veröffentlicht am 27. September 2024
Bad Saulgau, September 2024. Verregnete Nachmittage und trübes Wetter schlagen bei vielen Menschen auf das Gemüt. Besonders in den nördlichen Breitengraden besteht ab Herbst das Risiko, an einer sogenannten saisonal abhängigen Depression, kurz SAD, zu erkranken.
Diese unterscheidet sich jedoch in den Symptomen von der klassischen Depression. Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie und ärztlicher Direktor der Klinik am schönen Moos, erklärt: „Statt Appetitverlust sowie Ein- und Durchschlafstörungen treten unter anderem vermehrter Heißhunger und eine Hypersomnie, also ein erhöhtes Schlafbedürfnis auf.“
Welche Ursachen hinter dieser jährlich wiederkehrenden Störung stecken, ist noch nicht vollständig erforscht, doch Lichtmangel scheint eine entscheidende Rolle zu spielen. Wer sich regelmäßig bewegt und Tageslichtlampen einschaltet, kann seine Psyche dabei unterstützen, gesund zu bleiben.
Winterblues, Winterdepression oder klassische Depression?
Nicht jeder, der sich im Winter niedergeschlagen fühlt, leidet zwangsläufig unter einer Winterdepression. „Teilweise sprechen wir auch nur von einem sogenannten Winterblues. Hierbei stehen melancholische Gedanken im Vordergrund und das Bedürfnis, sich vermehrt auf sich selbst und den engeren Kreis seiner Liebsten zu konzentrieren“, beschreibt Dr. Häfner. Bei einer Winterdepression erweisen sich die Symptome hingegen als ausgeprägter und lang anhaltender – Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit, verstärkte Tagesschläfrigkeit, Gewichtszunahme sowie Heißhungerattacken und erhöhte Reizbarkeit zählen zu den typischen Anzeichen.
„Wer erkrankt, empfindet zudem meist ein tiefes Gefühl der inneren Leere“, sagt der Facharzt und ergänzt: „Charakteristisch für die SAD ist ihr wiederkehrender Verlauf. Mit dem Einsetzen des Frühlings lassen die Symptome meist nach, nur um in der Herbst- und Wintersaison erneut aufzutreten. Oft verstärken sich die depressiven Episoden von Jahr zu Jahr, bis sie bei manchen Betroffenen sogar überwiegen. Dieser saisonale Rhythmus unterscheidet sich deutlich von der klassischen Depression, die über einen langen Zeitraum hinweg andauert.“
Keine Chance dem Stimmungstief
Fast jeder Mensch hat schon einmal Phasen erlebt, in denen er vom Winterblues betroffen war. Die melancholische Stimmung lässt sich meist durch kleine Anpassungen im Alltag lindern und erfordert in der Regel keine Behandlung. Anders verhält es sich bei einer Winterdepression. Auch wenn sie seltener auftritt und in Teilen milder verläuft als andere depressive Störungen, ist auch hier eine professionelle Unterstützung unerlässlich. „Psychologen, Psychotherapeuten oder psychosomatische Kliniken erweisen sich als die richtigen Anlaufstellen, um durch bewährte Therapieformen wie Lichttherapie oder kognitive Verhaltenstherapie wieder zu einem ausgeglichenen Leben zu finden. Gleichzeitig empfiehlt es sich, vorsorglich die eigenen Energiereserven in der dunklen Jahreszeit zu stärken“, sagt Dr. Häfner und verrät, wie dies am besten funktioniert.
Tageslicht nutzen: „Regelmäßiger Aufenthalt im Freien, insbesondere bei Tageslicht, wirkt stimmungsaufhellend. Selbst an grauen Tagen besitzt das natürliche Licht positive Effekte auf unseren Biorhythmus und das Wohlbefinden. Tageslichtlampen oder -wecker können im Alltag ergänzend hinzukommen, beispielsweise um sanft in den Tag zu starten.“
Schlafrhythmus im Blick: „Zu ausgiebiges Dösen oder langes Schlafen kann Depressionen verschlimmern oder begünstigen. Wer feststellt, dass durch das Liegenbleiben schlechte Laune entsteht, sollte gegebenenfalls seine Bettzeit verkürzen.“
Körperliche Aktivität fördern: „Sport reduziert das Stressempfinden und fördert zugleich die Freisetzung von Glückshormonen. Zudem trägt Bewegung zu erholsamen Durchschlafphasen bei und stärkt die persönliche Vitalität und Lebensfreude.“
Geselligkeit suchen: „Sozialer Austausch und gemeinsame Aktivitäten zählen zur Basis einer gesunden Psyche. So lässt sich die mentale Widerstandskraft stärken und den Anforderungen des Alltags besser begegnen.“
Kurzprofil
Die Klinik am schönen Moos in Bad Saulgau ist eine Rehabilitationsfachklinik für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie. Seit ihrer Gründung im Jahr 1990 behandeln hier spezialisierte Therapeuten und Ärzte in Einzel- und Gruppentherapien ein breites Spektrum von psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Dazu zählen beispielsweise Depressionen, Angststörungen, Burn-out, Belastungs- und Anpassungsstörungen, Post-Covid-Symptomatiken sowie die Psychosomatik der zweiten Lebenshälfte. Im Rahmen der Rehabilitation soll die gefährdete oder bereits geminderte Erwerbsfähigkeit gebessert oder wiederhergestellt werden.
Nach einem ganzheitlichen Konzept führt die Klinik am schönen Moos auch sport- und bewegungstherapeutische, physiotherapeutische, physikalische und ergotherapeutische Behandlungen durch. Insgesamt stellt die Klinik am schönen Moos dazu 180 Betten zur Verfügung und bietet Kapazität für sieben ambulante Reha-Patienten. Als ärztlicher Direktor verantwortet sich Dr. med. Steffen Häfner, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Grundsätzlich übernehmen Krankenkassen oder die Rentenversicherung die Kosten für einen Klinikaufenthalt.
Text / Foto: Borgmeier Public Relation / pixabay