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Wirtschaft-News: Zahl deutscher Seeleute halbiert - ver.di fordert Anpassung der Hafenverordnungen und Ausweitung der Mitbestimmung

Foto Christine Behle

Donnerstag, den 23. Mai 2019


Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat davor gewarnt, 
die heute zu Ende gehende 11. Nationale Maritime Konferenz in 
Friedrichshafen "als reine Schaufensterveranstaltung" abzuwickeln. 
"Die deutschen Reeder sind in der Pflicht, den Erhalt des maritimen 
Know-hows in Deutschland als Grundlage der eigenen Existenz zu 
betreiben. Von Bundeskanzlerin Merkel hätte ich erwartet, dass sie 
dies den Reedern deutlich macht", erklärte 
ver.di-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle am Rande der 
Konferenz.

Die Zeiten seien sehr ernst. Die Zahl der deutschen Seeleute habe 
sich in den letzten Jahren trotz umfangreicher staatlicher Förderung 
der Schifffahrt um die Hälfte reduziert. "Die Förderung der 
Schifffahrt muss künftig an Beschäftigungseffekte und 
Ausbildungsangebote gekoppelt werden. Dazu brauchen wir Mittel, um 
die Ausbildungsinhalte der Seefahrtsschulen und weiterer 
Bildungsträger an die Herausforderungen des digitalen Wandels 
anzupassen", sagte die Gewerkschafterin. Im Rahmen der 
Automatisierung und Digitalisierung müsse die Bundesregierung die 
Mitbestimmung im Betriebsverfassungsgesetz ausweiten. "Der Wandel der
Arbeitswelt kann nur mit den Beschäftigten gelingen. ver.di hat mit 
dem Tarifvertrag Zukunft eine Vorlage geliefert", so Behle. 

Hafenverordnungen müssten jetzt schnellstens angepasst werden, 
fordert die Gewerkschaft. Sicherheitsrelevante Aufgaben wie die 
Landungssicherung dürften nicht von Schiffsbesatzungen, sondern 
müssten von ausgebildeten Hafenarbeitern mit professioneller 
Ausrüstung durchgeführt werden. Antwerpen als einer der am stärksten 
wachsenden Häfen in Europa habe gezeigt, dass eine entsprechende 
Hafenverordnung keine wirtschaftlichen Nachteile birgt. 

Die Bundesregierung dürfe auch nicht zögerlich sein, die 
Möglichkeiten der EU-Hafenverordnung anzuwenden, um die deutsche 
Seeschifffahrt zu erhalten. "Warum schreiben wir für die 
nautisch-technischen Dienstleistungen bei der Schleppschifffahrt 
nicht die nationale Flagge vor? Andere EU-Staaten machen das mit 
Erfolg", sagte Behle. Bei allen Maßnahmen sei wesentlich, die 
Infrastruktur in den Häfen zur öffentlichen Daseinsvorsorge zu 
erklären. Als öffentliches Eigentum dürften die Häfen nicht 
privatisiert und so der demokratischen Kontrolle entzogen werden. 
"Nur so bleibt die Möglichkeit erhalten, die Beschäftigten in den 
Mittelpunkt des digitalen Veränderungsprozesses zu stellen", erklärte
Christine Behle. 

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft wird bei der 11. Nationalen 
Maritimen Konferenz von Christine Behle (ver.di Bundesvorstand), 
Robert Hengster (ver.di-Bundesfachgruppenleiter Maritime Wirtschaft) 
und Thomas Mendrzik (Vorsitzender ver.di-Bundesfachgruppe Maritime 
Wirtschaft) vertreten.


Foto:  Christine Behle / Copy  Kay Herschelmann