel getan. HIV-Medikamente von heute sind nicht nur hochwirksam. Sie sind auch wesentlich verträglicher und haben einen positiven Effekt auf die Lebensqualität der Menschen. „Wir schätzen, dass HAART im Vergleich zu den Jahren vor Mitte 1990 dem durchschnittlichen HIV-Patienten neun Jahre an Lebenserwartung (7,4 gesunde Jahre) schenkt – was damit der Lebenserwartung der allgemeinen Bevölkerung entspricht“, schreiben die Autoren des EFPIA-Papiers.

HIV-Behandlung: Die Folgen in Zahlen

Das hat Folgen: Zwischen 2007 und 2017 konnten in Europa rund 775.000 gesunde Lebensjahre hinzugewonnen werden. Weil aber gesunde Lebensjahre dazu beitragen, dass Menschen z. B. arbeiten gehen können, rechnen die Statistiker mit Produktivitätsgewinnen in Höhe von 207.000 Euro pro Patient und Lebenszeit. Auf die gesamte Population hochgerechnet, könnten auf diese Weise in Europa Produktivitätsgewinne von rund 22 Milliarden Euro zusammenkommen.

Dass pharmazeutische Innovationen im Bereich HIV mehr können, als „nur“ Viren zu unterdrücken, zeigt diese Zahl: Weil gut eingestellte Patienten weniger Komplikationen haben, weniger oft beim Arzt oder im Krankenhaus erscheinen, wirken moderne Medikamente entlastend auf das Gesundheitssystem; PwC rechnet mit durchschnittlichen Netto-Einsparungen von rund 11.000 Euro pro Patient und Lebenszeit.

Normalisierung und Ent-Stigmatisierung von Menschen mit HIV

Und noch etwas können diese Medikamente. Sie sind so wirksam, dass Menschen unter HAART-Therapie für ihre Partner kein Infektionsrisiko darstellen. Das kann dazu beitragen, dass sich die Prävalenz von HIV in Europa reduziert, was wiederum die Gesundheitssysteme entlasten würde. Und es nimmt einer Krankheit den Schrecken – was zur Normalisierung im Umgang mit HIV und damit zur Ent-Stigmatisierung beitragen kann.

Text / Grafik: PHARMA FAKTEN – Eine Initiative von Arzneimittelherstellern in Deutschland