Hamburg
(ots)
- Jeder Vierte weiß außerhalb der Sprechzeiten
nicht wohin wenden
- Jüngere gehen im Zweifelsfall lieber in die
Klinik
- Facharzttermine frühestens nach vier Wochen
- Sektorengrenzen verunsichern Patienten
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Prozent der Deutschen ist unklar, an wen sie sich bei akuten, aber nicht
lebensbedrohlichen Erkrankungen außerhalb der Sprechzeiten wenden müssen, in
Hamburg wissen das sogar 28 Prozent nicht. Besonders jüngere Menschen sind da
unsicher. Bei weniger akuten Beschwerden würden sich über 80 Prozent an einen
niedergelassenen Arzt oder Facharzt wenden, 13 Prozent an den Ärztlichen
Bereitschaftsdienst und 5 Prozent gingen auch dann grundsätzlich in die
Kliniknotaufnahme.
Außerhalb
der Sprechzeiten würde das sogar jeder Vierte machen, weniger als die Hälfte
würde sich an eine Notfallpraxis wenden oder den Ärztlichen Bereitschaftsdienst
anrufen. Insgesamt verunsichert die Einteilung der Patientenversorgung in
verschiedene Sektoren jedoch offensichtlich große Teile der Bevölkerung. Das
ergab eine repräsentative Online-Befragung von 1.000 Bundesbürgern durch das
Institut Toluna im Auftrag der Asklepios Kliniken, die noch vor der
Corona-Krise durchgeführt wurde.
Knapp
jeder Dritte ging schon einmal in eine Krankenhausnotaufnahme, obwohl ein
niedergelassener Arzt am nächsten Tag hätte helfen können. Vor allem Jüngere
bevorzugen die Klinik: Knapp die Hälfte von ihnen war schon mit einer weniger
akuten Erkrankung in der Notaufnahme. "Die historisch gewachsenen
Sektorengrenzen werden von vielen Menschen offenbar nicht verstanden und führen
bei Patienten zur Verwirrung", sagt Kai Hankeln, CEO der Asklepios
Kliniken GmbH & Co. KGaA dazu. Möglicherweise spielen bei der Bevorzugung
von Kliniken auch die langen Wartezeiten auf Facharzt-Termine eine Rolle. So
berichteten die Befragten (vor Corona), bei Orthopäden, Gynäkologen,
Hautärzten, Gastroenterologen und Kardiologen jeweils mindestens vier Wochen
bis zum Termin gewartet zu haben, bei Neurologen über fünf, bei Augenärzten
fast sechs und bei Psychiatern/Psychotherapeuten fast sieben Wochen.
In
Hamburg ist die Wartezeit teilweise noch länger. Während die Mehrheit vier
Wochen für Vorsorgeuntersuchungen noch akzeptabel findet, erwarten die
Befragten bei akuten Beschwerden einen Termin innerhalb einer Woche. Die Terminservicestelle
der Kassenärztlichen Vereinigung haben gerade mal 8 Prozent schon einmal
genutzt, darunter deutlich mehr Jüngere.
Der
Facharzt in der Klinik als Alternative?
Gäbe
es dort schneller einen Termin, würden 84 Prozent auch einen Facharzt im Krankenhaus
konsultieren. Das gilt insbesondere für diejenigen, die in den letzten fünf
Jahren in einer Klinik zur stationären Behandlung waren. Als Vorteile sehen die
Befragten eine moderne medizinische Ausrüstung, eine mehr ganzheitliche
Versorgung durch Einbeziehung anderer Fachbereiche, den neusten Stand der
Wissenschaft und eine bessere Versorgung.
Einfacher
ist es bei einem lebensbedrohlichen Notfall: Dann würden 9 von 10 Deutschen die
112 wählen oder in die Notaufnahme eines Krankenhauses gehen, wobei es jüngere
Menschen stärker in die Klinik zieht. "Den Krankenhäusern wird zu Recht
viel Vertrauen entgegengebracht", so Hankeln weiter, "aber wenn sehr
viele Patienten unsere Notaufnahmen aufsuchen, die gar keine Notfälle sind,
müssen wir uns neue Konzepte der Versorgung überlegen." Dazu zählen das
Prinzip der Capitation, bei dem die gesamte Versorgung einem Anbieter von der
Prävention bis zur Behandlung übertragen wird.
Ein anderer Ansatz, um die Notaufnahmen der Krankenhäuser vor zu vielen Patienten mit Bagatellerkrankungen zu schützen, sind so genannte Portalpraxen. Jeder zehnte Befragte kennt Krankenhäuser, an denen Portalpraxen angeschlossen sind. Mit zunehmendem Alter werden sie als sinnvoll erachtet, so steigt die Zustimmung im Alter von 18-29 Jahre von 31 Prozent kontinuierlich bis auf 55 Prozent bei Über-60-Jährigen.
Text:
Asklepios Kliniken GmbH & Co. KGaA