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Sachsen-Anhalt-News: Vorläufige polizeiliche Verkehrsunfallbilanz 2020: Weniger Verkehrsunfälle, niedrigste Zahl von Verunglückten seit 2005

Donnerstag, den 18. März 2021

Im vergangenen Jahr ereigneten sich auf den Straßen Sachsen-Anhalts 65.605 Verkehrsunfälle (2019: 75.022; -9.417 bzw. ?13 Prozent). Statistisch wurde somit alle acht Minuten ein Unfall auf Sachsen-Anhalts Straßen registriert.

Sachsen-Anhalts Innenminister Michael Richter:

„Die Bilanz für das Jahr 2020 fällt zwar im Vergleich zu den Vorjahren positiver aus, da es einen deutlichen Rückgang bei den Verkehrsunfällen, den Verunglückten und den Getöteten gibt. Diese rückläufige Entwicklung wünsche ich mir auch für die Zukunft. Dennoch möchte ich alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zur Vorsicht und Umsicht mahnen. Geben Sie auf sich und andere Acht, um Unfälle zu vermeiden. Jeder Unfall ist einer zuviel.“

Mit Blick auf das vergangene Jahr ist insbesondere anzumerken, dass die Auswertung und Interpretation der Zahlen vor dem Hintergrund der getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie und die Folgen für die polizeiliche Kontrollpraxis erfolgen müssen. Die Corona bedingten, teilweise noch andauernden, Einschränkungen des öffentlichen Lebens, die Forcierung der Verlagerung der täglichen Arbeit auf den heimischen Lebensbereich und der Rückgang der Reisetätigkeiten der Bevölkerung haben einen erheblichen Einfluss auf die Verkehrsdichte und das Mobilitätsverhalten der Bürgerinnen und Bürger.

Im Hinblick auf die Unfallentwicklung zeichnen sich im Vergleich zum Vorjahr folgende wesentliche Feststellungen für Sachsen-Anhalt ab:

1. Niedrigste Zahl der Verunglückten seit 2005 bei weniger Verkehrsunfällen – weniger Verkehrstote

Die Anzahl der Verkehrsunfälle in Sachsen-Anhalt ist im vergangenen Jahr 2020 um 9.417 auf 65.605 gesunken.

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Personenschaden nahm in Sachsen-Anhalt im sechsten Jahr in Folge ab. Es ereigneten sich 7.053 Personenschadenunfälle (2019: 7.903) mit 9.011 verunglückten Personen. 1.196 Menschen verunglückten damit weniger als im Vorjahr. Die Zahl aller Verunglückten erreichte damit den niedrigsten Wert seit dem Jahr 2005.

Die Zahl der Schwerverletzten sank auf 1.971 (2019: 2.290).

Die Anzahl der Leichtverletzten verringerte sich auf 6.917 (2019: 7.780).

2020 verloren 123 Menschen bei 114 Unfällen landesweit ihr Leben (2019: 137). Die Aufschlüsselung der Verkehrstoten nach ihrer jeweiligen Unfallbeteiligung ergibt folgendes Bild:

- 47 Pkw-Fahrer

- 16 Kradfahrer

- 15 Pkw-Insassen

- 15 Fußgänger

- 10 Lkw-Fahrer

- 13 Fahrradfahrer

- 2 Pedelec-Nutzer

- 2 Nutzer von Kleinkrafträdern

- 1 Mofa-Fahrer

- 1 Nutzer eines Krankenfahrstuhls sowie

- 1 Fahrer einer landwirtschaftlichen Zugmaschine.

 
2. Wildunfälle bleiben Hauptunfallursache

Die Rangliste der Hauptunfallursachen führt im fünften Jahr in Folge die Unfallursache „Wild" trotz eines deutlichen Rückgangs um 763 Fälle auf 14.337 (2019: 15.100) an. Es folgen die Unfallursachen „Wenden/Rückwärtsfahren" mit 7.521 Fällen (2019: 10.335) und „Abstand" mit 6.038 Fällen (2019: 7.918).

Unfälle mit Wildbeteiligung hatten jeweils überwiegend einen Sachschaden und seltener einen Personenschaden zur Folge. Im Gegensatz zum Vorjahr ist jedoch eine getötete Person zu beklagen. Nach ersten Auswertungen handelt es sich bei den Wildunfällen um ein landesweites Phänomen. Signifikante regionale Schwerpunkte lassen sich nicht erkennen.

 
3. Hauptunfallursache bei Unfällen mit Getöteten und Schwerverletzten bleibt unverändert – Raserei führt weiterhin bei jedem dritten Unfall zum tödlichen Ausgang

Eine überhöhte bzw. nicht angepasste Geschwindigkeit steht trotz eines Rückgangs um zehn Prozent auf 450 Fälle (2019: 502) bei den Verkehrsunfällen mit Getöteten und Schwerverletzten weiter als Hauptunfallursache.

Es folgen Verstöße gegen die Vorfahrtsregeln mit einem Rückgang auf 298 Fälle (2019: 388), falsches Verhalten von Radfahrerinnen und Radfahrern in 223 Fällen (2019: 262) und Fahruntüchtigkeit mit 220 Fällen (2019: 225).

Von 114 Unfällen mit tödlichem Ausgang waren 35 - und damit fast jeder dritte Unfall - auf überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen.

Die Anzahl der alkoholbedingten Verkehrsunfälle mit 965 Unfällen (2019: 1.001) erreicht bei einem Rückgang um vier Prozent den geringsten Wert seit 2007. Hierbei wurden 463 Personen verletzt und drei getötet, fünf weniger als im Jahr 2019.

Die durch Drogeneinfluss verursachten Verkehrsunfälle entwickelten sich hingegen stark ansteigend. Nach den Anstiegen im Jahr 2018 von 116 auf 155 und im Jahr 2019 auf 160 wurden im vergangenen Jahr 210 Verkehrsunfälle (+31 Prozent) registriert. Bei diesen Unfällen wurden 144 Personen (+45) verletzt und zwei Menschen getötet, einer mehr als im Jahr 2019. Ähnliches ist auch bei der Ursache Mischkonsum feststellbar. Die Anzahl der registrierten Gesamtunfälle bei vorliegendem Mischkonsum von Alkohol und Drogen hat um 47 Prozent - von 32 auf 47 Unfälle - zugenommen.

 
4. Trotz sinkender Unfallzahlen mit Fußgängern – Anstieg der Getöteten in dieser Verkehrsbeteiligungsart

Nach einem leichten Anstieg der Unfallzahlen in diesem Segment im Jahr 2019, ist 2020 eine Abnahme der Verkehrsunfälle mit Fußgängern festzustellen. Mit 858 Verkehrsunfällen ereigneten sich 95 weniger als im Vorjahr. Die Anzahl der verunglückten Fußgänger sank auf 602 (-12 Prozent). Die Zahl der verletzten Fußgänger sank um 86, jedoch kamen 15 Fußgänger zu Tode, das waren vier mehr als im Jahr 2019. Fast jeder zweite verunglückte Fußgänger ist über 65 Jahre alt oder ein Kind.

 
5. Leichter Rückgang verunglückter und getöteter Fahrradfahrer – Zunahme von Pedelecunfällen

Im Jahr 2020 ist die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Fahrradfahrern auf Sachsen-Anhalts Straßen im Vergleich zum Vorjahr etwas, um 128 Fälle auf 2.703, gesunken (2019: 2.831). Knapp die Hälfte dieser Unfälle wurde von den Fahrradfahrern verursacht. Zudem sank die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer insgesamt leicht um 39 auf 2.023. Die Zahl der getöteten Fahrradfahrer reduzierte sich um zwei Fälle auf 13.

Die Pedelecs, welche mit ihrer begrenzten Tretunterstützung (bis 25 km/h) eine Variante der Fahrräder darstellen, gewinnen im Zuge der Förderung des Radverkehrs vermehrt an Interesse. Pedelecs bieten viele neue Möglichkeiten, bergen aber auch Risiken. Im Jahr 2020 wurden 167 Verkehrsunfälle mit Pedelecs registriert (2019: 103), größtenteils mit Personenschaden. Sie machen damit einen Anteil von rund sechs Prozent aller Fahrradunfälle aus. Eine Zunahme lässt sich hier auch bei der Zahl der Verunglückten erkennen, welche um 55 auf 137 stieg. Zwei Menschen wurden, wie bereits im Vorjahr, getötet. Die Opfer von Pedelec-Unfällen sind überwiegend Personen mittleren Alters. Vor allem die Generationen ab 65, die ihre Mobilität als Pedelec-Nutzer wiedergewinnen bzw. erweitern wollen, sind besonders verletzungsgefährdet. Knapp 38 Prozent der Verunglückten waren Personen ab 65 Jahren.

Die Unfallursachen bei der Pedelec-Benutzung sind vielfältig. Hauptunfallursache aller durch Pedelec-Fahrer verursachten Verkehrsunfälle ist die falsche Straßenbenutzung, vor der überhöhten bzw. nicht angepassten Geschwindigkeit sowie Fehlern beim Abbiegen. Pedelec-Fahrer waren in 50 Prozent der Gesamtunfälle Unfallverursacher. Der Verursacheranteil ist damit um rund zehn Prozent im Vergleich zu Vorjahr gestiegen.

 
6. Elektrokleinstfahrzeuge spielen (noch) keine große Rolle im Unfallgeschehen

Am 15. Juni 2019 ist die Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung (eKFV) in Kraft getreten. Seit dem vergangenen Jahr werden nunmehr bundesweit die Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Elektrokleinstfahrzeugen (u. a. Elektro-Tretroller) einheitlich statistisch erfasst. Im Jahr 2020 wurden in Sachsen-Anhalt 29 Verkehrsunfälle (2019: 4) mit Beteiligung von Elektrokleinstfahrzeugen aufgenommen. Dabei verunglückten 16 Menschen. Zwölf Personen wurden leichtverletzt, vier schwer. Drei Viertel dieser Unfälle wurde von den E-Tretroller-Fahrern verursacht. Die Unfälle ereigneten sich ausschließlich innerhalb geschlossener Ortschaften.