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Stiftung Warentest / Wahl-O-Mat: Wie die Wahl-App mit Nutzer­daten umgeht

Der Countdown läuft: Am 24. September wählt Deutsch­land einen neuen Bundes­tag. Mit ihrer Stimme entscheiden Bürger auch darüber, wer die neue Regierung stellen soll. Doch viele Wahl­berechtigte sind noch unent­schlossen. Der Wahl-O-Mat hilft dabei, die richtige Entscheidung zu treffen, indem er politische Einstel­lungen von Nutzern mit den Positionen der Parteien abgleicht. Doch wie geht der Wahl­helfer mit Nutzer­daten um? Unser Schnell­test liefert die Antwort.

Die Qual der Wahl

Mehr als 30 Parteien treten bei der Bundes­tags­wahl an – von den etablierten Parteien über obskure Vereinigungen wie „Die Urbane. Eine HipHop-Partei“ oder die „Magdeburger Garten­partei“ bis hin zu den Satirikern von „Die Partei“, die eine Bier­preisbremse und „doppelt so viel Gerechtig­keit wie die SPD“ fordern. Seit 2002 führt der Wahl-O-Mat – ein Angebot der Bundes­zentrale für politische Bildung – durch den Parteien­dschungel. Anders als Verwandte, Freunde und Kollegen hat er keine politischen Präferenzen. Das Programm stellt Nutzern 38 Fragen und analysiert, wie stark sich die Antworten mit den Positionen der zur Wahl stehenden Parteien über­schneiden. Da es sich bei politischen Einstel­lungen um sensible Daten handelt, wollten wir wissen, wie die Android- und iOS-App des Wahl-O-Mat mit Nutzer­daten umgehen.

Alles sauber

Das Daten­sende­verhalten von Apps bewerten wir stets mithilfe der drei­stufigen Skala „unkritisch“ – „kritisch“ – „sehr kritisch“. Sowohl die Android- als auch die iOS-Variante des Wahl-O-Mat sind unkritisch. Sie erfassen nur wenige Daten – sie fragen weder nach dem Klar­namen noch nach der E-Mail-Adresse des Nutzers, können ihn also nicht identifizieren. Zudem senden die Apps fast sämtliche Informationen, bevor der Nutzer seine Antworten eingibt. Die geäußerten politischen Einstel­lungen lassen sich nicht auf eine konkrete Person zurück­führen.

Austausch mit Google

Auch wenn der Wahl-O-Mat spar­sam und zurück­haltend mit Nutzer­daten umgeht, gibt es einen kleinen Kritik­punkt: Sowohl die Android-App als auch die iOS-Variante kommunizieren mit Google-Servern. Sie über­prüfen dabei, ob der Nutzer ein Google-Konto besitzt. Die Anfrage beschränkt sich auf die reine Existenz eines solches Kontos – der Wahl-O-Mat ermittelt weder Namen noch Kontakt­daten seiner Nutzer. Laut der Bundes­zentrale für politische Bildung dient der Abgleich mit Google dazu, dem Nutzer Push-Nach­richten schi­cken zu können – etwa einen Aufruf, am 24. September wählen zu gehen. Das hätte sich mit etwas mehr Programmier­aufwand aber auch ohne Google lösen lassen. Zudem wäre es höflicher gewesen, den Nutzer vor die Wahl zu stellen, ob er Push-Nach­richten gestatten möchte oder nicht.

Fazit: Daten­spar­sames, praktisches Tool für die Wahl­entscheidung

Vom kleinen Schön­heits­fehler mit dem Google-Abgleich abge­sehen, ist der Wahl-O-Mat aus Daten­schutz­perspektive lupenrein. Er hilft Nutzern dabei, sich in einige wichtige Themen der bevor­stehenden Bundes­tags­wahl einzulesen und heraus­zufinden, welche Partei ihnen am nächsten steht – ohne dass sie dafür die oft ellen­langen, verklausulierten Wahl­programme lesen müssen.


Bild:  © Bundeszentrale für politische Bildung