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Gesundheit-News: AOK Bundesverband - Kräutermischung, Badesalz, Reiniger - Legal Highs sind illegal und gefährlich


veröffentlicht am 16. Januar 2023

(ams). Sie werden in kleinen, bunten Tütchen verkauft und tragen niedliche Namen wie Bonzai, Jamaican Summer Dream, Bolivian Bath oder White Dove: Sogenannte "Legal Highs" oder auch "Neue psychoaktive Stoffe" (NPS) sind künstlich hergestellte Versionen von illegalen Drogen, die chemisch leicht verändert wurden, damit sie nicht als illegal eingestuft werden können.

Neue psychoaktive Stoffe - Die Bezeichnungen klingen harmlos: "Kräutermischungen", "Pflanzendünger", "Badesalz", "Raumlufterfrischer" oder "Reiniger" - ihre eigentliche Bestimmung wird damit verschleiert, Gesundheits- und Sicherheitsregelungen umgangen. Denn Legal Highs sind hochgefährlich. In Europa sind laut der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht mehr als 730 verschiedene NPS bekannt.

Konsum kann lebensgefährlich sein

"Bei Legal Highs sind die Konzentrationen psychoaktiver Substanzen zum Teil so hoch, dass der Konsum zu lebensgefährlichen Vergiftungen führen kann", sagt Susan Urbanek, Expertin für Suchtfragen bei der AOK. Die Folgen reichen von Kreislaufzusammenbruch, Herzrasen, Ohnmacht, Psychosen und Wahnvorstellungen bis hin zu drohendem Nierenversagen. Eine Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahr 2015 hatte ergeben, dass 2,2 Prozent der 18- bis 25-Jährigen neue psychoaktive Substanzen schon mal probiert haben.

Inhaltsstoffe werden meist nicht komplett ausgewiesen

Die Kräutermischungen  werden im Internet in Ein- oder Drei-Gramm-Tütchen verkauft, die oft mit der Aufschrift "not for human consumption" ("nicht für den menschlichen Konsum bestimmt") versehen sind. "Die Konsumenten wissen in der Mehrzahl der Fälle aber nicht, welche Inhaltsstoffe enthalten sind, weil diese meist nicht ausgewiesen werden. Vor allem die synthetischen Inhaltsstoffe werden häufig nicht aufgeführt. Sie haben jedoch eine starke Wirksamkeit und können auch starke Nebenwirkungen hervorrufen", so Urbanek.

2004 tauchten erstmals Legal Highs in Europa auf

Räuchermischungen tauchten im Jahr 2004 erstmals in Europa auf, in Deutschland sorgte 2008 das als Kräutermischung getarnte Produkt "Spice" für Aufsehen, das ähnliche Wirkung wie Cannabis hatte. Analysen des Produkts ergaben damals, dass der Effekt nicht von den enthaltenen Kräutern, sondern von den darauf aufgebrachten synthetischen Cannabinoiden ausging. Synthetische Cannabinoide sind künstlich hergestellte Substanzen, die eine ähnliche Wirkung haben wie pflanzlicher Cannabis.

Tests haben ergeben, dass die enthaltenen Wirkstoffkonzentrationen von Produkt zu Produkt sehr unterschiedlich sein können. Sogar Kräutermischungen derselben Marke können unterschiedlich dosiert sein. In den USA gab es vor einigen Jahren eine Serie von Fällen, in denen Konsumenten von Legal Highs unter schweren Blutungen litten: Alle hatten synthetische Cannabinoide konsumiert, die vermutlich mit Rattengift gestreckt waren.

Im Rahmen des EU-Projekts "SPICE II Plus" wurde 2013 und 2014 eine Online-Erhebung unter Personen mit Erfahrung im Konsum von Legal Highs durchgeführt. Die am häufigsten berichteten kurzfristigen negativen Effekte waren Herzrasen, Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen, Übelkeit und Panikattacken. Mittel- und langfristig zeigten sich vor allem Craving (starkes Substanzverlangen) und Entzugssymptome. Die meisten negativen Effekte gab es bei den synthetischen Cannabinoiden.

Gesetz zur Eindämmung von Legal Highs

Bis zum Jahr 2016 waren in Deutschland nur die Mittel verboten, die im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) aufgeführt waren - zum Beispiel "Speed". Wurde eine neue Substanz entdeckt und deren gesundheitsgefährdender Bestandteil unter Strafe gestellt, entwickelten die Hersteller der Legal Highs einfach neue Synthetisierungen. "Konsumenten wissen daher nicht, was die eingenommene Droge wirklich beinhaltet. Eine kleine Änderung an einer bekannten Droge kann eine völlig neue Droge hervorbringen, die ganz andere Wirkungen hat", warnt AOK-Expertin Urbanek. Um die Verbreitung von Legal Highs einzudämmen, trat Ende 2016 das "Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz" (NpSG) in Kraft - es sieht vor, dass nicht mehr einzelne Stoffe, sondern ganze Gruppen verboten sind.

"Das war ein klares Signal an Händler und Konsumenten, dass es sich um verbotene und gesundheitsgefährdende Stoffe handelt", so Urbanek. Im Sommer 2019 wurde das Gesetz an die aktuellen Entwicklungen des Drogenmarktes angepasst. Die Hersteller von Legal Highs sind jedoch weiterhin aktiv: Im Schnitt bringen die Akteure des EU-Drogenmarktes jede Woche einen neuen psychoaktiven Stoff in Umlauf.

 

Text / Foto: AOK Bundesverband